Bürgerbrief 18: September 1982

Wünsche zum Haushalt 1983

In seiner Sitzung vom 23.Juni 1982 beschloß der Ortsbeirat Walsdorf einstimmig und empfahl, folgende Maßnahmen in den Haushaltsplan 1983 aufzunehmen:

  1. Überdachung der Freiterrasse am Darfgemeinschaftshaus,
  2. Erneuerung der Bergstraße,
  3. Befestigung der Zufahrt zum Friedhof,
  4. Erstellung einer Toilettenanlage am Sportplatz,
  5. Baugebiet „Insel“,
  6. Erneuerung der Treppe am Borngraben,
  7. Anlage eines Platzes Kostergasse/Knappe Gasse,
  8. Gestaltung des Brunnenplatzes en der Idsteiner Strasse.

    Für das Investitionsprogramm empfahl er den Ausbau den Waldsportplatzes.

    Schulanfänger
    Schulanfängerzahlen seit Walsdorfer Kinder die Wallrabensteiner Schule besuchen

    Zu Beginn eines neuen Schuljahres sieht man wieder die ABC-Schützen mit ihren leuchtend gelben Mützen. Diese dienen dem Schutz der Minder, die nun den Weg ins „ernstere Leben“ Wegen müssen, und fordern uns Erwachsene zu Rücksichtsnahme und Hilfe auf.

    Mich regten sie aber auch an, einmal festzustellen, seit wann die Walsdorfer Kinder in Wallrabenstein eingeschult werden und wie stark die einzelnen Jahrgänge waren. Schulanfänger aus Walsdorf wurden erstmals vor echt Jahren, also zum Schuljahresbeginn 1974/75 in Wallrabenstein eingeschult. Seitdem ist die Walsdorfer Schule geschlossen. Inzwischen sind die ABC-Schützen von damals zu Jugendlichen herangewachsen und vollenden mit Ende den laufenden Schuljahres 1982/83 ihre Schulpflicht mit dem Abschluß des 9.Schuljahres. Wie die nachstehende Übersicht deutlich macht, war dies euch der stärkste Jahrgang in dieser Zeitspanne.

    SchuljahresbeginnAnzahl der Walsdorfer Schulanfänger
    1974 / 7533
    1975 / 7622
    1976 / 7726
    1977 / 7822
    1978 / 7926
    1979 / 8014
    1980 / 8114
    1981 / 8211
    1982 / 8315

    Überall sind in diesen acht Jahren die Zahlen der Grundschüler deutlich zurückgegangen, wie aus der Aufstellung ersichtlich ist, auch in Walsdorf. An der Grundschule Wallrabenstein sind die Schülerzahlen von etwa 550 im Jahre 1975 bis heute auf 361 gesunken. Die geburtenschwachen Jahrgänge -durch den sogenannten Pillenknick bedingt- sind also deutlich erkennbar.

    Dennoch kommen aus Walsdorf relativ große Schulenfängergruppen, die nur von Wallrabensteiner Kindern zahlenmäßig übertroffen werden.

    Monika Kiesau

    Und samstags gab’s Ka rtoffelbrüh‘

    Bis zum zweiten Weltkrieg waren die Walsdorfer wie alle Dorf­bewohner damals noch weitgehend Selbstversorger. Die Motorisierung steckte noch ganz in den Anfängen; Supermärkte, Kühl- und Gefrierschränke gab es nicht, weil noch kein Bedarf dafür bestand.

    Auch an der Bauweise jener Zeit kann man die andersartige Lebensweise ablesen. Zu jedem Haus gehörten eine Scheune und Stallungen oder wenigstens doch ein kleiner Stell, in dem man ein Schwein, ein oder zwei Ziegen und ein paar Hühner halten konnte. Erst in den fünfziger Jahren ging man von dieser Bauweise ab, sei es, daß jetzt mehr und mehr Leute bauten, die kein Land besaßen, für einen Stall also keinen Bedarf hatten, oder daß man sich angesichts der gestiegenen Arbeitslöhne und der besseren sozialen Absicherung von dem zusätzlichen Arbeitsaufwand und der Bindung, die die Kleinviehhaltung verursachte, freimachen wollte. Die Selbstversorgung erstreckte sich im ersten Drittel unseres Jahrhunderts wie viele Jahrhunderte vorher auf die wichtigsten Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Mehl, Obst, Gemüse, Eier, Butter, Milch, Fleisch und Wurst. Es wurden nur die Waren zugekauft, die nicht selbst produziert wurden. Es waren dies hauptsächlich „Kolonialwaren“ wie Reis, Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze, die beim Krämer oder Kolonialwarenhändler im Dorfe gekauft wurden. (Übrigens war die Selbstversorgung mit Leinen und Wolle schon früher der Industrialisierung zum Opfer gefallen). Unter diesen Voraussetzungen verwundert es nicht, daß der Küchenzettel aller ländlichen Haushalte mit Ausnahme von Festtagen oder Familienfeiern, wo schon einmal Kopfsalat in größerer Menge gekauft wurde, ganz auf die Jahreszeiten abgestellt war und daß für Zeiten, wo frische Ware nicht zur Verfügung stand, vorgesorgt werden mußte Dies geschah auf vielfältige Art. So wurden Obst und Gemüse gedörrt, Bohnen, Grünkohl und Sauerkraut ins „Ständsche“ eingemacht, Kirschen, Mirabellen, Birnen, Heidelbeeren, Erdbeeren Stachelbeeren und Zwetschen eingekocht, Gelee und Latwerge gekocht, Fleisch gepökelt und geräuchert, Eier und Gurken eingelegt und Gemüse eingeschlagen oder im kühlen Keller eingelagert. Die Grundstruktur des Küchenzettels war für das ganze Jahr gleich: Sonntags und montags und mittwochs und donnerstags gab’s Fleisch und Gemüse, dienstags und freitags Mehlspeise und samstags meist Kartoffelbrühe. Aufs Jahr gesehen war der Speiseplan für Sonntag und Montag bzw. Mit ach und Donnerstag ganz abwechslungsreich, standen doch im Rhythmus der Jahreszeiten Spinat, Kohlrabi, grüne Erbsen, Blumenkohl, Bohnen, Wirsing, Weißkraut, Karotten, Rotkohl; Rosenkohl, Grünkohl, Lauch und Schwarzwurzel als Frischgemüse zur Verfügung oder man griff auf Sauerkraut, eingemachte Bohnen oder des sog. „Kiehlkraut“ zurück. Auch für den Dienstag und Freitag war das Angebot recht vielfältig. So wechselten Karthäuserklöse, Mehl- oder Wetzsteinklöse ab mit Natronkreppelchen, Äppelkreppelchen, Weckschnitten, Reisbrei, Griesbrei, Nudeln, Kartoffelpfannkuchen, Waffeln oder einer dicken Suppe mit Pudding oder Frikadellen oder gebackenen Eiern. Selbstverständlich stammten die Beilagen auch aus eigener Produktion. Neben frischem oder gedünstetem Obst und Beeren gab es viel Eingemachtes, Apfelkompott oder euch gedörrte Zwetschen und Schnitzen. Wenn man jedoch kürzere Zeitspannen ins Auge faßt, ist das Bild nicht mehr so günstig. Vom frühen Frühjahr an gab es bis zum Zeitpunkt, wo die ersten Kohlräbchen oder der erste Blumenkohl geerntet werden kannte und eich des Frühkraut schloß, Spinat und wieder Spinat, wenn es nicht mit Sauerkraut oder eingemachten Bohnen abgewechselt wurde. Erst im Herbst, wenn die Natur ihre ganze Fülle bereithielt, wurde es besser. Ähnlich war es bei Fleisch und Wurst. Für Sonntags wurde den Sommer über beim Metzger gekauft, unter der Woche aber gab es Hausmacher Wurst und geräuchertes Fleisch, was heute von vielen als Delikatesse angesehen wird – eben weil sie es nicht über Jahre hindurch jeden Tag haben. Hier geht’s wie überall; den größten Appetit hat man immer auf das, was man gerade nicht hat.

    Helmuth Leichtfuß

    Ein Rezept für Kartoffelbrühe

    Zutaten:
    50 gr. Butter oder Fett 1 große Zwiebel
    2 Scheiben Schwarzbrot 1 Lorbeerblatt
    1 Pfd. Kartoffeln Essig
    geräucherte Bratwurst dazu ist die Hauptsache
    Zubereitung: Man röstet die in kleine Würfel geschnittene Zwiebel und das Brot in der Butter an, gibt die geschälten und in Scheiben geschnittenen Kartoffeln und des Lorbeerblatt dazu und füllt das Ganze mit einem Liter Fleischbrühe oder Wasser auf. Garkochen lassen, mit Essig und Salz abschmecken.

    Hedwig Heinig

    Wasser für die Vordergasse Teil 2

    1894/95 setzte der Streit zwischen den Bewohnern der Vordergasse und der Gemeinde wieder ein. Sprecher der Beschwerdeführer war Adolf Hofmann, sein Widerpart 8ürgermeister Ochs. Die Auseinandersetzung wurde mit harten Bandagen ausgetragen, und euch der mit der Angelegenheit reichlich beschäftigte Landrat war mit seinen Bemerkungen nicht zimperlich.

    Nachdem die Pumpe en der Färberbachbrücke, die den vorderen Ortsteil mit Trinkwasser versorgen sollte, schon in den 70iger Jahren noch unter Bürgermeister Leichtfuß wieder stillgelegt worden wer, wie wir aus einem Bericht des Bürgermeisters Ochs vom 14.10.1895 erfahren, weil sie „jährlich mehrmals repariert werden mußte, welches große Kanten verursachte“, waren die dortigen Bürger auf die beiden laufenden Brunnen, die größtenteils aus dem Färberbach gespeist wurden, angewiesen. Die Generation um 1895 erinnerte sich nicht mehr daran, daß sich ihre Väter in den 60iger Jahren ausdrücklich mit einer Brunnenanlage aus dem Färberbach einverstanden erklärt hatten. Damals hieß es: „Wir sind also mit der vorteilhaftesten veranschlagten Brunnenanlage aus dem Färberbach zufrieden“.

    In der Eingebe vom 18. Mai 1895 wird von den Bewohnern der Vordergasse bittere Klage über die Qualität den Wassers geführt, des nicht nur bei jedem Regen oder bei Schneeschmelze „für Menschen und Vieh ungenießbar“ sei, sondern euch gesundheitsschädlich, weil der Brunnen aus einem offenen Bach gefaßt sei, welcher jeder Verunreinigung ausgesetzt ist, „weil das Wasser von einem großen Feld in den Bach strömt und infolge dessen von dem Dünger, welcher auf das Feld aufgebracht wird, mit eich führt, ohne sonstige Verunreinigungen wie menschliche Exkremente usw., je es ist schon vorgekommen, daß ein Bürger namens Ludwig Rühl eine tote Katze oberhalb der Brunnenleitung aus dem Bach gezogen hat. Zum Beweis reichte man bei der königlichen Regierung eine Flasche Wasser ein, wie es der Brunnen bei Regen liefert. Die Bürger forderten die Verlängerung der Leitung bis zum Kastenborn, wodurch der Gemeinde keine großen Kasten entstünden. Es taucht also die alte Forderung wieder auf, den Kastenborn in der Bauerwiese zu fassen.

    Die Stellungnahme des Bürgermeisters, die er auf Anforderungen des Landrats abgibt, ist gesalzen. Zuerst verweist er darauf, daß er das Trinkwasser durch den Apotheker Lawaczeck von Camberg habe chemisch untersuchen leasen, „wobei sich ergeben hat, daß alles Wasser in hiesiger Gemeinde als gutes, gesundes Trinkwasser befunden worden ist! Demnach kann der Beschwerdeführer Hofmann nicht Recht haben. Vielmehr müsse man ihm gegenüber vorsichtig sein. Nicht nur, „daß es sehr fraglich ist, ob Hofmann das Wasser, welches er angeblich aus dem betreffenden Laufbrunnen entnommen haben will, in dem Zustande wie es der Brunnen gibt übergeben hat, in dem die Vermutung vorliegt, daß er solches noch getrübt heben könnte“, sondern er verdächtigt ihn auch bezüglich der toten Katze: „Wie eine tote Katze in den Bach gekommen sein soll, darüber kann vielleicht Hofmann Aufklärung geben indem derselbe fähig ist, eine solche in den Bach zu werfen“.

    Da sich der Bürgermeister auf das Gutachten des Camberger Apothekers stützt und davon überzeugt ist, daß das Walsdorfer Trinkwasser gut ist, lehnt er die Neufassung von Quellen als aussichtslos ab und trägt auch vor, die Gemeindeversammlung habe die Instandsetzung des Pumpenbrunnens abgelehnt, da das BesteigenBrunnens und Arbeitsausführungen im Schacht mit großer Lebensgefahr verbunden seien, weil derselbe „sehr viel Stückluft“ enthält, weshalb die Handwerker, die darinnen gearbeitet haben, nicht mehr im Schacht arbeiten wollen.

    „Dem Schlosser August Scheurer mußte seinerzeit noch schnelle Hilfe beim Aussteigen aus dem Brunnen geleistet werden, sonst wäre derselbe darinn erstickt. Sollte sich aber ein Unternehmer finden, welcher ohne Verantwortlichkeit der Gemeinde die Herstellung des Pumpenbrunnens übernehmen will, so steht der Instandsetzung nichts entgegen.“

    Es ist klar, daß es im Dorf erhebliche Spannungen gab, wenn sich der Bürgermeister in einem Bericht an den Landrat nicht scheut, solche Verdächtigungen auszusprechen. Ebenso klar ist es, daß weder Bürgermeister noch Gemeinderat und die Mehrheit der Bürger den Bewohnern der Vordergasse grundlegend helfen wollten. Übrigens ging es dem Bürgermeister auch nicht besser.

    Auch der Landrat äußert in seinem Bericht an den königlichen Regierungspräsidenten in Wiesbaden einen Verdacht: „Bei den vielen Parteien, Streitigkeiten usw. im Ort ist es m.E. durchaus noch nicht sicher, ob dem Apotheker des richtige Wasser und in dem Zustand übergeben worden ist, in dem es aus dem Brunnenrohr läuft. Darüberhinaus stellt der Landrat fest, der Bürgermeister habe gar keinen Versuch gemacht, Abhilfe zu schaffen. „Der Bürgermeister steht mit vielen Leuten auf gespanntem Fuß und hat sich anscheinend soviel Unbeliebtheit zugezogen daß er nach Ablauf seiner Amtsperiode kaum wiedergewählt wird. Im übrigen bezweifelt der Landrat, daß ein Apotheker in Camberg des Wasser auf seine Bestandteile und Brauchbarkeit als Trinkwasser richtig prüfen kann.

    Der Landrat stellt sich auf die Seite der Beschwerdeführer und läßt Adolf Hofmann durch den Bürgermeister einen Bescheid zustellen, in dem er zum Ausdruck bringt, daß der Mißstand möglichst bald dadurch beseitigt werden soll, daß entweder ein Filterbassin angelegt oder eine Rohrleitung bis zu den Quellen geschaffen wird. Die von dem Landrat angeordnete Untersuchung des Wassers durch das Institut Fresenius war nämlich für die Gemeinde negativ ausgefallen. Das Wasser war wegen seiner starken Verunreinigung durch organische Substanzen und des Vorhandensein von Amoniak als Trinkwasser ungeeignet befunden worden. In einem Vermerk. an den Bürgermeister brachte der Landrat noch zum Ausdruck: „Ich wiederhole, daß ich endlich von diesen Dorfzänkereien verschont sein will, die – soweit ich höre – darauf zurückzuführen sind, daß Sie mit den Leuten nicht richtig auskommen.“
    Die Gemeinde baute jedoch weder ein Filterbassin noch eine Rohrleitung zu dem Kastenborn. Vielmehr brachte sie wieder die Erneuerung des Pumpenbrunnens ins Spiel, weil auf diese Weise hohe Kosten eingespart werden könnten. Nachdem dem Landrat vom Bürgermeister versichert wurde, daß der Pumpenbrunnen nur 45m vom Hause Hofmann entfernt stehe und mehr als ausreichendes und gutes Wasser liefern kann, erklärt sich auch dieser mit der Erneuerung der Pumpe einverstanden und weist die erneute Beschwerde Hofmanns, die Gemeinde habe noch nichts getan, mit dem Bemerken zurück, die Gemeinde tue ihre Pflicht, wenn sie ihm das Wasser bis auf 45m vom Wohnheus entfernt stellt und schließt mit dem Satz: „Weitere Beschwerden über diesen Gegenstand werde ich nicht mehr beantworten.“

    Gut 10 Jahre dauerte es noch, bis mit dem Bau der neuen Leitung. aus der Laubach 1907 der Mißstand endgültig beseitigt wurde, nachdem man wieder die billigste und auch die schlechteste Lösung gewählt hatte.

    Quellen: HStAW 229/155 und 418/401

    Helmuth Leichtfuß

    Ein glücklicher Fund
    Walsdorfs ältestes Buch wiedergefunden

    Oft ist es ein reiner Zufall, der einem bei der Beschäftigung mit alten Zeiten weiterhilft. So geschah es auch jetzt wieder: bei der Sichtung eines Nachlasses fand sich Walsdorfs bisher ältestes Buch. Und der Aufmerksamkeit der Erben verdanken wir es, daß es nicht achtlos für immer verschwand.

    Es handelt eich um ein schmales, 11×33,5 cm großes Heft mit 176 Seiten, das auf der ersten Seite als „Ab- und Zu-Register“ bezeichnet wird. In ihm wurde vom Gericht Walsdorf seit 1570 bis 1604 und von 1607 bis 1609 der gesamte Immobilienverkehr (Grundstücke, Häuser) in Walsdorf verzeichnet. Dabei wurde festgelegt, in welchem Umfange sich die Bede, die Steuer der Untertanen an den Landesherren, wegen Tausch, Verkauf, Erbschaft oder Hochzeitsgabe veränderte.

    Als Beispiel bringen wir eine Kopie der Aufzeichnung des Jahres 1582, wobei gleich die sorgfältige Schrift und Buchführung durch das Walsdorfer Gericht auffällt.

    Der erste Eintrag lautet: „Stoffel Zeier 1 1/2 sadel ufm Merggraben uf Thöngeß Rumpeln zu, und Christmuthen ab 4d 1hr“. D.h., daß Stoffel Zeier von Christmuthe etwa 1.200 qm am Merggraben beim Acker von Thöngeß Rumpel erhielt und er nun 4 Pfennig und 1 Heller an Steuern zu zahlen hatte.
    Der nächste Eintrag berichtet davon, daß Stoffel Zeier und Mathes Schneider Anteile von der Scheune ihres Schwiegervaters Michel Möller übernahmen, die dessen drei andere Kinder abtraten.
    Diese Auszüge zeigen schon, wo der Wert des Buches liegt. Zunächst einmal liefert es ein Fülle von Familiennamen. Wahrscheinlich lassen sich fast alle Walsdorfer erfassen, die im ausgehenden 16.Jahrhundert hier Besitz hatten, und dazu noch Einwohner von mehr als 15 anderen Orten, allen voran Würges und Esch.

    Für die ältesten Familien läßt sich jetzt der Stammbaum noch weiter zurück verfolgen, da auch die Verwandtschaft öfters angegeben wird. In unserem Beispiel handelt es sich um einen Vorfahren der Familie Zeiger, dessen Bruder Endres über 40 Jahre lang Keller des Klosters war. Sein Schwager war Mathes Schneider, dessen Hausname eigentlich Weygeth lautete. Er hatte den Namen Schneider von seinem gleichnamigen Vater, der in Idstein Hofschneider und in Walsdorf Grundbesitzer war. Bei diesen Beziehungen zu Walsdorf wird jetzt klar, wieso Graf Philipp 1562 seinen Hofschneider bei der Reformierung des Klosters Walsdorf einsetzte (s. Klostergeschichte, Seite 73).

    Die Liste der Schultheißen und Klosterkeller läßt sich nun vervollständigen, und was besonders überraschend war: der Name des ersten evangelischen Pfarrers, Eberhardt Seck, erscheint 1572 – 76. Zusammen mit anderem Material kann nun eine genauere Geschichte der Reformation in Walsdorf verfaßt werden.

    In der nächsten Nummer soll auf der Grundlage dieses Bederegisters mit einer Serie über Walsdorfs älteste Familien begonnen werden.

    Hunderte von Flurnamen werden benutzt, um die Lage der Äcker, Wiesen und Gärten genauer zu bestimmen. Nur sehr wenige sind uns aus anderen, älteren Quellen bekannt, so daß wir hier häufig die erste Namensform haben. Erstaunlich ist, wie häufig sie mit der heutigen übereinstimmt (s. im letzten Bürgerbrief „Beckersgraben“). Bei Abweichungen bietet sich nun die Chance zur Deutung; Merggraben und Alstorffer Pfadt heißen heute Marrgraben und Walsdorfer Pfad.

    Wir bekommen eine bessere Vorstellung vom Aussehen des Fleckens vor 400 Jahren: Er wurde nicht nur durch die Mauer gesichert, sondern vorgelagert waren der Hain (undurchdringliches Gesträuch) und Zäune und an verschiedenen Stellen in der Landschaft Gebücke und Landwehren. Vor der Unter- und Oberpforte standen Scheunen, die sich häufig mehrere Bauern teilten. Der gesamte Ort war von einer Vielzahl von Gärten umgeben. Eine genauere Untersuchung der Flurnamen wird auch ein Bild von der landwirtschaftlichen Nutzung der Gemarkung liefern.

    Dieser wertvolle Fund veranlaßt den Bürgerverein zu der erneu­ten Bitte, ihm alte Schriften -gedruckt oder ungedruckt- zu zeigen, bevor man sie der Altpapiersammlung übergibt. Wie dieses ursprünglich aus dem Walsdorfer Gemeindearchiv stammende Bederegister, das Pfarrer Deißmann noch in der Hand hatte, zeigt, sind Überraschungen nicht auszuschließen. Sei den alten Fotos sind wir mit unserer Bitte bereits auf ein erfreuliches Echo gestoßen, wie die laufend neu eingehenden Bilder zeigen.

    Gerhard Buck

    Immobilienmarkt 1582

    Die Einwohnerverzeichnisse von 1563 und 1566 lassen den Schluß zu, daß Walsdorf vor 400 Jahren etwa 60 Bürger hatte, wozu natürlich noch die Familienangehörigen kommen. Das Bederegister nennt bei den Besitzveränderungen allein 39 Walsdorfer, 2 Würgeser und 1 Idsteiner. Angebot und Nachfrage waren also recht rege. Aber auch die „Größe“ der Objekte ist bemerkenswert.

    Insgesamt 13 Äcker von zusammen 5 Morgen 2 5/6 Sadel wechselten den Besitzer. Die Durchschnittsgröße betrug 1 3/4 Sadel, was man vielleicht 1.400 qm gleichsetzen kann. Die Hälfte war aber nur zwischen 400 und 800 qm groß. Drei Stücke von je 1 Morgen waren die größten Flächen. Teilung unter die Kinder und eine Landwirtschaft ohne Maschinen verursachten diese kleinen Äcker.
    9 Wiesen, deren Grüße nicht angegeben wird, und 1 Gärtchen erhielten gleichfalls neue Besitzer.
    Die starke Aufsplitterung des Besitzes wird beim Hausbesitz besonders deutlich. Wie die abgebildete Kopie zeigt, wird eine Scheune in drei und dann in zwei Teile geteilt, wobei ein weiterer Anteilseigner noch möglich ist. Ähnlich ist die Lage in der zweiten erwähnten Scheune: „Michel Bochern sein theil in der scheuern, Ins schmidts scheuern, ab und Johannen zu.“

    Der nächste Eintrag erwähnt den einzigen Verkauf eines ganzen Hauses, das ausdrücklich „alt“ genannt wird. Bei den fünf anderen Häusern (zwei mit Scheunen) werden immer nur Anteile veräußert, wobei zweimal mindestens drei alte oder neue Besitzer bei einem Objekt feststellbar sind.

    Wie nicht anders zu erwarten, wird dreimal auch ein gesamter Besitz aufgeteilt. Die Gründe hierfür werden nicht genannt, aber u.a. ist wohl auch ein Todesfall möglich. Das war wahrscheinlich bei der Familie Ochs der Fall, die zusammen mit der Familie Zeiger schon damals in Walsdorf wohnte.
    Ein zufälliges Jahr wurde für diese kleine Zusammenstellung gewählt. Aber wie die Lektüre des Bederegisters zeigt, wer diese Zersplitterung keineswegs untypisch.

    Gerhard Buck

    ABERGLAUBE

    An diesem Freitag war im Betrieb nicht viel los, die Geschäfte rollten vor mir her, und ich ertappte mich immer wieder dabei, daß meine Gedenken um den Bock kreisten, auf den ich im jungen Fichtengrün bisher vergeblich angesessen hatte.

    Ich hielt es nicht mehr aus, setzte mich in meinen Wagen, fuhr nach Hause, nahm meine Doppelbüchse zur Hand, stopfte ein paar Patronen in die Rocktasche, ließ die Hunde frei und rief noch meiner Freu, die aus dem Garten kam, zu, daß sie mit dem Essen nicht auf mich warten sollte. Ich verstaute Waffen und Hunde, saß hinter dem Lenkrad und fuhr in mein Taunusrevier.

    Nachdem die Hunde sich im Felde ausgetobt hatten, machte ich mich schnellen Schrittes zu dem ruhigen Revierteil auf, in dem mein Hochsitz stand. Als ich vom Waldweg in die Schneise nach links einbog, verharrte ich im Schritt, da stand doch, keine zwanzig Schritt entfernt, ein Liebespaar, eng umschlungen. Sie schien förmlich in ihn hineinkriechen zu wollen. Plötzlich trennten sie eich, als sie mich gewahr wurden und gingen, händchenhaltend, davon.

    Ich ging ihnen nach und beschleunigte meinen Schritt, und als ich auf gleicher Höhe war, fragte ich sie höflich, ob sie den gleichen Weg wieder zurückgingen oder einen anderen auf dem Heimweg zum Dorfe benützten. Ich säße hier schon ein dutzendmal an und wolle heute den heimlichen Bock endlich strecken.

    De sagte der junge Mann, der mich offenbar kannte: „Aber, Herr Kilian, da sitzen Sie ja heute zum 13.Mal an! Sind Sie denn nicht abergläubisch?“ „Doch“, sagte ich, „alle Jäger sind abergläubisch“. „Na, denn Gutchuß, so sagen doch alle Jäger“, antwortete er. Da hätte er nicht sagen dürfen, meinte ich, jetzt hätte ich sicher wieder Pech, die Jäger wünschten sich Waidmannsheil, wenn sie sich einen guten Anblick oder Abschuß wünschten. „Wieder etwas hinzugelernt. Aber daß ich es gerade bin, der Ihnen beides verdirbt, bedaure ich. Aber da läßt sich nichts machen,“ war seine Antwort. „Doch“, sagte ich, und auf meine bescheidene Frage, ob er mir helfen wolle, diese Pechsträhne zu beenden, fragte er zurück, wie er mir helfen könne.

    Meine Sitte ist, daß Sie Ihrer Freundin gestatten, einmal über den Lauf meines Gewehres zu springen, denn es ist ein alter, überlieferter Glaube der Jäger, daß man, wenn eine Jungfrau über eine Waffe gesprungen ist, einfach Waidmannsheil haben muß!“ Die Antwort der jungen Maid: „Dann hätten Sie eine Stunde früher kommen müssen!“ hat mich sprachlos gemacht.

    Ein Anflug von Röte überzog des Gesicht ihres Begleiters und ein Lächeln des Sieges stand in seinen Augen. Ich lüftete meinen Filz und stapfte los, die beiden lachten vor sich hin und gingen den Weg zurück, den ich gekommen war.

    Ich ging zu meinem Hochsitz, dachte über den Aberglauben der Jäger nach und wartete auf den Heimlichen. Es knisterte und knackte, er war da, er trieb sich irgendwo hinter Buschgewirr und jungen Föhren herum, man roch ihn förmlich, aber ich bekam ihn an diesem Tage wiederum nicht zu Geeicht. Er fiel erst einige Tage später.

    Als ich abends nach erfolgloser Jagd eine Notiz in mein Tagebuch schreiben wollte, fiel mein Blick auf des Datum, es war Freitag, der 13. Im Monat September. Wenn ich heute vor der Trophäe des Bockes stehe und sie mir betrachte, muß ich immer wieder an die Worte des Mädchens denken:

    „Sie hätten eine Stunde früher kommen müssen!“

    Fritz Kilian

    VERANSTALTUNGEN

    Neues von alten Familien

    Donneratag, 14.10. 20.00 Uhr, in der „Traube“

    Es soll allgemein von Familiennamen und speziell von Walsdorfe ältesten Familien berichtet werden. Wer zu den Familien Zeiger, Ochs und Thiel gehört, sollte unbedingt kommen.

    Letzte Arbeiten am Grillplatz
    Samstag, 16.10. 9 Uhr

    Seit 1976 ist der Grillplatz im Bau. Jetzt ist der Abschluß in Sicht. Der Bürgerverein bittet seine Mitglieder und auch die anderen Ortsvereine, letzte Hand an die Hütte und die Regrünung zu legen. Im Anschluß daran (ca. 12.30 Uhr) lädt der Bürgerverein alle, die beim Bau in dieser langen Zeit geholfen haben, zu einer kleinen „Einweihung“ ein.

    Jahreshauptversammlung
    Samstag, 30.10. 20.00 Uhr in der „Traube“

    Da Vorstandswahlen anstehen, bitten wir um frühzeitige Reservierung dieses Abend.

    2. Fotoausstellung

    Samstag, 13. 11. 1982: 14 – 18 Uhr
    Sonntag, 14. 11. 1982: 10 – 18 Uhr
    Montag, 15. 11′. 1982: 14 – 18 Uhr
    (Vormittags nach Absprache)
    Dorfgemeinschaftshaus Walsdorf
    Eintritt frei !

    Auf Fotos, die bis zu 100 x 120 cm vergrößert sind, sehen
    Sie Walsdorf und die Walsdorfer der letzten 100 Jahre.

    In einer Sonderabteilung zeigen wir
    Historische Karten
    des 18. Jahrhunderts zusammen mit modernen Fotos.
    Hier sollen Themen dargestellt werden, die bereits mehrfach
    im Bürgerbrief behandelt wurden: die Hohe Straße mit dem Gebück,
    das untergegangene Dort Elkhofen/Helckoben.

    Führungen durch die Kartenausstellung:
    Samstag, 13.11. – 18 Uhr
    Sonntag, 14.11. – 11 Uhr
    Samstag- und Sonntagnachmittag Kaffee u n d Kuchen
    Zur Finanzierung der Ausstellung wollen wir wieder eine Kuchentheke aufbauen.

    Für Stiftungen von Kuchen wären wir daher sehr dankbar.
    Frau Schulte zu Sodingen, Tel. 8311, nimmt Meldungen gern entgegen.

    Verantwortlich: Gerhard Buck, Am Borngraben 24, Idstein-Walsdorf. Tel. 06434/6293