BETRACHTUNGEN ZU DEN ERGEBNISSEN
DER KOMMUNALWAHL AM 22. MÄRZ 1981 IN WALSDORF
Wahlergebnisse werden erst interessant, wenn man sie vergleicht. Deshalb werden zunächst die Walsdorfer Ergebnisse für die 3 Kreistags-, Stadtverordneten- und Ortsbeiratswahlen nach der Kommunalreform in einer Übersicht zusammengestellt.
Kreistagswahlen
Wahlber. | Wähler | % | SPD | % | CDU | % | FDP | % | Sonst. | % | Ung. | % | |
1972 | 877 | 762 | 86,6 | 350 | 45,9 | 314 | 41,2 | 54 | 7,1 | 23 | 3,0 | 21 | 2,7 |
1977 | 996 | 821 | 82,5 | 340 | 41,4 | 411 | 50,0 | 35 | 4,3 | 19 | 2,2 | 16 | 1,9 |
1981 | 1023 | 763 | 74,6 | 296 | 38,8 | 384 | 50,3 | 46 | 6,0 | 25 | 3,3 | 12 | 1,6 |
Wahlenzur Stadtverordnetenversammlung
Wahlber. | Wähler | % | SPD | % | CDU | % | FDP | % | Sonst. | % | Ung. | % | |
1972 | 877 | 760 | 86,6 | 347 | 45,7 | 327 | 43,0 | 65 | 8,5 | – | – | 21 | 2,8 |
1977 | 996 | 821 | 82,5 | 347 | 42,3 | 419 | 51,0 | 40 | 4,9 | – | – | 15 | 1,9 |
1981 | 1021 | 761 | 74,5 | 291 | 38,2 | 389 | 51,1 | 39 | 5,1 | 25 | 3,3 | 17 | 2,2 |
Ortsbeiratswahlen
Datum | Wahlber. | Wähler | % | BWG | % | SPD | % | Ung. | % |
22.10.72 | 877 | 760 | 86,6 | 392 | 51,6 | 340 | 44,7 | 28 | 3,7 |
20.03.77 | 996 | 821 | 82,5 | 431 | 52,5 | 315 | 38,4 | 75 | 9,1 |
22.03.81 | 1021 | 761 | 74,5 | 367 | 48,2 | 324 | 42,6 | 70 | 9,2 |
Die Einzelbetrachtung der erster Übersichten erlaubt folgende Aussagen:
- das Wählerverhalten weicht bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung und zum Kreistag nur unwesentlich voneinander ab
- die Zahl der Wahlberechtigten stieg von 1972 bis 1981 um 146 Personen = 16,6%
im gleichen Zeitraum ging die Wahlbeteiligung beträchtlich zurück, von 86,6 % über 82,5 % auf 74,5%
Bei den Wahlen für das Kreis- und Stadtparlament konnten CDU, SPD und FDP jeweils mindestens 94% der Stimmen auf sich vereinigen, d.h. die Splitterparteien – 1972 NPD; 1977 DKP, Freie Wählergemeinschaft und Deutscher Bürgerblock und 1981 die Grünen – hatten keine Chance
SPD konnte ihre Position als stärkste Partei nicht behaupten. 1972 hatte sie mit 45,9 % das beste Ergebnis erzielt, das sie je bei Kommunalwahlen seit 1946 in Walsdorf erreicht hatte. - der Trend, der sich nach der Bildung der sozialliberalen Koalition 1969 bei der Landtagswahl 1970 zum erstenmal zeigte, nämlich daß die große Mehrzahl der FDP – Wähler zur CDU abwanderte, setzte sich auch auf kommunaler Ebene fort.
- am 20. März 1977 erreichte erstmals eine Partei seit 1946 – die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen in Walsdorf
- die FDP die bei den Kommunalwahlen 1968 noch rund 31% der Stimmen bekommen hatte, schwankt jetzt um die 5%.
An den Ergebnissen für die Ortsbeiratswahlen ist folgendes zu bemerken: - die Bürgerliche Wählergruppe war bei allen drei Terminen stärkste Gruppe, verlor bei der letzten Wahl aber 4%-Punkte und die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen.
- die SPD gewann 4%-Punkte und erreichte im Gegensatz zu den vorigen Terminen in Walsdorf einen höheren Prozentanteil als in Stadt und Kreis.
- die Zahl der ungültigen Stimmen war bei den beiden letzten Ortsbeiratswahlen mit rund 10% unverhältnismäßig hoch.
Es wurden in die Stadtverordnetenversammlung gewählt Dieter Heinelt (CDU) und Kurt Lehmann (SPD)
und in den Ortsbeirat Helmuth Leichtfuß (BWG, Ortsvorsteher),Gerhard Müller (SPD, stellv. Ortsvorsteher), Felix Hartmann (BWG, Schriftführer), Rainer Hohl, (SPD, stellv. Schriftführer), Gerhard Heilhecker (BWG), Kurt Lehmann (SPD), Helmut Schauß (BWG).
Helmuth Leichtfuß
BLOKÖPP CONTRA KREUZKÖPP
(Der fortgesetzte Streit um Helckoben)
Mit diesen Schimpfwörtern belegten sich bis in die 30 er Jahre hinein die Walsdorfer und Würgeser, und oft genug kamen Tätlichkeiten (vor allem bei Jugendlichen) noch hinzu. Hieran wird man erinnert, wenn man das genaue Protokoll liest, das die Würgeser im Oktober 1567 aufsetzten, als sie mit Walsdorf und Steinfischbach im ihre Schweine in die Eckern treiben wollten und ihnen das verwehrt wurde.
Walsdorf und Steinfischbach hatten hier gemeinsam einen Eichenwald hochgezogen und wollten nun die Früchte ihrer Mühe ernten. Am 15. Okt. 1567 trieben sie ihre Schweine zur Mast hinein. Darauf schickten die Würgeser am anderen Morgen ihren Hirten mit drei Herden auch dorthin. Doch die Nachbargemeinden waren schon bewaffnet da und riefen ihm zu, sie würden ihm einige Schweine fortnahmen, falls er herüberkäme.
Dann ging, Enders Scherer aus Walsdorf zu dem Hirten und sagte: „Wenn ihr so keck seid und in unseren jungen Wald eintreibt, so werden wir euch pfänden. Pfändet ihr uns, wo wollt ihr dann mit den Schweinen hin? Treibt ihr sie nach Camberg, so haben sie dort weder Korn noch Hafer, da der Hagel alles zerschlagen hat. Und in Würges habt ihr auch nichts. Wir in Walsdorf haben noch Korn aus dem Vorjahr und auch neues. Wir haben genügend Geld und können ihnen zu fressen geben. Und überhaupt: ihr von Würges taugt sowieso nichts. Ihr braucht nur in die Gegend von Mainz zu kommen, und schon wißt ihr nicht weiter.“ Doch der Würgeser Hirte ließ sich nicht lange bange machen. Mit seinen Gehilfen trieb er die Schweineherde in den Helcköber Wald, und ein Bote wurde nach Hause geschickt.
Er holte 12 Mann Verstärkung, die dringend nötig war; denn Walsdorf und Steinfischbach hatten sofort nach dem Eintreiben zwei Schweine mit Gewalt an sich genommen. Als nun die Würgeser ein gegnerisches Schwein pfändeten, eilte der Bürgermeister (=Kassenverwalter) von Steinfischbach herbei, riß das Schwein an sich und schlug dem Würgeser Niclaus Schüster mit einem „Faustkolben“ auf ein Auge. Damit war das Zeichen zur Vertreibung der Würgeser gegeben. Ihr Bürgermeister, Winers Jörg, erhielt einen so heftigen Schlag mit einem Spießeisen auf den Kopf, daß es in zwei Stücke zerbrach und das Blut ihm übers Gesicht lief..
Während der Hirte Fritz Komplet entkommen konnte, erhielt der Hirtengehilfe Niemandts Johann solch einen Schlag, dass ihm der Hut bis unter die Augen gedrückt wurde. Man drohte, ihm den Hals abzuhauen, falls er nicht aus dem Walde verschwände. Adam Henlin wurde schließlich in den Fuß gehauen, daß er nicht mehr laufen konnte. Enders Scherer aus Walsdorf begann wieder mit seinen Beschimpfungen: „Laßt uns weitermachen und die Schelmen an die Bäume hängen! Sie sind es aber nicht wert, daß man sie an einen grünen Baum hängt, sondern an einen dürren.“ Den Würgesern wurde außerdem zugerufen: „Die Tinte auf euren Urkunden über angebliche Besitzrechte ist ja noch naß. Sie wurden im Dunkeln gemacht.“
Mit vier Schwerverletzten und „mit schändlichen und gotteslästerlichen Worten“ beleidigt mußten die Würgeser den Wald räumen.
Wer hatte recht? Um die Nutzung des Gebiets der untergegangenen Dörfer Elkhofen und Quadenfischbach hatten sich zunächst nur Walsdorf und Steinfischbach gestritten und 1543 eine Einigung erzielt (s. Bürgerbrief 8 u. 11). Erst einige Jahre danach versuchte Würges, Weiderechte geltend zu machen, worauf die beiden anderen Gemeinden mit Pfändungen von Hämmeln und Kühen reagierten ( 1549-50,1554-59). Sie hielten diesen Anspruch für eine Neuerung. Außerdem machten sie geltend, daß Walsdorf erhebliche Leistungen an das Amt Altweilnau für die Nutzung des Bezirks aufzubringen hatte, Würges aber nichts zahlte. Verschiedene Vermittlungsversuche schlugen fehl. Recht zu erhalten war nahezu unmöglich: fünf verschiedene Herren waren zuständig.
Dazu betrieb der für Helckoben zuständige Kellner (Verwaltungsbeamte) in Altweilnau seine eigene Politik und kümmerte sich selbst dann nicht um gräfliche Befehle, als ihm schwerste Ungnade angedroht wurde. Er ließ den Steinfischbachern die zwei Schweine, die nach sechs Wochen verkauft wurden. Dann schlug er sich auf die Seite der Würgeser (sein Herr in Dillenburg hatte Besitzrechte in beiden Gemeinden) und nahm der Gegenseite zwei Kühe fort (18.12.), die die Leute erhielten, die die zwei Schweine verloren hatten.
1 1/2 Jahre wurde nun unter Einschaltung des höchsten deutschen Gerichts, des Reichskammergerichts zu Speyer, ergebnislos verhandelt. Da platzte dann den verbündeten Gemeinden der Kragen, und sie nahmen sich Anfang August 1569 außer zwei Kühen noch vier Hammel. Um ein Druckmittel zu haben, rissen die Würgeser auf Anraten von Kurtrier sechs Rinder an sich. Doch bereits am 5.9. erwirkten die nassauischen Grafen gegen Trier ein kaiserliches Mandat aus Speyer, das die Rückgabe bei einer Strafe von 6 Mark lötiges Gold befahl und die Festsetzung des Rechts dem Reichskammergericht vorbehielt. Doch das kümmerte den Kurfürsten nicht. Im Gegenteil: die Würgeser fühlten sich im April 1570 so stark, 17 Hämmel zu pfänden. Speyer blieb in den folgenden Jahren der Ort der rechtlichen Auseinandersetzung. Das Ergebnis muß in den Akten noch gefunden werden.
(Quellen: HStAW 133 Walsdorf 6; 135 Steinfischbach 7, 171 W 1031 a-b)
Gerhard Buck
Die Anfänge des MGV …
Ein glücklicher Zufall förderte jetzt ein Dokument zu Tage, das die Anfänge von Walsdorfs ältestem Verein weiter erhellt. Es handelt sich um die herzogliche Genehmigung zur „Gründung eines Singvereins in Walsdorf“ (im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 229/155). Doch schon acht Jahre lang hatte man in Walsdorf gesungen, ohne sich um eine Erlaubnis der Regierung zu kümmern ( s. Festschrift MGV 1978, S. 29 – 31, ). Wieso man das jetzt nachholte, ist nicht klar.
Der bisherige Leiter, Lehrer Wald, schickte einen Antrag auf Zulassung zusammen mit den Statuten an das Oberamt in Idstein. Dieses befürwortete den Plan, „da sich diese Singvereine bisher sehr bewährt haben“ und leitete den Antrag am 8.6.1846 an die Regierung in Wiesbaden weiter. Und schon zehn Tage später wurde die Genehmigung ausgefertigt. Sie lautet:
„Herzogliche Nassauische Landes-Regierung an den Herrn Amtmann Giese zu Idstein
Auf Bericht vom 8. Mts. die Gründung eines Singvereins in Walsdorf betr.
Wir haben die Gründung dieses Vereins, sowie die vorgelegten Statuten, genehmigt, wovon Sie die Bittsteller in Kenntnis setzen werden.
Die Anlage Ihres Berichts folgt zurück.
Wiesbaden den 19. Juni 1846 (gez.) Mö11er“
Aus den Randnotizen erfahren wir, daß die Genehmigung am 24.6. in Idstein eintraf und am 25.6. Oberschultheiß Ochs in Walsdorf von dieser Entscheidung benachrichtigt wurde und die Statuten zur Weitergabe an den Gesangverein zurückerhielt.
Gerhard Buck
DIE ERSTE WASSERLEITUNG AUS DER LAUBACH AUS DEM JAHRE 1336
(Schluß)
Das Verlegen der Leitung hatte der Brunnenmeister Leim von Usingen für 1219 Gulden und 25 Kreuzer übernommen. Vor dem Verlegen wurden die Röhren „innen mit Mineraltheer bestrichen, um sie gegen das Oxydieren und Ansetzen von Schmutz pp zu schützen,…Die Röhren mußten mit Backsteinen gehörig unterlegt und vor dem Zuwerfen der Gräben mit Grund bei- und unterstampft werden.“
Die Muffen waren mit Hanf und Kitt abzudichten.
Die Arbeiten gestalteten sich nicht einfach. „Zwischen dem Mühlgraben und dem Bach war die Sohle des Grabens, worin die Röhren zu liegen kamen, sehr sumpfig und nachgiebieg, daher mussten da stellenweise die Röhren auf Eichendiele gelegt werden.“ Außerdem mußte mit der Leitung die Chausee und der Vicinalweg, der vom Dorf zur heutigen B8 führt, sowie der Mühlgraben und der Emsbach durchquert werden.“ Da, wo die Brunnenleitung unter der Chaussee durchgeht, wurden die Gussröhren in einen von Bruchsteinen trocken aufgemauerten Kanal gelegt. Unter dem sehr stark befahrenen Vicinalweg mussten die Gußröhren auch, da sie nicht sehr tief zu liegen kamen, in einen gemauerten Kanal gelegt werden und mit Eichendiele bedeckt werden, weil keine großen Decksteine zu bekommen waren und der Weg bald wieder befahrbar gemacht werden mußte.“
Für die Durchquerung des Mühlgrabens und Emsbachs wurden Bleiröhren benutzt, die der Sicherheit wegen in ausgeholte Baumstämme gelegt wurden. Diese wurden mit Eichenbohlen bedeckt und zugenagelt. Auf beiden Seiten des hölzernen „Kendels“ wurde Gestick aus großen Bruchsteinen verlegt, um ihn vor dem „Flußgeschiebe“ zu schützen.
In gewissen Abständen wurden sog. Spundenrohre verlegt, die es möglich machten, die Rohre zu „ziehen“, d.h. zu reinigen, wenn die Leitung verschmutzt war. Zwischen dem Mühlgraben und dem Emsbach wurde eine gemauerte Spundenkammer angelegt,“ um beim Anlassen der Leitung die Luft heraus zu lassen.“
Mit dem Unternehmer Leim hatte die Gemeinde ihre Schwierigkeiten. Er war nicht nur mit seiner Arbeit im Verzug, sondern hatte auch schlechte Arbeit geliefert. Zum ersten Beschwerdepunkt gibt es zwei Schriftstücke, die in vollen Wortlaut mitgeteilt werden sollen. „Da bisher die Arbeiten an der neu anzulegenden Brunnenleitung ….. keinen erwünschten Fortgang hatten und oft unterbrochen wurden, auch alle deshalb an den Accordanten Leim von Usingen ergangenen Vorstellungen und Ermahnungen bisher fruchtlos waren, so wurde demselben unter dem heutigen (10.8.1836) von dem Bauaccessisten eröffnet, daß die Rohrlegung der ganzen Leitung, bestehend in 4888 1Fuß bis zum 6. September 1. Jahres beendigt sein muß, widrigenfalls Accordant für jeden Tag, welcher besagte Arbeit nach dem angesetzten Termin fertig wird, einen Abzug von drei Gulden zu erleiden hat … Accordant Leim bezeugt durch seine Unterschrift, daß ihm vorstehendes eröffnet worden ist.“
Eine nochmalige und schärfere Mahnung war jedoch nötig. Am 17. September wurde Leim in Gegenwart des herzogl. Oberschultheißen Ochs eröffnet,“daß bis den 21.1.Monats die ganze Leitung beendigt und die fehlenden Stellen in derselben ausgebessert sein müssen, widrigenfalls diese Arbeiten auf Kosten des Accordanten ausgefertigt werden.“ Leim mußte nach Ausweis der Schlussabrechnung 45 Gulden Conventionalstrafe zahlen. Außerdem werden ihm „für das Umlegen von 3300 Fuß der Leitung, welche nicht wasserhaltend und durchaus schlecht gelegt waren, und andere fehlerhafte Arbeiten 411 Gulden und 20 Kreuzer einbehalten, die ihm erst zwei Jahre später, am 22.September 1838, angewiesen wurden, nachdem die als fehlerhaft bezeichneten Arbeiten auf seine Kosten „nach dem Zeugnis des Vorstandes zu Walsdorf richtig und gut hingestellt befunden worden waren. 411 Gulden, das waren ein gutes Drittel der gesamten Lohnsumme!
Beanstandungen und Abzüge gab es auch bei anderen Arbeiten. Für den Bau der Kahnenkammer waren die Backsteine nicht fest genug gebrannt, und zu dem Mörtel zu dem Verputz war ein wenig „Traß und der Vorschrift entgegen Sand“ verwendet worden. Auch dem Steinhauer wurden für 2 Sandsteindeckplatten im Preise von 23 Gulden und 32 Kreuzer, 2 Gulden abgezogen, weil die „Sandsteinarbeiten sehr unrein und höchst oberflächlich“ gemacht waren.
Der Leitungsbau im Dorf machte besonders wegen des felsigen Untergrundes Schwierigkeiten. Die Länge der Leitung von dem „Unterbrunnen an dem Brandweiher bis zu dem Kloster war 200 Fuß und bis zu dem vor der Kirche 500 Fuß. Die Untergasse und die Gasse zum Kloster waren schon gepflastert, wahrscheinlich mit grobem Kopfsteinpflaster, denn bei den Kosten erscheint eine Position, „das Gestück und Pflaster auf 770 Fuß Länge aufzuheben und nach dem Setzen des Grabens solches wiederherzustellen.“
Vom Brunnen vor dem Kloster wurde ein Abzugskanal zum Brandweiher gemacht, der aber nicht wasserdicht geraten war, so daß einige tiefer gelegene Keller Wasser hatten. Ein Teil des Grabens mußte wieder aufgemacht und mit Letten neu verdämmt werden.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Leitung zu dem Brunnen an der Kirche erfahren wir zwei interessante Einzelheiten. „Um das Bachwasser, was bisher mittels Holzröhren in die Brunnenzarge (alte Bezeichnung für eine flache hölzerne Umfassung) bei der Kirche geführt wurde, noch ferner nutzen zu können, sollten die Holzröhren in den Graben neben die Gußröhren gelegt werden“, weshalb der Graben breiter werden mußte. Weiter erfahren wir, daß der Oberschultheiß Ochs von der Gemeinde 5 zweizöllige Rohre für eine eigene Zuleitung übernimmt, die er an den Überlauf des Brunnens anschloß. In den fünfziger Jahren hatte er mit der Gemeinde manchen Ärger wegen dieser Zuleitung.
Im Dorf mußten die Leitungsrohre der besseren „Konservation“ wegen in Lehm gelegt werden, da der Boden aus lauter Fels bestand. Während des Legens der Röhren mußte das Wasser, „das aus den Dunggruben der Höfe und dem Brandweiher“ in den Graben geflossen war, im Tagelohn ausgeschöpft werden.
Die Brunnenstöcke wurden mit „schön gearbeiteten Auslaufröhren mit Rosetten“ versehen, die stahlblau gestrichen wurden. Außerdem wurden an jedem ein Becher aus verzinktem Eisenblech von 1 1/2 Schoppen mit einer leichten Kette festgemacht und ein Zubereisen angebracht, worauf die Holzgefäße mit zwei Tragegriffen (deswegen Zuber gegenüber dem Eimer, entstanden aus ein – bar, also mit einem Tragegriff) beim Wasserholen abgestellt werden konnten.
Bemerkenswert ist weiterhin, daß viele Gegenstände, die man beim Bau der Leitung benötigte, noch von Hand gefertigt wurden, weil sie offenbar serienmäßig noch nicht zur Verfügung standen. Die Liste reicht von einem Vorhängeschloß über die Auslaufröhren bis zu den Nägeln, die man benötigte, um die ausgehauenen Kendel mit Bohlen zu verschließen.
Der gezahlte Arbeits- und Fuhrlohn war verhältnismäßig niedrig. Darin spiegelt sich, daß das Angebot an Arbeitskräften im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts recht groß war. Der Tagelohn schwankte zwischen 48 Kreuzern für „die angestrengte Arbeit“ des Zimmermanns Thiel beim Aushauen der Kendel und 18 Kreuzern für die Nachtwache bei den gelagerten Gußröhren. Der Fuhrlohn für den Transport der Röhren von Emmershausen nach Walsdorf wurde nicht nach Gewicht, sondern nach der Art des Fuhrwerks berechnet. Für ein Pferdefuhrwerk mit einem Ladegewicht von rund 1000 Pfd wurden 2 Gulden, für ein Ochsenfuhrwerk mit durchschnittlich 700 Pfd wurde 1 Gulden und 24 Kreuzer bezahlt.
Insgesamt waren 57 Fuhren für den Gesamtpreis von 100 Gulden und 36 Kreuzer erforderlich.
Wie sich die neue Leitung bewährte, darüber wird demnächst berichtet.
Helmuth Leichtfuß
Was sonst noch im Ort passierte……..
Wie mein Schulkamerad Otto zu seinem Kosenamen Gottlieb kam
Es war im Herbst 1926. Als wir am Montag morgen zur Schule kamen, mußte unser Schulkamerad Anton an die Tafel. Er sollte etwas anschreiben. Herr Lehrer Walther sah seine Hände und sagte: „Anton, du Schwein, du hast dir wieder die Hände nicht gewaschen.“ Darauf erwiderte Anton: „Doch, doch, Herr Lehrer! Aber das schwarze Zeug geht nicht ab.“ “ Wieso?_“ fragte Herr Lehrer Walther. “ Ei, .wir waren gestern an den Nüssen, “ antwortete Anton. Darauf Herr Lehrer Walther: „Berichte, berichte!“
Treu und brav erzählte Anton, daß wir im Beckersgraben einen Nussbaum geplündert hatten. Entsetzt stellte der Lehrer fest, daß wir der Emma ihren Nussbaum geplündert hatten. Wir wurden nun alle nach vorn geholt und mussten unsere Missetat bekennen. Dann kam die Bestrafung. Es hieß: „Rumpf“ vorwärts beugt, Hände auf die Fußspitzen.“ So bekam jeder Missetäter zehn Stockschläge auf den Hintern.
Als dieses überstanden war, sagte Herr Lehrer Walther streng: „Ihr habt auch geraucht.“ Er verhörte uns der Reihe nach, doch jeder stritt es ab. Herr Lehrer Walther rief nun unseren Schulkameraden Otto auf. Er sagte: „Otto, du bist doch ein so lieber und braver Bub. Sag du einmal wie es war !“
Otto erzählte nun auch treu und brav, wie wir geraucht hatten. Zu diesem Zweck hatten wir uns „Klebchen“ angefertigt. Auf der Drehbank von Ottos Großvater hatten wir diese Pfeifenköpfe gedreht und ausgebohrt. Als Pfeifenspitze wurden Holunderstöcke mit einem glühenden Strickstock durchgestoßen und in den Pfeifenkopf eingepaßt. Da wir ja früher kein Geld hatten, mußte Otto auch aus ihrem Kolonialwarenladen noch den Tabak stellen.
Nach diesem Geständnis waren wir der Tat überführt und wurden bestraft. Herr Lehrer Walther sagte nun: „Ihr bösen Schlingel habt alle gelogen. Aber der Otto ist ein braver Bub. Solche Kinder hat Gott lieb.“ Der Reihe nach hieß es wieder: „Rumpf vorwärts beugt, Hände auf die Fußspitzen.“
Als endlich diese Stunde vorüber war, konnten wir in die Pause. Beim Hinunterstürmen der 5chulteppe hörte man nur noch: „Solche Kinder hat Gott lieb.“ Und da wir nicht nachtragend waren,. ist es bei der Versöhnung und „Gottlieb“ geblieben.
Zeichnung: Willi Stamm
Text: Emil Hohl
GASSENFEST 21. Juni 1981
Zwei Gassenfeste haben uns gezeigt, dass sich auf unseren Gassen bei jedem Wetter gut feiern läßt. Darum lädt der Bürgerverein auch in diesem Jahr wieder zum Fest rund um die alte Schule ein.
Samstagnachmittag: Schmücken der Gassen Am Obertor Sonntag:
14 Uhr Flohmarkt
14.45 Uhr Konzert des Jugendorchesters Mörig
15.15 Uhr Zum 5. Male Kinderspiele mit Preisen für alle
18.- 19 Uhr Konzert des Musikzugs der FFW Walsdorf
14 – 23 Uhr Geselliges Beisammensein auf den Gassen bei
Bier vom Faß, Wein, Gegrilltem, Gebackenem usw.
Verantwortlich: G. Buck, Am Borngraben 24, 627 Walsdorf