Bürgerbrief 65: Januar 1996

Walsdorfer Wahlergebnisse der Landtagswahl vom 19. 2.1995

Die Wahlen zum Hessischen Landtag vom 19. Februar 1995 brachten im Stadtteil Walsdorf folgende Ergebnisse.

(Zum Vergleich werden die Ergebnisse zur Landtagswahl vor vier Jahren mitangeführt.) 

19.2.199520.1.1991
Wahlberechtigte11751164
Briefwähler7143
Abgegbene Stimmen.(ohne Br.-W.)730 = 62,1%776 = 66,7%
1. Stimme%2. Stimme%1. Stimme%2. Stimme%
SPD31343,528038,932542,730539,9
CDU30041,728940,134244,932642,6
Bündnis 90/Grüne567,87710,7324,2516,7
F.D.P.365,0527,2547,1699,0
REP141,9141,981,181,0
Sonstige81,060,8
Ungültig111,0151,1

(Die %-Zahlen beziehen sich auf die abgegebenen gültigen Stimmen) 

Betrachtung der Erststimmen 

Bei den Erststimmen ist nur der Vergleich der erzielten Ergebnisse der beiden Bewerber der SPD und der CDU interessant, weil sie allein eine Chance hatten, das Direktmandat im Wahlkreis 28 ( Rheingau-Taunus II ) zu erringen. Zunächst ist festzustellen, daß beide Direktkandidaten mehr Stimmen erreicht haben als ihre Parteien; Manfried Weber 33 und Roland Rösler 11. Webers Vorsprung vor der Partei fiel diesmal deutlicher aus als vor vier Jahren, während Rösler vor vier Jahren noch 16 Stimmen mehr als seine Partei hatte.  

Manfried Weber konnte auch prozentual geringfügig zulegen (0.8%), während Roland Rösler im Vergleich zu 1991 3.2%-Punkte einbüßte. Da die Republikaner sowohl bei den Erststimmen wie bei den Zweitstimmen die gleiche Stimmenzahl erhielten und man davon ausgehen kann, daß diese Wähler ihre Stimme nicht splitteten, kann man schlußfolgern, daß Manfried Weber außer von den SPD-Wählern auch Stimmen von Bündnis 90/Grünen, der F.D.P. und den Sonstigen bekommen haben muß. Roland Rösler dagegen kann nicht alle Stimmen der Wähler bekommen haben, die mit ihrer Zweitstimme die F.D.P. gewählt haben, denn CDU und F.D.P. kamen bei den Erststimmen auf 336 Stimmen, bei den Zweitstimmen aber auf 341. 

Betrachtung der Zweitstimmen 

Ein Vergleich der Zweitstimmen, die bei den Wahlen 1991 und 1995 für die Parteien abgegeben wurden, ergibt folgendes Bild:  

Die SPD, CDU und F.D.P. verlieren Stimmen, Bündnis 90/Grüne, die Republikaner und auch die Sonstigen legen, wenn auch unterschiedlich, zu. Die CDU verliert 2.5%, die F.D.P. 1.8% und die SPD 1.0%. Klare Gewinner wie im Land waren auch in Walsdorf die Grünen.  Sie konnten ihr Ergebnis um 4.0% verbessern, während die Republikaner 0.9% mehr Stimmen erreichten. Der Zuwachs der Sonstigen mit 0.2% war gering, wie überhaupt festzustellen ist, daß bei einem Angebot von 17 Parteien die vier etablierten Parteien zusammen 97% der Stimmen auf sich vereinigten.  

Vergleich des Walsdorfer Ergebnisses mit dem der Gesamtstadt 

Bei der diesjährigen Wahl gab es wie auch schon bei der Bundestagswahl im Oktober 1990 einen markanten Unterschied zwischen der Wahlentscheidung der Walsdorfer Wähler und denen der Gesamtstadt. Die SPD erhielt in Walsdorf sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen prozentual deutlich mehr Stimmen als in Idstein und zwar + 4.4% bei den Erststimmen und + 6.3% bei den Zweitstimmen. CDU, Bündnis90/Grüne und F.D.P. schnitten hier schlechter ab als in Gesamtidstein. Hier sind vor allem die Ergebnisse für die Zweitstimmen interessant. 

Die CDU erhielt in Walsdorf 1.3%, B.90/Grüne 2.5% und die F.D.P. 2.2% weniger Stimmen als in der Gesamtstadt. Das Ergebnis für die Republikaner liegt um 0.3% höher als in Idstein. Das Ergebnis der Volksabstimmung  Auch hier war die Mehrheit der Wähler gegen eine Herabsetzung des Wählbarkeitsalters von 21 auf 18 Jahre. 406 Wähler stimmten mit nein, 283 mit ja und 36 Stimmen waren ungültig.  

Helmuth Leichtfuß

Die Walsdorfer Wahlergebnisse der Nachwahl vom 10.September 1995 und der ersten Direktwahl des Bürgermeisters  

I Die Nachwahl

Da, wie bekannt, die Walsdorfer Wahlergebnisse für die Gemeindewahl in der Stadt Idstein vom 7. März 1993 wegen Unklarheiten im Wahlprotokoll vor Gericht angefochten worden waren, mußte die Gemeindewahl am 10. September 1995 in unserem Stadtteil wiederholt werden. Dabei erzielten die einzelnen Parteien folgende Ergebnisse (Die Ergebnisse vom 7. März 1993 sind zum Vergleich angegeben): 

19931995
Wahlberechtigte11531161
Wähler84473,2 %65156,1 %
Briefwähler90
SPD23527,8 %13320,4 %
CDU28533,8 %30647,0 %
Grüne728,5 %548,3 %
F.D.P313,7 %385,8 %
FWG17921,2 %9013,8 %
ungültig425,0 %304,6 %

(Die Briefwahlergebnisse der beiden Wahlen sind eingerechnet)

(Die Prozentzahlen beziehen sich auf die Zahl der abgegebenen Stimmen.) 

Betrachtung der Ergebnisse:

– Die CDU war der eindeutige Gewinner der Wahl; sie konnte 13,2 %zulegen. 
– SPD und FWG haben mit je 7,4 % beträchtliche Stimmeneinbußen hinnehmen müssen. Die Verluste der FWG erklären sich hauptsächlich daraus, daß sie sich besonders lautstark für die Wiederholung der Wahl eingesetzt hatte. 
– Die F.D.P. konnte zwar ihr Ergebnis etwas verbessern, hat ihr Wahlziel, den Wiedereinzug in die Stadtverordnetenversammlung zu erreichen, aber verfehlt.
– Die Wahlbeteiligung war mit 56,1 % so niedrig wie noch nie  bei einer Kommunalwahl.

II Direktwahl des Bürgermeisters

Von den 1161 Wahlberechtigten haben in Walsdorf 561 Wähler ihre Stimme abgegeben. Die Ergebnisse der Briefwahl sind nicht bekannt. Von den abgegebenen Stimmen entfielen auf die Bewerberin Inga Rossow 191 = 34,0 % und auf den Bewerber Hermann Müller 361 = 64,3 %. 9 Stimmen waren ungültig. Auch hier war die Wahlbeteiligung mit 48,3 % sehr niedrig. 

Helmuth Leichtfuß 

Was das Ortssippenbuch bringt 

Wie ich bereits im letzten Bürgerbrief angekündigt habe, wird das Ortssippenbuch von Walsdorf im Frühjahr 1996 erscheinen. Es wurde anhand der Walsdorfer Kirchenbücher erarbeitet, die bis zum Jahre 1647 zurückreichen. Die meisten Walsdorfer Familien können also mit Hilfe dieses Buches ihre verwandtschaftlichen Beziehungen mit anderen Familien des Dorfes bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges zurückverfolgen und auch entnehmen, welche Berufe ihre Vorfahren
hatten. Handelt es sich um Familien, deren Vorfahren erst nach 1647 von auswärts durch Heirat oder Erwerb des Bürgerrechts nach Walsdorf gekommen sind, läßt sich fast durchgehend feststellen, wann und woher sie kamen. 

Alle, die sich schon öfter einmal gefragt haben, wie bin ich eigentlich mit dieser oder jener Familie verwandt oder seit wann ist meine Familie hier ansässig, finden leicht die Antwort im Ortssippenbuch. Wie man dabei vorgehen muß, zeige ich unten am Beispiel meiner Vorfahren väterlicherseits. Da man aus dem Buch erkennen kann, woher man stammt und auf welche Weise man mit den Bewohnern der früheren Heimatgemeinde meist über Generationen verbunden ist, wird das Buch auch für ehemalige Walsdorfer, die jetzt verstreut in allen Teilen der Bundesrepublik oder im Ausland wohnen, und deren Kinder von Interesse sein, und die Walsdorfer sollten ihre Verwandten auf die Erscheinung des Buches aufmerksam machen. Das VORWORT zum Ortssippenbuch wird Einzelheiten über die Kirchenbücher, einen Überblick über die Entwicklung der Bevölkerung des Dorfes, Hinweise für die Benutzung und eine Zeichenerklärung bringen. 

Der HAUPTTEIL enthält alle Familien, die mit anderen Familien Walsdorfs in verwandtschaftlicher Beziehung stehen. Für jede Familie wurde ein Familienblatt angelegt. Alle Familienblätter -insgesamt sind es 2035 – wurden nach den Familiennamen alphabetisch und innerhalb der einzelnen Sippen zeitlich geordnet und durchnumeriert. Jedes Familienblatt enthält neben der Familiennummer das Datum und den Ort der Eheschließung, die Geburts- und Vornamen der Eheleute, deren Geburts- und Todesdaten und die Nummern der Elternfamilien. Außerdem werden alle Kinder mit ihren Geburtsdaten aufgeführt. Sind welche im Kindesalter oder ledig gestorben, werden auch die Sterbedaten angegeben. Für überlebende Jungen ist die spätere Familiennummer, für überlebende Mädchen die Familiennummer des späteren Ehemannes angegeben, so daß man mühelos den Anschluß finden kann. Im ANHANG werden interessante Vermerke der Pfarrer bei Taufen oder Beerdigungen über besondere Ereignisse wie auffallende Einzelschicksale, die Auswirkungen kriegerischer Verwicklungen auf das Dorf oder bemerkenswerte Unglücksfälle aufgeführt. Außerdem wird ein Namens- und Ortsregister beigegeben. 

Nun das oben angekündigte Beispiel für den Gebrauch des Ortssippenbuches. 

Die Sippe Leichtfuß umfaßt 78 Familienblätter mit den Nummern 867 bis 945. Im folgenden sind die für meine Vorfahren relevanten aufgeführt. Zuvor aber noch die Zeichenerklärung. Es bedeuten :

°° geheiratet;
 W. Walsdorf;
* geboren;
~ getauft;
+ gestorben;
+/* tot geboren;
[] beerdigt;
(aus 913) Eltern der betreffenden Person
( 925) Künftige Familiennummer eines Sohnes
(°° 1938) Fam.- Nr. des künftigen Ehemanns eines Mädchens 
[1618] Datum wurde aus anderen Angaben erschlossen 
Dom. 3 p. Trin. Dominica 3 post Trinitatis = 3. Sonntag nach dem Trinitatisfest
925
°°19.12.1920 W. Leichtfuß, Gustav Heinrich Hermann  
Bauer (1920) (aus 913)
* W.20. 5.1888 + Cbg.19. 7.1946 und Ochs, Elisabeth Luise (aus 1137)
* W.20.11.1890 + W.5. 7.1979 
1 Karl
2 Helmuth Otto 
3 Walter
4 Brunhilde  
(Aus Gründen des Datenschutzes können Geburtsdaten nach 1900 nicht angegeben werden.) 
913
°° 4. 4.1880 W. Leichtfuß, Karl Philipp (aus 908) 
Bauer ( 1880) 
* W.25. 2.1855 + W.22.11.1918 und Lehmann, Auguste Philippine Luise (aus 821) 
* W.17. 1.1857 + W.21. 9.1944 
1 Emma Elise * W. 5. 5.1881 (°° 1938) 
2 Kind +/* W.28. 7.1884 
3 Hermine Karoline Henr.* W.18. 3.1886 (°° 1439)
4 Gustav Hch.Hermann * W.20. 5.1888 ( 925) 
5 Henriette * W. 7. 8.1890 (°° 1559) 
6 Emil Gustav * W.28. 1.1893 ( 924)
908
°° 26. 4. 1857 W. Leichtfuß, Philipp August (aus 891) 
Schmied (1857); Bürgermeister und kaiserl. Postagent ( 1873)
* W.31. 5.1830 + W.31.10.1884 und Heß, Katharina Philippine Friederike Sophie (aus 485) 
* W.25. 8.1834 + W. 3.11.1873 
1 Karl Philipp * W.25. 2.1855 ( 913) 
2 Karl Ludwig Gustav * W.18.11.1857 ( 914) 
3 Wilhelmine Kath.Karol.* W.13. 1.1860 
4 Friedr. Ludwig Reinh. * W.23. 2.1862 ( 917) 
5 Wilhelmine Sophie Luise Katharina * W. 3.10.1871
891 
°° 31. 7.1825 W. Leichtfuß, Johann Bernh.Ww.(aus 882) 
Schmied (1825); Bauer (1875) (I.°° 890) 
* W.27. 9.1792 + W.15. 3.1875 und Zeiger, Maria Katharina (aus 1980) 
* W. 4. 7.1801 + W.18.10.1852 
1 Philipp August * W.31. 5.1830 ( 908) 
882 
°° 6. 1.1778 Leichtfuß, Philipp Konrad (aus 875) 
Schmied (1778)
* W. 4.11.1744 + W.28. 8.1805 und Schneider, Elisabeth Margarethe  
* Hennethal 26. 9.1753 + W.20. 7.1831 
1 Maria Christine * W.18.12.1778 
2 Georg Philipp * W. 5. 2.1782 ( 886) 
3 Maria Katharina * W.29. 9.1784 (°° 422) 
4 Philipp Kaspar Zw. * W. 8.12.1786 + W.13. 2.1787 
5 Philipp Konrad Zw. * W. 8.12.1786 ( 889) 
6 Maria Elisabeth * W.27.10.1789 + W.27.12.1791 
7 Johann Bernhard * W.27. 9.1792 ( 890; 891) 
8 Philipp Christian * W.29. 9.1797 + W.13. 1.1799 
875
°° 28. 1.1738 W. Leichtfuß, Philipp Christ.(aus 870) 
Schmied ( 1744) 
* W.11. 5.1706 + W.19.12.1776 und Lehmann, Anna Maria (aus 773) 
* W.26. 6.1717 + W. 5. 7.1775 
1 Johann Jakob * W.13. 7.1739 + W. 8. 4.1740 
2 Anna Maria * W. 8. 1.1741 + W.13. 5.1743 
3 Philipp Konrad * W. 4.11.1744 ( 882) 
4 Johann Philipp * W. 3.10.1747 ( 880) 
5 Philipp Kaspar * W.15. 7.1751 ( 881) 
6 Philipp Jakob * W. 9.10.1754 ( 883)
870
°° 26. 1.1697 W. Leichtfuß, Johann Merten (aus 867) 
~ W.10.11.1661 + W.11.12.1718 und Krug, Anna Maria (aus 739) 
* W. 16. 2.1780 + W.22. 9.1745 
1 Philipp Daniel * W.28. 1.1698 + W.25.10.1710 
2 Johann Niklaß * W.23. 9.1702 + W. 4. 5.1736 
3 Johann Jakob * W.21. 2.1704 ( 876) 
4 Philipp Christian * W.11. 5.1706 ( 875) 
5 Elisabeth Katharina * W.17. 3.1708 (°° 469) 
6 Anna Maria * W.16. 2.1710 (°° 175) 
7 Maria Kunigunde * W.15. 3.1711 + W. 9. 5.1711 
8 Philipp Kaspar * W.30. 3.1714  
867
°° 31.10.1649 W. Leichtfuß, Hans Bernhard  
Gerichtsschöffe (1691) 
* Idstein [1618] + W. vor 1696 und vom Stein, Anna Maria 
1 Maria Dorothea * W.29. 4.1650 [] W.30. 4.1650 
2 Hans Jakob ~ W.Dom.1 p.Trinit.1651 ( 869; 872; 873) 
3 Anna Kunigunde * W.11. 9.1653 + W.20. 6.1669
4 Philipp Christian Zw. * W.16. 8.1655 []W.18. 8.1655 
5 Kind Zw. +/* W.16. 8.1655 []W.18. 8.1655 
6 Georg Philipp ~ W.Dom. 1.Adv.1656 []W.16. 8.1657  
7 Johann Nikol.~ W.Dom.3.p.Trinit.1658 ( 868; 871) 
8 Johann Merten ~ W.10.11.1661 ( 870) 
9 Georg Adam ~ W.25. 1.1664 + W.29. 3.1670 
10 Philipp Kaspar ~ W.21.  3.1666 + W.12. 2.1753 
11 Maria Katharina ~ W.31. 5.1668 (°° 1094) 

Helmuth Leichtfuß 

Gassenspiele – junge Leute gestalten sie  

Wie auf den Gassenfesten des Bürgervereins in den vergangenen Jahre zu beobachten war, haben weitgehend junge Leute die traditionellen Kinderspiele geleitet. Martin Lück hat diese Aufgabe übernommen und gestaltet inzwischen eigenverantwortlich die von den Kindern so gut angenommenen Gassenspiele. Mit viel Engagement geht er an die Aufgabe und bemüht sich um neue und interessante Spiele. Das ist ihm bis jetzt gut gelungen. Allerdings hatte er es in den vergangenen Jahren nicht immer leicht, junge Leute als Helfer beim Durchführen der Spiele zu finden.  In diesem Jahr waren schon mehr ältere Schülerinnen als engagierte Helfer dabei. Das ist sehr erfreulich und gibt Anlaß zur Hoffnung, daß zumindest der Bereich „Gassenspiele“ beim Walsdorfer Gassenfest keine Nachwuchssorgen haben muß.  Allen aktiven jungen Helfern sagt der Verein ganz herzlichen Dank! 

Monika Kiesau 

Die zwei Schreinereien in Walsdorf 

In unserer Reihe “ Was gibt es wo in Walsdorf “ sollen heute die beiden Walsdorfer Schreinereien vorgestellt werden. Beide sind Familienbetriebe, in denen jeweils zwei Generationen mitarbeiten. In der jetzigen Zeit großer Mobilität stellt es kein Problem dar, wenn zwei gleichartige handwerkliche Gewerbebetriebe in einem Dorf nebeneinander bestehen, denn die meisten Aufträge kommen von außerhalb. 

Schreinerei Heini Steinemann & Sohn 

Die Firmengeschichte dieses Handwerksbetriebes im alten Ortskern von Walsdorf am Beginn der Untergasse geht zurück bis in die Zeit von 1889/1890, als Heinrich Hohl seine Schreinerarbeit und das dafür gezahlte Entgelt in dem noch erhaltenen Geschäftsbuch zu dokumentieren begann. Dieses Buch, heute vom Ehepaar Heini und Elfriede Steinemann liebevoll gehütet, gibt interessante Aufschlüsse über die damalige Zeit, als Heinrich Hohl bespielsweise notierte: 1 Tag auswärts gearbeitet: 3,10 Mark, 4 Tage Arbeit in Frankfurt: 6 Mark oder 1 Küchentisch gemacht: 13 Mark. Vom Jahr 1903 an hatte Heinrich Hohl auch „Ausbildungsbefugnis“, was man wohl mit einem heutigen Meistertitel gleichsetzen kann. Sein Sohn Karl begann 1904 seine Lehre und legte 1927 die Meisterprüfung ab. Ab 1948 arbeitete Heini Steinemann, der als Schreinergeselle aus Marienborn nach Walsdorf gekommen war, im Betrieb mit. Er wurde später der Schwiegersohn des Meisters und übernahm, nachdem er selbst auch die Meisterprüfung bestanden hatte, 1955 die Leitung des Betriebs. Inzwischen nennt sich die Firma „Heini Steinemann & Sohn“. Letztere Angabe bezieht sich auf den Sohn Dieter, der 1975 die Meisterprüfung abgelegt hat. Im Betrieb arbeiten z.Z. Vater und Sohn Steinemann, ein Geselle und ein Lehrling bzw. Auszubildender. Auch die Ehefrauen der beiden Steinemanns arbeiten im Geschäft mit und erledigen die Büro- und Organisationsarbeiten. Im kommenden Jahr 1995 wird Heini Steinemann nach 40 Jahren Tätigkeit als Schreinermeister den Titel „Altmeister“ führen dürfen, der regulär von der Handwerkskammer verliehen wird.

Die Schreinerei arbeitet heute für den Innenausbau, stellt auch Fenster und Türen, sowie Möbel her. Särge werden seit gut 30 Jahren nicht mehr hier angefertigt, sondern von außerhalb bestellt. Im Zusammenhang damit werden Organisation und Formalitäten von Bestattungen übernommen. Die Auftragslage des Geschäftes ist gut. Nach Erlangung der deutschen Einheit gab es im Jahre 1992 z.B. einen großen Auftrag für Büroeinbaumöbel in Leipzig für eine Versicherung. 

Die Schreinerei Hartmut Frenzel 

Diese Schreinerei an der Idsteiner Straße wurde von Rudolf Frenzel, dem Vater des heutigen Inhabers, gegründet. Ihn hatten die Folgen des Zweiten Weltkrieges aus seiner Heimat, dem Banat in Rumänien, vertrieben. Er entstammte einer deutschen Familie, deren Männer seit der Urgroßvater-Generation schon Schreiner gewesen waren. Der Urgroßvater hatte einst in seiner Gesellenzeit auf der Wanderschaft seine Braut im Frankfurter Raum gefunden, und in diese Region kehrte dann sein Urenkel Rudolf Frenzel über Bayern zurück, als er 1946 nach Walsdorf kam.  Seine Arbeit als Schreiner begann er sofort, wobei er oft auswärts arbeitete. In die Handwerksrolle wurde er 1951 eingetragen. Seine Schreinerei entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen. In der Hintergasse, wo die Firma 1947 gegründet wurde, war der Platz knapp. In das Jahr der Firmengründung fiel auch seine Heirat mit Erna Seyberth, der Tochter einer alteingesessenen Walsdorfer Familie. Gemeinsam arbeiteten beide am Aufbau der Firma, wobei sich die junge Frau auch beim Neubau von Schreinerei und Wohnhaus an der Idsteiner Straße kräftig engagierte, ebenso wie später bei den vielfältigen Aufgaben im Büro des Geschäftes. Der Neubau auf einem Grundstück der Familie Seyberth wurde 1955 eingeweiht.  1978 kam dann noch ein großer neuer Maschinenraum als Anbau hinzu. Ab 1956 arbeitete neben dem Firmengründer zusätzlich ein Geselle mit im Betrieb, in den auch der Sohn Hartmut Frenzel 1969 nach Abschluß seiner Lehre eintrat. Schon 1972 konnte Hartmut Frenzel seine Meisterprüfung ablegen. 1991 übernahm dieser dann offiziell die Schreinerei von seinem Vater, obwohl Rudolf Frenzel immer noch regelmäßig in der Werkstatt anzutreffen ist. Dort arbeiten außer Vater und Sohn Frenzel ein Geselle festangestellt und bei großem Arbeitsanfall Aushilfskräfte. Während das Schwergewicht in der ersten Zeit mehr auf der Bauschreinerei gelegen hatte, wird heute mehr für den Innenausbau (Holzdecken, Parkett z.B.) gearbeitet, Möbel und Türen sind ein weiterer Schwerpunkt. Auch einzelne Restaurierungen (etwa 1 – 2 pro Jahr) werden in Auftrag genommen. Dafür ist Rudolf Frenzel der Spezialist. Aufträge liegen normalerweise für mehrere Monate im voraus vor, überwiegend aus dem Raum Frankfurt – Wiesbaden, aber auch von weiter her. Ein größerer Auftrag lautete z.B. Innenausbau und Türen einer Kurklinik in Bad Driburg. Auch in der Schreinerei Frenzel ist die Büroarbeit Aufgabenbereich der Frauen der Familie, wobei hier inzwischen der Generationswechsel ebenso vollzogen worden ist wie in der Werkstatt.

Isolde Buck 

Wie man die Leute im 19. Jahrhundert klein hielt 

Rundschreiben aus dem Jahre 1831 an die Schultheißen Nassaus, entnommen dem Zirkularbuch des Freifleckens Walsdorf 

Vorbemerkung. 

Verordnungen und amtliche Schreiben wurden von der Behörde handschriftlich ausgefertigt. Wenn ein Schultheiß durch einen Boten ein solches Schriftstück erhielt, mußte er meist eine Abschrift ins Zirkularbuch aufnehmen und das Original durch Boten an den Nachbarschultheißen weiterbefördern lassen. Das im Walsdorfer Archiv noch vorhandene Zirkularbuch setzt im Jahre 1830 ein und reicht bis 1883.  In loser Folge sollen in den kommenden Bürgerbriefen Vorschriften veröffentlicht werden, die ein anschauliches Bild davon geben, wie der Alltag der Menschen vor etwa 150 Jahren reglementiert wurde. Das vorliegende Beispiel ist insofern interessant, als es sehr deutlich zeigt, wie die Obrigkeit Bürgeraktivitäten, wie sie seit der Französischen Revolution 1789, den Befreiungskriegen 1813 und der Julirevolution 1830 um sich griffen, möglichst einschränken und ungefährlich machen wollte. Die Aktivitäten der Bürger werden auf die Gemeindeangelegenheiten beschränkt, und gemeinschaftliches Handeln wird unter Strafe gestellt. 

„Herzogliche Landesregierung hat in Erfahrung gebracht, daß in einigen Orten gegen die gesetzlichen Vorschriften Zusammenkünfte zur Abfassung gemeinschaftlicher Bitt- und Beschwerdeschriften stattgefunden haben, welche als strafbar zu betrachten sind. Die bestehenden Gesetze geben jedem einzelnen Einwohner sowohl als jeder Gemeinde durch ihre Vorsteher alle Gelegenheiten, ihre Wünsche vorzutragen, Beschwerden anzubringen und insbesondere dahin zu wirken, daß die Einnahmen der Gemeinde gesichert und die Ausgaben soviel als möglich beschränkt werden. Die in jeder Gemeinde bestehenden Vorsteher sind zur Beratung für die Herrn Schultheißen angeordnet, und ihnen steht die Befugnis zu, namens der Gemeinde Anträge und Gesuche an die Landesbehörden gelangen zu lassen, welche sie entweder gemeinschaftlich mit dem Herrn Schultheißen oder auch allein zu unterschreiben haben. Hinsichtlich der Verwaltung des Gemeindevermögens wird der jährlich aufzustellende Rechnungsüberschlag von den Vorstehern mit dem Herrn Schultheißen beraten, und nach vorgängiger Bekanntmachung im Gemeindehaus zur Einsicht offen gelegt, wo es jedem Gemeindemitglied freisteht, seine Bemerkungen schriftlich zu machen oder mündlich zu Protokoll zu geben, damit sie von den höheren Behörden berücksichtigt werden können. Ebenso wird die aufgestellte Rechnung mit allen Urkunden jedem Gemeindeglied 8 Tage zur Einsicht offen gelegt, so daß also jedermann von dem Stand des Gemeindehaushalts Kenntnis nehmen kann. 

Endlich ist es allen einzelnen Untertanen als auch den Gemeinden unbenommen, sich mit Vorstellungen und Bittschriften an seine Herzogliche Durchlaucht, an die anordnenden Behörden und auch an die alljährlich sich versammelnden Landstände des Herzogtums zu wenden, damit diese sie in Beratung nehmen können. Es ist also die größtmögliche Öffentlichkeit der Gemeindeverwaltung angeordnet und jedermann der gesetzliche Weg eröffnet, auf welchem er seine Gesuche oder Beschwerden zur verfassungsmäßigen Entscheidung bringen kann. Diese gesetzlichen Wege müssen aber genau eingehalten werden, und jede eigenmächtige Abweichung davon, jede andere Verbindung zur Beschwerdeführung und Veranlassung einer Abänderung der bestehenden Gesetze ist unerlaubt und strafbar. Die Amtseinwohner werden daher verwarnt, sich zu keinen anderen Schritten verleiten zu lassen, welche sie notwendigen Strafen aussetzen würden. Es ist daher verboten, daß sich MEHRERE Einwohner einer Gemeinde im eigenen oder im Namen der übrigen Gemeindeglieder Beschwerdeschriften oder Gesuche GEMEINSCHAFTLICH verfassen oder unterzeichnen oder persönlich und mündlich einer Behörde vortragen, welche sie nicht persönlich sondern die Gemeinde und Staatsverwaltung betreffen. Nur die Vorsteher einer einzelnen Gemeinde dürfen für diese gemeinschaftlich unterschreiben und Vorträge machen.  Auch ist es einzelnen das nämliche Gewerbe treibenden Personen erlaubt, wegen ihres Gewerbes gemeinschaftlich eine Vorstellung zu unterschreiben, jedoch dürfen sie nur aus einer und derselben Gemeinde sein.  Wer gegen dieses Verbot handelt, wird polizeilich bestraft, und bei erschwerenden Umständen kann die Strafe bis zu sechsmonatlichem Correktionshaus oder Festungsstrafe von gleicher Dauer steigen. Gegen diejenigen, die einen solchen gesetzwidrigen Schritt veranlaßt oder die schriftliche Eingabe verfaßt haben, kann diese Strafe bis zu zweijähriger Dauer verlängert werden. Wenn Einwohner mehrerer Gemeinden sich zu einer solchen gemeinschaftlichen Eingabe oder Vorträge vereinigen, so wird gegen diese die besagte Strafe verdoppelt werden. Wenn sich die Vorsteher oder Schultheißen mehrerer Gemeinden zu solchen Schritten vereinigen, so werden sie nach besagtem Maßstab nicht nur doppelt bestraft, sondern auch ihres Dienstes entsetzt und für unfähig erklärt, je wieder gewählt zu werden. Derjenige, welcher versucht, zu dergleichen verbotenen Eingaben oder Vorträgen aufzureizen, zu dem Ende Versammlungen beruft oder veranlaßt, Unterschriften sammelt, Unzufriedenheit zu erregen sucht, wird je nach dem die Umstände beschwerend sind, bis zu dreimonatlicher Verhaftung im Correktionshaus oder gleich langem Festungsarrest bestraft. Sie werden angewiesen, dieses bei öffentlicher Gemeindeversammlung vorzulesen und jede Dawiderhandlung mit aller Amtstätigkeit vorzubringen, und wenn Ihnen solche verbotenen Handlungen zur Kenntnis kommen, die Anzeige anhero zu machen.  

Idstein den 10.Februar 1831 H.N.Amt Schellenberg“

Helmuth Leichtfuß

Sonnenzeit in Walsdorf

Seit Mitte August 1995 bietet auf dem Klosterplatz in Walsdorf eine große Sonnenuhr dem Vorbeikommenden die Zeit, sofern natürlich die Sonne scheint. Es ist eine sogenannte abweichende Vertikaluhr, das heißt, sie ist an eine senkrechte Wand angebracht, die jedoch nicht nach Süden ausgerichtet sondern um 27 Grad nach Osten verdreht ist. Diese Uhr kann maximal von 5 Uhr morgens bis 17 Uhr bei Sonnenschein die mitteleuropäische Uhrzeit anzeigen. Ferner sind auf ihr die Datumslinien für die Winter-und Sommersonnenwende sowie die Herbst- und Frühjahrspunkte abzulesen. Entworfen und berechnet hat sie Herr Gunter Hartmann aus Walsdorf, der im Frühjahr 1995 seine Idee dem Aktuellen Arbeitskreis des Bürgervereins vorstellte. Dieser befürwortete dieses Vorhaben und bot auch finanzielle Unterstützung an, die jedoch nicht erforderlich war. Familie Götz vom Klosterplatz stellte bereitwillig die in Frage kommende Gebäudewand zur Verfügung und übernahm auch die Material kosten. Herr Hartmann – ein Sonnenuhrenspezialist – schenkte seine Idee, die Berechnung und Ausführung der Arbeiten – eine Leistung von vielen Zeitstunden – dem Ort Walsdorf. Der Dank der Walsdorfer ist ihm und Familie Götz gewiß! Für den schön gestalteten Klosterplatz ist diese Sonnenuhr ein weiteres Schmuckstück, das mit dem Satz „Tempus fugit“ daran erinnert, daß die Zeit flieht – also alles vergänglich ist. 

Monika Kiesau 

Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV)

Was bringt uns Walsdorfern, die wir in einigen Bereichen unterversorgt sind, etwas abseits liegen und somit auf Mobilität angewiesen sind, der vielgepriesene RMV? Einerseits eine sehr erfreuliche und schon lange fällige Fahrpreisreduzierung in beachtlicher Höhe. So kostet z.B. die einfache Busfahrt von Walsdorf nach Idstein statt bisher 3,60 DM jetzt 2,00 DM. Dies sollte einer Überlegung wert sein, zumindest hin und wieder auf den Bus umzusteigen, denn die Fahrt mit dem eigenen Pkw kostet nicht nur Benzin sondern auch Parkgebühren, da fast alle Parkplätze in Idstein gebührenpflichtig sind. Wird das vorhandene Busangebot angenommen, besteht eventuell die Aussicht, die ausgedünnten Einsatzzeiten wieder aufzustocken. Eine weitere sehr sinnvolle Neuregelung ist vorzustellen: Sie können, wenn Sie innerhalb des RMV fahren und den Bus ab Walsdorf als Zubringer nutzen, Ihren Fahrschein für Ihr Fahrziel bereits im Bus in Walsdorf lösen und mit diesem Fahrschein das gesamte Zielgebiet kreuz und quer befahren. Und das- in einigen Teilbereichen- ebenfalls zu einem stark reduzierten Preis, in welchem der Fahrpreis für den Bus bereits enthalten ist.  

Nachfolgend einige Preisbeispiele: ( früher / jetzt )

  • Bus- oder Bahnfahrt von Walsdorf nach Wiesbaden ( 6,80DM / 5,50DM )
  • Bahnfahrt von Wörsdorf oder Idstein nach Frankfurt ( 11,20DM / 9,50DM )
  • Bus von Walsdorf nach Wörsdorf oder Idstein und Weiterfahrt mit der Bahn nach Frankfurt ( 14,80 DM 9,50 DM )

Die Jahreskarte nach Frankfurt hat sich nahezu um 500 DM ermäßigt. Noch nicht ganz zufriedenstellend sind einige Bus-/Bahnanschlüsse. Vielleicht kann da noch etwas nachgebessert werden. Die Bahn hat im neuen Fahrplan das Halteangebot in Wörsdorf reduziert. Es wäre sicher sinnvoll, diesen Bahnhof stärker zu frequentieren, um die bestehende Zugfolge zu erhalten. Es wäre außerdem ratsam, sich um den Ausbau des Parkplatzes am Wörsdorfer Bahnhof zu bemühen. Im Winter ist dieser Platz zu dunkel und zu schlammig. Außerdem ist er zu klein, so daß viele Pendler im angrenzenden Wohngebiet parken. Zuständig für diese Maßnahmen ist zwar die Bahn, aber der Ortsbeirat kann sicher mit den entsprechenden Argumenten an die Bahn herantreten. Sehr sinnvoll wäre außerdem eine Telefonzelle am Bahnhof, vielleicht neben dem Fahrscheinautomat. Wenn auch noch manches nicht ganz unseren Vorstellungen entspricht, so kann man doch sagen, daß vieles für die öffentlichen Verkehrsmittel spricht.  Die Bahn hat mit der Einführung des RMV ein attraktives Angebot vorgelegt und läßt auf unserer Strecke drei Zugarten verkehren:

  • Regional Expreß ( RE ) -entspricht dem früheren Eilzug und hält nicht in Wörsdorf,
  • den Stadt Expreß ( SE ) und
  • die Regional Bahn ( RB ).

Trudel Mayr

Redaktion: 
Monika Kiesau, Helmuth Leichtfuß, Manfred Wetzel