Untersuchung der Fachwerksubstanz an den Gebäuden in der Untergasse
Oft verbirgt sich hinter heute verputzten Fassaden ein nicht selten erhaltenswertes, gediegenes Fachwerk. Sicher gab es früher für das Verputzen von Fachwerk eine Reihe vermeintlicher Gründe. So begannen vor rund 300 Jahren Bürger ihre bis dahin fast ausschließlich in Sichtfachwerk errichteten Gebäude zu verputzen, um die Steinbauten des Adels und der Kirche nachzuahmen. Ebenso führte eine bereits vor 200 Jahren verbreitete, unbewiesene Annahme, Sichtfachwerk biete einem Feuer weit weniger Widerstand, zum Verputzen der Häuser. Beides war wohl mit ein Grund, daß später Gebäude in Putzfachwerk erstellt wurden, welches jedoch überwiegend dem Sichtfachwerk nachempfunden war.
Heute wird man sich angesichts der immer unpersönlicher werdenden Architektur mehr und mehr der „anheimelnderen“ optischen Wirkung und wohl auch der historischen Bedeutung des Fachwerks bewußt.
Der Magistrat der Stadt Idstein hat deshalb im Rahmen der Dorferneuerung in Walsdorf einen Auftrag für eine Bestandsaufnahme der in der Untergasse vorhandenen Fachwerksubstanz und die Erarbeitung einer Farbleitung an ein Ingenieurbüro in Idstein vergeben. Derartige Untersuchungen vorhandener Fachwerke sind mit Hilfe der heute ausgereiften Infrarottechnik sicher und vor allem zerstörungsfrei möglich. Aufbauend auf der Tatsache, daß verschiedene Baustoffe Wärme unterschiedlich abstrahlen, wird mit einem speziellen Aufnahmegerät die vom Gebäude unterschiedlich abgestrahlte Wärme in elektrische Signale umgesetzt und auf einem Monitor als Graubild sichtbar gemacht, wobei sich vorhandenes Fachwerk vom übrigen Baukörper hell abzeichnet. Mittels einer Sofortkamera kann dieses Bild festgehalten und später ausgewertet bzw. in die vorher auf fotografischer Grundlage erstellte Zeichnung der Gebäude übertragen werden. Die fotografischen Aufnahmen und – überwiegend – auch die Thermografien sind bereits erstellt.
Uwe Rohnstock
Haushalt 1981
Die Idsteiner Stadtverordnetenvesammlung hat am 18. Dezember 1980 in 2. Lesung den Haushaltsplanentwurf 1981 einschließlich Anlagen und das Investitionsprogramm 1981 – 1985 einstimmig beschlossen.
Nach diesem Beschluß schließt der Haushaltsplan
im Verwaltungshaushalt in Einnahmen und Ausgaben mit je 26.645.600 DM
im Vermögenshaushalt in Einnahmen und Ausgaben mit je 12.350.300 DM ab.
Wie schon in den Vorjahren hat auch der Ortsbeirat Walsdorf seine Wünsche bereits Mitte 1980 der Verwaltung bekannt gegeben, die nun wie folgt im Haushalt berücksichtigt werden:
Für die Verbesserung der Ausstattung des Kindergartens sollen 3.500 DM ausgegeben werden. Davon sind 1.000 DM für Inventar und 2.500 DM für Spiel- und Lehrmaterial vor vorgesehen.
Die Ortskernsanierung soll weiterhin vorangetrieben werden. Es stehen 25.000 DM zur Verfügung, die zum Teil für die Erstellung eines Farbleitplanes vorgesehen sind.
Wie bereits im Vorjahr hat auch 1981 die Abwasserbeseitigung Vorrang. Mit der Verlängerung des Hauptsammlers vom Hof Heilhecker bis zur Siebenmeisterbrücke soll im Frühjahr begonnen werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 600.000 DM.
Im Zuge dieser Arbeiten soll gleichzeitig die Wasserzuführung zum neuen Standort des Ortsbrunnens gesichert werden. Die benötigten Rohrleitungen Lind Verlegungsarbeiten erfordern 20.000 DM. Für eine umweltfreundliche Klärung der Abwässer sind an den Abwasserverband „Mittlere Ems“ in Camberg Umlagen in Höhe von 65.000 DM zu zahlen. Zur Information sei auch hier einmal gesagt, daß die Stadt Idstein insgesamt ca. 1.800.000 DM im Jahre 1981 an Umlagen an 4 verschiedene Abwasserverbände abzuführen hat.
Auch die Friedhofshalle wurde nicht vergessen. Die gründliche Renovierung durch eine Frankfurter Spezialfirma für ca. 30.000 DM garantiert somit für die nächsten Jahre ihre weitere Benutzung.
Entsprechend den Plänen der Main-Kraftwerke AG Höchst soll nunmehr auch der alte Ortskern an die Gasversorgung angeschlossen werden. Im Rahmen dieser Gasrohrverlegungen wird die nicht mehr den heutigen Ansprüchen entsprechende, ca. 75 Jahre alte Wasserversorgungsleitung im alten Ortskern mit einem Aufwand von 110.000 DM erneuert. Weiterhin sind für die Instandhaltung der Schürfung in der Laubach und der Neuverlegung eines Teilstückes der Wasserleitung zum Hochbehälter Bergstraße 50.000 DM vorgesehen.
Schließlich sollen noch Unterhaltungs- und Erneuerungsarbeiten in Höhe von 71.000 DM an städtischen Gebäuden ausgeführt werden. Von dieser Summe sind allein 60.000 DM für die Reparatur der Flachdächer der Hausmeisterwohnung Dorfgemeinschaftshaus und des ehemaligen Lehrerwohnhauses in der Taunusstraße, eingeplant. Die restlichen 11.000 DM sind für die Einzäunung des Grundstückes Taunusstraße und die dringende Sanierung der Toilettenanlagen in der alten Schule bestimmt.
Zu diesen genannten Beträgen von ca. 1.000.000 DM kommen noch die verschiedensten Personal-, Bewirtschaftungs- und Unterhaltungskosten anderer kommunaler Einrichtungen. Hier sei nur der Kindergarten, der Sportplatz und das Dorfgemeinschaftshaus genannt.
Abschließend sei noch gesagt, daß auch im Haushaltsplan 1981 verschiedene Wünsche des Ortsbeirates nicht berücksichtigt werden konnten. Einige dieser Maßnahmen wurden in das Investitionsprogramm aufgenommen und somit für kommende Haushaltsjahre vorgemerkt.
Karl-Heinz Wendelmuth
DER FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER STADT IDSTEIN
Die schon 1973 begonnene Diskussion über den Flächennutzungsplan ist jetzt in ein entscheidendes Stadium getreten. Nachdem 61 Träger öffentlicher Belange Stellung genommen hatten, berieten im Januar und Februar Ortsbeiräte und Stadtverordnetenversammlung darüber. Unser Ortsbeirat gab nur eine Empfehlung ab, da er sich bis auf ein Mitglied befangen fühlte. Interessant sind für viele Bürger zunächst einmal die Aussagen über die Ausweisung von Bauland in Walsdorf. Beraten wurde über folgende Gebiete:
1. Auf der Weide
Beide Gremien verzichten darauf, diese Fläche als Wohngebiet auszuweisen, da sie nahe zu den Aussiedlerhöfen liegt. Emissionsprobleme und damit Konflikte zwischen den künftigen Bewohnern sind nicht auszuschließen. Da deswegen eine Genehmigung des gesamten Planes gefährdet werden könnte, wird vorläufig auf die Ausweisung verzichtet. Eine Entlastungsstraße für die Bergstraße über die „Weide“ zu führen, bleibt weiter „erstrebenswert“ (Bgm. Müller).
2. Riedelfeld
Wegen der Nähe zum Tiefbrunnen an der Siebenmeisterbrücke ist dieses Gebiet am stärksten umstritten. Hierzu wird ein Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes erwartet, das die Größe der Schutzzone festlegen soll. Bevor das nicht vorliegt, will die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung (quer durch alle Parteien) dieses Gebiet nicht als Baugebiet ausweisen. Wie bei der „Weide“ soll später gesondert einmal darüber entschieden werden. Es ist aber schon abzusehen, daß die Notwendigkeit, sich selbst mit Wasser zu versorgen, die Entscheidung stark beeinflussen wird.
Der Ortsbeirat plädierte für ein Baugebiet Riedelfeld. Ihn konnten die Einwände des Wasserwirtschaftsamtes nicht überzeugen, da die gleiche Behörde 1971 die Schutzzone auf einen Radius von 60 m begrenzt hatte.
Er war der Meinung, daß für Bauwillige, die nicht im Besitz eines Bauplatzes sind, ein Angebot geschaffen werden sollte. Wie früher schon, trat er für einen gewissen Zuwachs in Walsdorf ein, ohne zu verkennen, daß die Standortbedingungen (z.B. Geschäfte) anderswo günstiger sind.
3. Verlängerte Bergstraße
Auf der östlichen Seite hinter Albert Hohl soll eine Zeile gebaut werden dürfen. Die Grenze des im Zusammenhang bebauten Ortsteiles wird bis auf die Höhe des Beckersgrabens verlängert. Probleme wegen der Versorgung und des Tiefbrunnens gibt es nicht. Doch wurde von Verschiedenen kritisch angemerkt, daß es sich hier nicht um eine echte Arrondierung handelt, sondern der auf dem Läuskippel erreichte städtebauliche Ring durchbrochen wird.
4. Auf der Insel
Dieser Platz soll Baugebiet werden, wenn auch, wie überall in Walsdorf, auch hier das Bauen problematisch ist. Das Gelände ist aufgeteilt in Hallenplätze von je 600 bis 800 qm. Weitere Hallen dürfen gebaut werden. Doch schon jetzt wirkt sich die vorhandene Bebauung stark störend auf das Ortsbild aus. Eine Bebauung mit Einfamilienhäusern könnte also nur eine Verbesserung bedeuten. Allerdings waren sich alle einig, daß wegen der besonderen Lage gegenüber dem alten Ort enge Bauauflagen nötig sind. Da jeder Platz einer anderen Familie gehört, findet hier eine sehr soziale Baulandausweisung statt.
Neben diesen (möglichen) Baugebieten werden in dem Plan noch behandelt:
Der Große Garten
Für. ihn soll eine Gestaltungssatzung erarbeitet werden, um die Umstrukturierung von einer Grabelandfläche zu einer Freizeitfläche zu ordnen, d.h., daß z.B. die Art der Bebauung mit Gartenhäusern geregelt würde.
Färberbachtal
Es soll als Grünfläche ausgewiesen werden. Eine weitergehende Festlegung soll im Bebauungsplan für den Ortskern erfolgen.
Das Wäldchen am-Borngraben, die Gräben im “Graß“
Sie werden zu Vogelschutzgebieten erklärt.
Der Spielplatz an der Siebenmeisterbrücke
Die Stadtverordnetenversammlung folgte der Magistratsvorlage, daß „die Signatur ‚Kinderspielplatz‘ im Bereich des Tiefbrunnens … in Anbetracht der beantragten Schutzgebietsausweisung aus dem Flächennutzungsplan gestrichen“ wird.
Der Ortsbeirat war dagegen, weil 1976 die Schutzzone auf einen Durchmesser von 20 m begrenzt worden war und der Kinderspielplatz dringend nötig ist. Er sprach die Erwartung aus, daß er nach den vom Kreis und Regierungspräsidenten genehmigten Plänen gebaut und fertiggestellt wird.
Während der jetzt stattfindenden Offenlegung haben alle Bürger die Möglichkeit, zu diesem Plan Stellung zu nehmen. Ober diese Anregungen und Einwände entscheidet dann die Stadtverordnetenversammlung, worauf der Plan dem Regierungspräsidenten zur Genehmigung vorgelegt wird. Er ist dann rechtlich verbindlich, kann aber später neu überdacht und geändert werden.- was für Walsdorfs umstrittene Baugebiete sehr wichtig ist. Aus dem Flächennutzungsplan werden die Bebauungspläne und andere Detailpläne entwickelt.
Gerhard Buck
ALARMIERUNG DER FEUERWEHR
Sollte jemand im Notfall die auf dem Telefon vermerkte Nummer 112 wählen, so geschieht folgendes: Es meldet sich die Feuerwache Limburg. Sie gibt die Meldung nach Bad Schwalbach weiter, von wo aus per Funk Walsdorfs Sirenen ausgelöst werden. Der Walsdorfer Wehrführer begibt sich daraufhin an sein Funkgerät und erfährt dort Näheres über den Alarm. Bis vor kurzem befand es sich noch im Gerätehaus in der Taunusstraße, jetzt hat er eines in seiner Wohnung. Zweckmäßiger ist es daher, den Wehrführer Werner Leichtfuss direkt anzurufen.
Auf jedem Walsdorfer Telefon sollte also für den Brandfall stehen:
8501 tagsüber (Fa. Albert Hohl)
6839 sonstige Zeiten
Feuermelder sind am Gerätehaus und am ehemaligen Rathaus.
Weitere wichtige Nummern:
Wehrführerstellvertreter Hartmut März 06434/6223
Polizei 06126/4095-96
Ärztlicher Notdienst 06126/3233
Krankenwagen (nicht im Telefonbuch!) 06126/3233
Stadtverwaltung 06126/78-1
Werner Leichtfuss
Walsdorfs Landwirtschaft 1980
Vollerwerbsbetriebe: 8
Zu- und Nebererwerbsbetriebe: 24
(Zum Vergleich: 1970 stellten 50 Betriebe Dieselrückvergütungsanträge, 980 nur noch 32.)
Betriebsgröße:
Hektar | 1-5 | 5-10 | 10-15 | 15-20 | 20-25 | 25-30 | Über 30 |
Betriebe | 4 | 10 | 5 | 3 | 3 | 1 | 6 |
Durchschnittliche Betriebsgröße: 17 ha = 68 Morgen
Milchablieferung:
Zur Molkerei Camberg ab ca. 1935 ca. 80 Lieferanten
Eröffnung der Milchsammelstelle
Eberhard Seyberth 1967 52 Lieferanten
1980 (65 Milchkühe) 7 Lieferanten
Von den heute 32 Betrieben arbeiteten im Jahr 1980 schon 12 Betriebe viehlos.
Eine Umfrage im Jahre 1980 unter den bestehenden 32 Betrieben ergab folgendes:
Betriebsnachfolge gesichert: in 7 Betrieben; nicht gesichert in 25 Betrieben
Nach Angabe der Betriebsleiter erfolgt die Aufgabe der 25 Betriebe in den nächsten ca. 2 bis 15 Jahren bei Erreichung der Altersgrenze.
Gerhard Heilhecker
Landwirtschaft in Walsdorf vor 300 Jahren
Walsdorf drei Jahrzehnte nach dem Ende des 30jährigen Krieges – das war ein „Flecken“, dessen Häuser hinter den schützenden, wiederaufgebauten Mauern auf dem Hügel standen. Hainstraße und Bruderberg, ganz zu schweigen von den anderen außerhalb der Mauern liegenden Straßen, waren noch nicht gebaut. Vor dem Obertor lagen lediglich 4 Scheunen, die sich 8 Bauern teilten, und ein Bierhaus.
Im Ort spürte man immer noch die Folgen des langen Krieges: es gab nur 48 Häuser und 33 Scheunen. Etwa 2/3 der Häuser standen an der „Gemeinen Gasse“, wie damals die Untergasse hieß. Wer bauen wollte, fand genügend Baugrund: 20 Bauplätze für Häuser oder ganze Hofreiten und dazu noch 6 Scheunenplätze waren frei. Fast die Hälfte der Scheunen hatte zwei oder mehr Besitzer.
Die meisten besaßen neben dem Haus noch eigene Äcker, Wiesen und Gärten.
Eigene Äcker (1678-80)
Morgen | 1-5 | 6-10 | 11-15 | 16-20 | 21-25 | 26-30 | 31-35 | 36-40 |
Besitzer | 5 | 12 | 8 | 10 | 5 | 2 | 1 | 2 |
Morgen | 41-50 | 51-60 | 74 | 86 | Durchschnitt: 20,5 Morgen |
Besitzer | – | 3 | 1 | 1 | Gesamt: 49 Besitzer |
(Die Größe eines Morgens ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich liegt sie richt wie heute bei 2.500, sondern bei mehr als 3.000 qm. Außerdem ist zu beachten, daß die Zahlen mehreren Listen entnommen sind, die untereinander nicht immer übereinstimmen.)
Viele Walsdorfer hatten also nur einer kleinen Hof: bis 8 Morgen Ackerland hatten 12, bis 10 hatten 17 von 47 Walsdorfern, die Steuern zahlten (unter denen sich noch 9 Witwen und 2 Erbengemeinschaften befanden, 3 Besitzer wohnten auswärts.). Diese Situation änderte sich grundlegend, als 1678 das Gut des ehemaligen Klosters nicht mehr an Auswärtige, sondern an 24 Walsdorfer verpachtet wurde. Das Kloster besaß nämlich einen beträchtlichen Anteil an der Gemarkung.
Klostergut | Privateigentum | |
Äcker | 292 Morgen | ca. 1.000 Morgen |
Wiesen | 65 Morgen | ca. 285 Morgen |
Gärten | 5 ½ Morgen | unklar |
Jeder Pächter erhielt nun 12,2 Morgen Äcker, 2,7 Morgen Wiesen und knapp 1/4 Morgen Gartenland.
Es ergaben sich nun folgende Betriebsgrößen:
Ackerland (1678-80)
(eigenes Land + gepachtetes Klostergut)
Morgen | 1-5 | 6-10 | 11-15 | 16-20 | 21-25 | 26-30 | 31-35 | 36-40 |
Besitzer | 4 | 8 | 4 | 9 | 4 | 2 | 8 | 2 |
Morgen | 41-50 | 51-60 | 64 | 74 | 99 | Durchschnitt: 26,3 Morgen |
Besitzer | 1 | 4 | 1 | 1 | 1 | Gesamt: 49 Besitzer |
Bei den Wiesen ergibt sich eine ähnliche Verschiebung zu einer größeren Wirtschaftsfläche.
Nach diesen vielen Zahlen erhebt sich die Frage, wie viele Bauern es denn damals in Walsdorf gab. Rechnen wir zunächst einmal die 24 Klosterpächter zu dieser Gruppe, dann bleiben noch 8 Personen, die zwischen 19 und 74 Durchschnitt 38) Morgen Ackerfläche haben. Wir könnten also von ungefähr 32 Bauern ausgehen, die genügend Land für die Landwirtschaft hatten. Doch die folgende Untersuchung zeigt, daß ihre Zahl geringer gewesen sein muß. Neben den Bauern gab es natürlich auch Handwerker. Doch nennen die bis hierher benutzten Steuerlisten keine Berufe. Wir besitzen jedoch Übersichten von 30 Jahre früher und später.
1660 | 1698 | |
1.Bauern | 19 | 27 |
2.Witwen | 3 | |
3.Hofmänner | ||
4.Handwerker mit Land | 7 | 12 |
ohne Land | – | 12 |
Summe | 30 | 54 |
Verhältnis 1-3 zu 4 | 23 : 7 | 30 : 24 |
Anteil der Handwerker | 23, 3% | 44,4% |
Häuser | 24 | 54 |
(In dieser Übersicht sind alle ausgelassen, die keinen eigenen Betrieb haben, z.B. Auswärtige und Erbengemeinschaften.)
Handwerker und Geschäfte
1660 | 1698 | 1660 | 1698 | ||
Bäcker | 1 | – | Schneider | 1 | 2 |
Barbier | – | 1 | Schreiner | – | 1 |
Bender/Küfer | – | 1 | Schuhmacher | 1 | 5 |
EisenkramGlaser | 1 | – | Strohdachdecker | – | 1 |
1 | Tuchkram | 1 | – | ||
Krämer – | – | 1 | Wagner | – | 1 |
Lohmüller | – | 1 | Wirtschaft | – | 1 |
Müller | – | 1 | Weber | – | 1 |
Sattler | – | 1 | Leinweber | – | 1 |
Schmied | 1 | 2 | Wollweber | – | 2 |
Stellen wir uns diese Zahlen einmal optisch vor, dann erscheint uns Walsdorf als ein mit vielfältigem Leben erfülltes Dorf. In jedem 3., später in jedem 2. Haus befand sich ein Handwerksbetrieb oder Geschäft. Man war viel unterwegs; denn 1698 fanden 5 Schuhmacher hier ihr Auskommen (2 sogar ohne zusätzliche Landwirtschaft). Falls die Handwerker auch noch Äcker und Wiesen bewirtschaftetcn, unterschied sich deren Größe nicht von der der Bauern. 1698 stellten sie sogar die beiden größten Landbesitzer. 1698 hatte der Glaser Daniel Seyberth 102 Morgen Ackerland, 30 Morgen Wiesen und 2 Häuser, der größte „Vollerwerbsbauer“ hatte nur 65 + 15 Morgen und keinen Hausbesitz.
Die moderne Frage nach Haupt- und Nebenberuf läßt sich also gar nicht stellen. Landswirtschaftlich war fast jeder tätig (auch der Pfarrer): entweder nur auf eigenen Grund und Boden oder auch bei anderer oder mit verschieden starker handwerklicher Tätigkeit. – Noch eines macht der Zahlenvergleich deutlich: langsam wurden die Folgen des 3ojährigen Krieges überwunden. Die Zahl der Landwirte entwickelte sich nur zögernd (Zunahme 1/3). Dagegen verdreifachte sich die Zahl der Handwerker bis zum Ende des Jahrhunderts.
Zum Bild des Dorfes gehört auch das Vieh, dessen Anzahl nur 16660 und 1698 festgehalten wurde.
Pferde | Kühe | Rinder | Ochsen | Schafe | Schweine | Geisen | |
1660 | 16 | 62 | 40 | 4 | 229 | 42 | – |
1698 | 39 | 129 | 103 | – | 326 | 198 | 13 |
Selbst wenn man die Verrnehrung der Haushalte berücksichtigt, ist immer noch eine deutliche Verbesserung der Lebensverhältnisse zu erkennen. Während 1660 ein Walösdorfer „nach altem Brauch“ nur 2 Schweine hatte, sind 1698 sehr häufig 5 – 10 Schweine auf einem Hof. Auffällig ist jedesmal die Zahl der Schafe, die allerdings nur einem Teil der Bewohner (1660: 14, 1698: 20) gehörten und meistens in Herden von 15 – 30 Stück gehalten wurden. Ställe für sie gab es in der Hintergasse. Federvieh wurde steuerlich nicht erfaßt. Wir müssen es uns also noch für das Bild vom Dorf hinzudenken.
Wenn wir nun das Dorf verlassen, kommen wir zunächst in die Gärten, von denen es mehr als heute rund um den Hügel gab. Der bedeutendste war damals schon der Große Garten. Er war in 107 Parzellen zwischen 30 und 930 qm aufgeteilt, doch über die Hälfte waren unter 80 qm groß.
Doch was bei den Gärten noch anging (kleinste Stücke 20 qm), wurde bei den Äckern und Wiesen zu einem Problem. Ihre Größe lag zwischen 25 und 6.000 qm, aber die Stücke unter 400 qm überwogen. Wie leicht war da ein Streifen vom Nachbarn mitgemäht! Bei rund 1.200 Parzellen im Guten Feld, Mittelfeld und Graßfeld, in den Wiesen und Gärten hatte das Feldgericht über Arbeit nicht zu klagen.
Doch auch für die Bauern wird es recht mühselig gewesen sein, ihre vielen kleinen und sehr verstreuten Flächen zu bearbeiten.
Gemeinsamer Besitz war der Wald: Bürgerwald und Helckoben. Hierhin wurde das Vieh zur Weide getrieben.
Zum Schluß noch allgemein etwas zur Wirtschaftskraft unseres Ortes. 1698 schreibt hierzu die Verwaltung in Idstein: „Die beneficia (Güter) ahn diesem ohrt seind ohne weiteres ahnführen jedennen bekant, inmaßen alhir die beste Länderey, in der Herrschafft Itstein; und kan der Acker weinigstens 2 bis 3 mahl ohne dung, gute Frucht tragen, und daß ahn diesem ohrt der Unterthan mehr Weitzen., als ahn manchem ohrt, Korn, gezogen werden kan. Wißwachs ist zwar weinig, aber sehr guth. Weydgang und Beholtzigung ist sehr gering, wie dan der ohrt das nöthige Brennholtz mehrn theils außer Landes kauffen muß, undt hat man in Consideration (Anbetracht) der guten Länderey, dan auch, das dieser ohrt befreyt, die 1.te Class gebraucht.“ D. h., daß Walsdorf wie in den Jahrzehnten vorher als einziger Ort der Herrschaft Idstein in der höchsten von 5 Steuerklassen eingestuft war. Seine Wirtschaftskraft zeigt sich auch in der Höhe der Steuerzahlungen. Beispielhaft sei nur das dahr 1680 herausgegriffen. In der Herrschaft Idstein wurden damals 428 Gulden aus 43 Orten eingenommen. Die besten Zahler waren Walsdorf mit 37 Gulden und Idstein und Heftrich mit je 27 Gulden.
(Quellen: Walsdorfer UB. HStAW 93/113; 133 Walsdorf 42; 133 VIII c 81)
Gerhard Buck
Heckenbeschneidung
Als 1678 die Walsdorfer Bauern das ehemalige Klostergut von der Idsteiner Regierung pachteten, mußten sie versprechen, die Hecken alle 3 Jahre zu beschneiden.
„Jährlichß aufß wenigst den driden Theil nach landtß arth dungen, häcken und sträuch außhawen“
(Original: HStAW 93/114)
Gerhard Buck
Die erste Wasserleitung aus der Laubach aus dem Jahre 1836
Seit die Walsdorfer aus dem Tal auf den Hügel gezogen waren, war es für sie schwierig und auch kostspielig, das nötige Frischwasser für Mensch und Vieh, vor allem aber ausreichend Löschwasser für den Brandschutz zu beschaffen. Aus der Chronik Deißmanns (S.177) und den Urkunden des Klosters Walsdorf (Vergl. W.H.Struck: Bd 4, Nr.1735, 1831 und 1832) wissen wir, daß sich Kloster und Bürgerschaft des Fleckens mehrfach damit beschäftigten, einen Brunnen zu fassen und eine Leitung zum Dorf anzulegen. Der Zeitraum zwischen 1540 und 1835 muß aber noch genauer erforscht werden, ehe gesicherte Aussagen über die damaligen Anlagen gemacht werden können. Es steht jedoch fest, daß es vor dem Neubau der Leitung aus der Laubach in Walsdorf zwei Brunnen gab, und zwar am Brandweiher neben der heutigen Gaststätte zur Traube und an der Kirche.
Über den Bau der Wasserleitung aus der Laubach im Jahre 1836 sind wir mit Quellenmaterial gut versorgt. Die Belege zur Rechnung der Gemeinde Walsdorf im Jahre 1837, die sich im Archiv der Gemeinde befinden, enthalten auf 200 Seiten die Baubeschreibung, die Vergabeverträge und die Revisionsberichte für alle Arbeiten dieser „kostspieligen, aber höchst notwendigen und nützlichen Anlage“ (Schulchronik S. 39).
Das Amt Idstein hatte die Bauarbeiten geplant und auch den Kostenvoranschlag gemacht. Der erste Etat, der „die Fassung der Quelle …. die Leitung bis zum sog. Oberbrunnen in Röhren von Gußeisen, an den Biegungen aber und wo die Leitung die beiden Bäche durchzieht in bleiernen Röhren“ umfaßt, war am 4.2.1835 aufgestellt und auf 4252 Gulden und 52 Kreuzer veranschlagt.
Dieser Etat wurde im August 1836 durch einen Nachtragsetat mit folgender Begründung ergänzt: „In dem Bauetat de 1835 wurde nur auf die Anlage eines Brunnens im unteren Theile des Ortes Rücksicht genommen. Da sich aber in dem übrigen Theile des Ortes kein Brunnen mehr befindet (müßte eigentlich heißen: befinden würde), mithin der Andrang zu dem Brunnen voraussichtlich sehr groß und für den größten Theil der Bewohner das Wasserholen an dem einen am Ende des Orts gelegenen Brunnen sehr beschwerlich sein würde und die Quelle bei nasser Jahreszeit hinreichend stark ist, um drei Auslaufbrunnen speisen zu können, so soll noch ein zweiter Brunnen vor die Kirche und ein dritter vor das sog. Kloster, vor die Schule, gestellt werden.“ Der Nachtragsetat sah nocheinmal Kosten in Höhe von 967 Gulden und 12 1/2 Kreuzer vor. Die Abrechnung aller Kosten in der Schlußrechnung vom 18. Oktober 1831 ergab den Betrag von 5113 Gulden und 8 1/2 Kreuzern. Leider wissen wir nicht, wie die Gemeinde diese außerordentlich hohe Summe aufbrachte, denn die Jahresrechnung enthält keinen Finanzierungsplan. Die Brunnenkammer wurde auf einem Gelände, das die Gemeinde für 5 Gulden erworben hatte, am Rain des am Wald entlangführenden Weges zur Laubach errichtet. Sie wurde in einer doppelsteinigen Backsteinwand aufgeführt und war 4 1/2 Fuß (1 Fuß = ca. 30 cm) breit, 7 Fuß lang und bis zum Gewölbeanfang 3 Fuß hoch. Die Sohle war aus Bruchsteinen hergestellt. Da sie am Fuß des Bergabhangs stand, mußte dafür gesorgt werden, daß die Quelle durch das von allen Seiten gegen sie andrängende Regenwasser nicht verschmutzt wurde. Deshalb wurde auf der Seite zum Bergabhang „eine zweite Bank von Backsteinen aufgeführt, auf beiden Seiten der sehr zerklüftete Fels weggeschafft und an seine Stelle Lettboden (Lehm) abgetragen, planiert und gestampft.“
Das ganze wurde dann mit Rasen besetzt. Alle Maurerarbeiten wurden von Wilhelm Müller aus Würges für 153 Gulden und 12 1/2 Kreuzer ausgeführt. Die Leitung von der Brunnenkammer – bis zum ersten Brunnen war 4888 Fuß, d.s. ca. 1466 m lang und wurde in Gußeisenrohr von 2 1/2 Zoll (= 7 cm) Stärke ausgeführt. Der Bau einer Wasserleitung aus Gußeisenrohr war für die damalige Zeit ein außerordentlich fortschrittliches Unternehmen. Die Firma Ans. Lohsen Söhne von der Emmershäuser Hütte (zwischen Rod a.d.Weil und Weilmünster) lieferte die Rohre. Das Rohr sollte 4 Fuß Leglänge haben und 32 Pfund wiegen und 4 Kreuzer pro Pfund ab Hütte kosten. Im Vertrag, der am 20.7.1835 in Camberg geschlossen wurde, war betimmt, daß „die Röhren von egaler Wandstärke und frei von allen Gußfehlern sein und von der Gemeinde auf der Emmershäuser Hütte abgeholt werden“ müssen. Die Röhren kosteten 3358 Gulden 40 Kreuzer. Der Gesamtbetrag wurde zu je einem Drittel an Ostern 1836, 1837 und 1838 bezahlt. Ein Vermerk des Bauaccessisten Goerz, der die Aufsicht über alle Arbeiten hatte, wirft ein schlagendes Licht auf die Verhältnisse in den deutschen Kleinstaaten in dieser Zeit mit ihren vielen Maßen und Gewichten.“ Da die Gußröhren jedoch nicht genau 4 Fuß Leglänge hatten, was in der Verschiedenheit der im Herzogtum gebräuchlichen Maße oder der Maße des Architekten und der Hütte liegt, so mußten 69 1/2 Fuß Gußröhren mehr verwendet werden.“
Die Röhren waren, wie Goerz an einer Stelle vermerkt, „auf die gewöhnliche und bisher übliche Art geformt und mit scharfrandigen Muffen versehen. Um das Einfahren und Verbinden der einzelnen Röhren zu erleichtern, wurden die scharfen Ränder durch einen Schmied an vielen Röhren abgehauen. Die Kosten hierfür muß die Gemeinde tragen und können den Hütternherrn Lohsen nicht angerechnet werden, indem den letzeren wegen der Form der Röhren in dem …abgeschlossenen Accorde nichts Näheres angegeben war.“
(Schluß folgt)
Helmuth Leichtfuß
Das 100. Mitglied
konnten wir im Februar aufnehmen. Inzwischen sind noch weitere Walsdorfer unserm Verein beigetreten. Wir freuen uns über diese Anerkennung unserer bisherigen Arbeit. Ein besonderer Dank gilt dem Mitglied, das aus eigener Initiative eine ‚Werbeaktion startete. Alle neuen Mitglieder (und alle Interessierten) laden wir herzlich zum Besuch der Arbeitskreise ein, die man vielleicht zutreffender Gesprächskreise nennen sollte. – Wegen dieses Jubiläums erscheint dieser Bürgerbrief mit einem größeren Umfang als sonst.
FRÜHJAHRSWANDERUNG – Zur FÄRBERBACHQUELLE (mit kleiner Grenzbegehung)
Zur Abwechslung führt unsere diesjährige Wanderung aus Walsdorfs Gemarkung hinaus: immer am Färberbach entlang bis zu seinem Quellgebiet und zurück durch den Wald. Diese Strecke von ca. 13 km ist besonders im Frühjahr sehr reizvoll. Auf dem Hinweg werden wir ein Stück ehemaliger Grenze und auf dem Rückweg ein Stück der heutigen kennenlernen.
Wie Üblich
- kann jeder kostenlos teilnehmen,
- wird es unterwegs Erklärungen zur Landschaft geben,
- erhalten die Kinder ihre Wecken,
- erwartet uns am Ziel, dem Grillplatz, unsere bekannt gute Erbsensuppe mit Wurst aus der echten Gulaschkanone,
- ist für Getränke gesorgt.