Lob für Walsdorfs Altpapier-Sammlung
Seit Mitte letzten Jahres sammeln wir Walsdorfer unser Altpapier in Containern am Brunnen und am DGH. Jetzt erreichte den Bürgerverein ein Schreiben der Kreisverwaltung, das eigentlich an alle Walsdorfer gerichtet ist. Wir möchten das hier ausgesprochene Lob an Sie alle daher weitergeben.
Im Namen des Kreisausschusses schrieb uns am 20.2.1985 der 1. Kreisbeigeordnete, Herr Muno:
„Es ist uns ein Bedürfnis, Ihnen für die Unterstützung des Sammelversuches, insbesondere für Ihre Öffentlichkeitsarbeit, zu danken. Lobenswert ist vor allem die Sauberkeit in den Containern und deren Umgebung. Der Versuch soll noch bis Mai 1985 fortgeführt werden. Helfen Sie uns daher bitte auch weiterhin. Über das Versuchsergebnis und das weitere Vorgehen werden wir Sie noch unterrichten.“
Wie ergänzend zu erfahren war, wird mit der neuen Methode mehr Papier gesammelt als bei der alten Straßensammlung. Daß die Wörsdorfer mit ihren bequemeren grünen Mülltonnen bei jedem Haus zu einem noch besseren Ergebnis kommen, war zu erwarten.
Bis zum Mai haben wir also die Chance zu zeigen, daß die Forderung von 2/3 aller Walsdorfer bei der Bürgerinitiative gegen die Wörsdorfer Mülldeponie ernst gemeint war: „Der Müll sollte vor der Ablagerung reduziert werden, z.B. durch Wiederverwendung.“
Gerhard Buck
Bei Feuer: 6838
In letzter Zeit hat es wieder erhebliche Schwierigkeiten bei der Alarmierung der Feuerwehr gegeben. Da wir zum Ortsnetz Bad Camberg gehören, dürfen wir nicht die offizielle Nummer wählen, da sonst der Alarm im Nachbarkreis Limburg-Weilburg ausgelöst wird. Nur mit Verspätung kommt dann Hilfe. Wenn Sie also etwas für Ihre Sicherheit tun wollen, dann notieren Sie sich unbedingt folgende Nummer auf Ihrem Telefon:
Wehrführer Freiw. Feuerwehr Walsdorf: 6838
Außerdem können Sie anrufen:
Stellvertr. Wehrführer FFW Walsdorf: 6223
Feuerwehrstützpunkt Idstein: 06126/78261
Polizei Idstein: 06126/4095
Alle anderen Nummern werden Ihnen und der Feuerwehr nur Ärger bereiten.
Werner Leichtfuß
Wehrführer der FFW Walsdorf
Kommunalwahlen
Betrachtungen zu den Walsdorfer Kommunalwahlergebnissen vom 10.3.1985
Wahlergebnisse werden aussagekräftiger, wenn man sie mit entsprechenden Daten vergleicht. Deshalb werden zunächst die Ergebnisse der Kommunalwahlen von 1981 und 1985 in Übersichten zusammengestellt und die prozentualen Stimmenanteile der Parteien bei den Kommunalwahlen von 1972 an dargestellt (ohne Briefwahl).
Kreistagswahlen
Jahr | Wahlber. | Wähler | % | SPD | % | CDU | % | FDP | % | Grüne | % | FWG | % | ung. | % |
1981 | 1023 | 763 | 74,6 | 296 | 38,8 | 384 | 50,3 | 46 | 4,0 | 25 | 3,3 | – | – | 12 | 1,6 |
1985 | 1037 | 775 | 74,6 | 314 | 40,4 | 349 | 45,0 | 36 | 4,6 | 37 | 4,8 | 28 | 3,6 | 11 | 1,4 |
Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung
Jahr | Wahlber. | Wähler | % | SPD | % | CDU | % | FDP | % | Grüne | % | ung. | % |
1981 | 1021 | 761 | 74,5 | 291 | 38,2 | 389 | 51,1 | 39 | 5,1 | 25 | 3,3 | 17 | 2,2 |
1985 | 1035 | 772 | 74,7 | 309 | 40,0 | 369 | 47,7 | 41 | 5,3 | 41 | 5,9 | 18 | 1,8 |
Wahlen zum Ortsbeirat
Jahr | Wahlber. | Wähler | % | SPD | % | BWG | % | ung. | % |
1981 | 1021 | 761 | 74,5 | 324 | 42,6 | 367 | 48,2 | 70 | 9,2 |
1985 | 1033 | 772 | 74,7 | 343 | 44,4 | 392 | 50,7 | 37 | 4,8 |
(evtl. Fehler bitte zu entschuldigen: das handschriftliche Original ist nur bedingt leserlich!)
Die Einzelbetrachtung der Übersichten und Graphiken erlaubt folgende Aussagen:
- die Zahl der Wahlberechtigten nahm nur unwesentlich zu;
- die Wahlbeteiligung blieb konstant und lag um 2,8%-Punkte unter dem Durchschnitt der Stadt und knapp über dem Kreisdurchschnitt (74,2%);
- die SPD verbesserte ihre Position leicht. Bei den Kreistagswahlen gewann sie 1,6%-Punkte und bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung 1,8%-Punkte. Insgesamt waren die Stimmengewinne etwas geringer als im Kreisdurchschnitt (2,1%-Punkte) und höher als in der Stadt (0,5%-Punkte);
- bei beiden Kreistagswahlen schnitt die SPD geringfügig besser ab als bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung;
- die CDU verlor bei den Wahlen für beide Gremien die absolute Mehrheit der Stimmen. Ihre Verluste waren höher als die Gewinne der SPD (5,3%-P• im Kreis, 3,4%-P. in der Stadt). Insgesamt waren ihre Verluste aber wesentlich geringer als im Kreisdurchschnitt mit 9,3%-Punkten und etwas geringer als in der Gesamtstadt mit 3,9%-Punkten;
- in beiden Wahlen schnitt die Stadt-CDU besser ab als die Kreis-CDU,
- die FDP rutschte bei den Wahlen zum Kreistag unter 5%, konnte sich in der Stadt aber behaupten und erreichte 5,3%;
- die Grünen verbesserten sich bei den Wahlen zum Kreistag um 1,5%-Punkte, blieben aber mit 4.8% unter 5% und damit um 2,7%-Punkte unter dem Kreisdurchschnitt. Bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung erreichten sie mit 5,3% das gleiche Ergebnis wie die FDP. Insgesamt blieben sie mit 2,5%-Punkten unter dem Durchschnitt der Stadt; die Freie Wählergemeinschaft blieb unter 5%. Sie erzielte 3,6%. Das waren 1,1%-Punkte weniger als im Kreisdurchschnitt.
Insgesamt kann man feststellen, daß sich das Wählerverhalten der Walsdorfer nur unwesentlich vom Gesamttrend, der bei der. Kommunalwahlen deutlich wurde, unterschied. In der Stadtverordnetenversammlung werden Gerhard Müller (SPD) und Dieter Heinelt (CDU) Walsdorf vertreten.
Da für den Ortsbeirat wie seither nur zwei Listen aufgestellt waren, muß man diese Ergebnisse gesondert betrachten: - die Bürgerliche Wählergruppe gewann 2,5%-Punkte und errang mit 50,7% der Stimmen wieder die absolute Mehrheit;
- gewählt wurden für die BWG Felix Hartmann, Helmut Schauß, Uwe Rohnstock und Gerhard Heilhecker
- die SPD verbesserte ihren Stimmenanteil von 42,6 auf 44,4%; – gewählt wurden für die SPD Rolf Preußer, Rainer Hohl und Kurt Lehmann ;
- daß beide Listen Stimmengewinne erzielten, erklärt eich daraus, daß die Zahl der ungültigen Stimmen von 70 im Jahre 1981 auf 37 zurückging. Im Vergleich zu den beiden anderen Wahlen liegt sie aber immer noch sehr hoch.
Helmuth Leichtfuß
Ortskernsanierung
Eine Zwischenbilanz
Wer in der Vergangenheit HR 3 gesehen hat, muß annehmen, daß wir in Walsdorf richtige „Sanierungsmuffel“ sind. Das ist aber ganz bestimmt nicht so!
Am augenfälligsten ist der Fortschritt wohl an der Scheunenfront Richtung B 8. Bei fast allen Scheunen sind inzwischen die Dächer in Ordnung, schon sechs Scheunen erstrahlen wieder in altem Glanz, weitere werden dieses Jahr folgen. Aber nicht nur dort, sondern auch in der Blinden Gasse kann man inzwischen reparierte Scheunen sehen.
Fachwerkfassaden an Wohnhäusern haben wir neu in der Untergasse und Am Obertor. Renovierte Scheunen finden sich am Hutturm, Klosterplatz und ehemaligen Pfarrhaus. Nun können wir nur hoffen, daß sich bald etwas an der alten Schule tut, bevor sie zusammenfällt.
Aber über all dem Schönen darf man nicht die Kosten vergessen. Als Betroffener meine ich diesen Punkt ganz gut beurteilen zu können. Ohne die Zuschüsse vom Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (per 31. 12. 1984 ca. 600.000 DM, davon an Privat 246.500 DM), vom Landesamt für Denkmalspflege (1981 bis 1984 an Privat 59.000 DM), vom Kreis (Zahlen nicht bekannt) und von der Stadt Idstein (1977 – 1984 80.000 DM) wäre manches gar nicht möglich gewesen.
Alleine dem Gesamtzuschuß des Landesamtes für Landwirtschaft und Landentwicklung in Höhe von ca. 600.000 DM liegt eine Schätzung der Gesamt-Baukosten in Höhe von 1,5 Millionen DM zugrunde!
Bei der Stadt Idstein darf man auch nicht nur den Zuschuß von 80.000 DM an Private sehen, sondern auch die immensen Kosten für die Sanierung eines Teils der Stadtmauer, der Neugestaltung das Klosterplatzes und z. B. der neuen Lampen im alten Ortsbereich mußten aufgebracht werden.
Zum Schluß noch ein wichtiger Hinweis an alle, die in absehbarer Zeit im alten Ort renovieren wollen: Die öffentlichen Zuschüsse werden immer knapper!
Sollten zur Antragstellung Fragen auftreten, wenden Sie eich bitte an mich. Ich helfe Ihnen gern.
Dieter Thielmann
Brauchtum (3)
Aberglaube
Der Bürgerverein beschäftigte sich im November letzten Jahres an einem Gesprächsabend mit dem Thema Aberglaube, soweit er bei uns lebendig war und noch ist.
Das Wort Aberglaube ist schon alt. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert und bedeutet falscher oder verkehrter Glaube.
Aberglaube ist keine Sache des finsteren Mittelalters, einer Zeit also, als die Menschen noch nicht „aufgeklärt“ waren und die Naturgesetze nur mangelhaft kannten. Er hat vielmehr seinen Ursprung in der Angst des Menschen vor Bedrohung und Unglück und ist insofern geschichtslos. Aberglaube wurzelt auch in dem Bedürfnis des Menschen, sich vor Unglück und Unheil zu schützen. Deswegen sollen z. B. böse Geister, Krankheit und Not gebannt oder unschädlich gemacht und Unglück jeder Art abgewehrt werden.
Aberglaube ist in zahlreichen Formen verbreitet:
als Glaube an Geister, zauberhafte Kräfte und Vorgänge. Hierher gehört z.B. das „Berufen“. Es gibt viele Menschen, die etwa bei der Aussage: „Bis jetzt hatte ich Glück“ hastig ein „unberufen“ anfügen und mehrmals auf Holz klopfen, um zu verhindern, daß ein böser Geist auf ihr Glück neidisch wird und es in sein Gegenteil verkehrt. Ein Besen hinter der Türe soll böse Geister fernhalten. Ein gefundenes Hufeisen muß man mit der Öffnung nach oben anbringen, wenn es Glück bringen soll. Auch das „Besprechen“ von Krankheiten gehört hierher. Solche Fälle sind in den 20er und 30er Jahren hier noch bezeugt.
als Glaube an die Voraussehbarkeit der Zukunft.
Besonders in Kriegs- und Notzeiten blüht dieser Zweig des Aberglaubens. Kartenleger-(innen) und Wahrsager-(innen), ob aus der Hand, aufgrund von Fotografien oder durch Vorlage eines Nackenhaares, wie ein Teilnehmer berichtete, haben in diesen angsterfüllten Zeiten Hochkonjunktur. Viele Gesprächsteilnehmer konnten Beispiele dafür anbringen, wie sehr Voraussagen einem Menschen Sicherheit und Ruhe geben oder ihn aber auch belasten können.
Auch die Astrologie und das Horoskopstellen und -lesen gehören hierher. Der Umstand, daß es kaum eine Zeitschrift ohne Wochenhoroskop gibt, deutet darauf hin, daß auch heute noch viele Menschen mit dessen Hilfe den Schleier der Zukunft wenigstens ein wenig lüften wollen.
als Orakelwesen.
Hier spielen die sog. Vorzeichen eine Rolle. Irgendwo poltert es ohne erkennbaren Grund; d.i. natürlich ein schlechtes Vorzeichen. Die Uhr bleibt stehen, ohne daß sie abgelaufen ist. Da muß bestimmt was Schlimmes passiert sein. Oder kann vielleicht eine schwarze Katze, die einem über den Weg läuft, etwas Gutes bedeuten? Auch ein taubeneigroßes Hühnerei, ein sog. Unglücksei, verheißt Unglück, wenn es nicht gelingt, das Ei über das Scheunendach zu werfen. Auch Pflanzen mit weißen Blättern, z.B. Futterrüben, sind Unglücksboten. Es heißt, daß mit dem Tod eines nahen Angehörigen zu rechnen sei.
Anders ist es, wenn man einem Schornsteinfeger begegnet. Das bringt Glück. Auch bei „Schäfchen zur Linken tuts Glück dir winken“. Wenn beim Richtfest oder anderen Gelegenheiten ein Glas zerbrochen wird, bedeutet das ebenfalls Glück, denn „Scherben bringen Glück“. Hat jedoch jemand einen Spiegel zerbrochen, so bedeutet das 7 Jahre Pech.
Auch die Glücks- und Unglückszahlen gehören hierher. Insbesondere gilt die 13 als Unglückszahl. Für andere, Lotteriespieler oder Totospieler, haben häufig bestimmte Zahlen eine besondere Bedeutung.
als Glaube an Amulette oder Talismane.
Als Beispiel für diese Form des Aberglaubens soll ein Eintrag des Pfarrers Tecklenburg, der bis 1922 Pfarrer in Walsdorf war, in der Pfarrchronik aufgeführt werden. „Daß auch der Aberglaube (im ersten Weltkrieg) neu auflebte, zeigte sich in den Kettengebeten, die auch nach Walsdorf gesandt wurden, und in alten ‚Kugelbriefen‘, die man abschrieb und Soldaten als Talisman mitgab. Daß er übrigens gar nicht ausgestorben war, bemerkte ich u.a. an einem Beispiel, daß eine junge Nachbarsfrau ein schwarzes Sammetband ihrem kleinen Knaben umhing, damit er besser und leichter zahne. Bei der Rede davon gestand mir meine alte treue Haushälterin, daß die alte Heftricher Amme mit mir es einst geradeso gemacht habe. Ich habe nicht an schlimmen Zahnkrämpfen gelitten; ob das sie vielleicht veranlaßt hat, das Sammetbändchen zu verordnen?“ (Pfarrchronik S. 104)
Die Veranstaltung verfolgte die Absicht, möglichst umfassend die Formen und Inhalte des Aberglaubens in unserem Dorfe zu dokumentieren. Sollten Ihnen als Leser noch andere Formen bekannt sein, wäre ich ihnen für eine kurze Mitteilung dankbar.
Helmuth Leichtfuß
Der Feuerschutz in Walsdorf
III. 1806 – 1882 (Schlußteil)
Nachtwächter
Für die nächtliche Sicherheit im Ort waren die zwei Nachtwächter verantwortlich. Ihr Lohn war 1679 auf jeweils 6 fl. festgelegt worden – und erst 180 Jahre später (wahrscheinlich 1858) gab es eine Gehaltserhöhung auf 9 fl. Ihr Dienst wurde zudem einfacher. Seit 1848 hießen sie nur noch Blas- oder Beiwächter, während ein dritter Mann den Titel Nachtwächter und ein Gehalt von 50 fl. erhielt. 1874 – 76 kontrollierte man wieder zu zweit, und ab 1877 wurde Walsdorfs nächtliche Sicherheit nur noch einem Mann anvertraut.
Die Nachtwächter hatten ein eigenes, gemietetes Wachtlokal mit einer Pritsche, einer Uhr und – als Besonderheit – einem Steinkohlenofen. 1880 wird erstmals Erdöl erwähnt, zur Beleuchtung dieses Raumes.
Traditionelle Hilfsmittel
Mit dem 19. Jahrhundert begann zwar eine immer schneller werdende Technisierung weiter Bereiche des menschlichen Lebens. Aber beim Brandschutz zeigte sich die neue Zeit nur durch die vermehrte Anschaffung von Spritzen. Ihre Arbeitsweise war immer noch die vom Anfang des vorhergehenden Jahrhunderts. Häufig – wie auch in Walsdorf – mußten sie mit Hilfe von Eimern gefüllt werden.
Die Nassauische Feuerpolizeiverordnung von 1826 enthielt die alte Bestimmung, daß jede Gemeinde für jeden Bürger einen Feuereimer besitzen mußte Die Gemeinde Walsdorf scheint sich daran gehalten zu haben; denn es wurden oft große Mengen gekauft (1817: 30, 1820: 30, 1825: 92, 183i: 44, 1899: 52, 1858: 19, 1859: 25, 1864: 10). über ihr Material berichten die Gemeinderechnungen nichts; doch die kurze Lebenszeit zeigt, daß nicht länger die haltbaren Ledereimer üblich waren. Das Leder wurde im Idsteinschen im Laufe des 19. Jahrhunderts von Leinen und Stroh abgelöst, wie man Anzeigen im Kreisamtsblatt von 1853 und 1854 entnehmen kann. Bereits 1820 legte die Zuchthausdirektion in Idstein ein Magazin mit Stroheimern zum Preise von 1 Gulden an. Die Sträflinge wurden auch in anderen Ämtern zu ihrer Herstellung herangezogen; jedoch überall klagte man über die schlechte Qualität .(1)
Feuerleitern und -haken hatten dagegen eine längere Lebensdauer. Nur in Abständen von Jahrzehnten war es nötig, Reparaturen vorzunehmen oder neue anzuschaffen. Von beiden gab es vorschriftsmäßig 2 – 3 Stück.
Eine neue Leiter wird 1836 so beschrieben: die Bäume sind 35 Schuh lang und von gutem Tannenholz, die Sprossen von „eichenem Herzholz“, und das Ganze ist zum besseren Anlegen mit Eisenwerk beschlagen. Sie kostete 7 Gulden 18 Kreuzer. Eine komplette Feuerhakenstange war 1850 verglichen damit erstaunlich teuer: 4 Gulden 15 Kreuzer.
Zu ihrer Aufbewahrung hatte die Gemeinde seit 1774 ein Feuerleiterhaus auf dem Gelände des ehemaligen Klosters. 1819 erhielt es ein neues Ziegeldach. Doch das wurde zwei Jahre später „durch das umgefallene Backhaus ruiniert“. Eigenartigerweise scheinen die Ziegel heile geblieben zu sein; denn sie ließen sich fast zum Einkaufspreis wieder verkaufen.
Die übrigen baufälligen Gebäude wurden bald darauf abgerissen. In dem Baugesuch um ein neues Schul- und Rathaus an dieser Stelle hieß es, daß das Rathaus zur „Aufbewahrung der Feuergerätschaften“ diente. (7) Bei diesen Bauten wurde auch das neue Leiterhaus errichtet, das bei den jährlichen Inspektionen der Dächer und bei der Brandversicherung immer als Teil der Schule genannt wird. Es war wahrscheinlich ein auch anderswo übliches Schutzdach mit Schiefer von 18 qm, also den Leitern entsprechend von etwa 12 m Länge.
Quellen:
Aus dem Gemeindearchiv Walsdorf Beschlußbücher der Gemeindevertretung, Jahresrechnungen mit Belegen, Brandkataster 1822 und 1842 ff. Aus dem Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (1) 229/814, (2) 211/14495, (3) 133 XIV a, 29, (4) ebd. 32, (5) 133 R 2758, (6) 229/37, (7) 211/4782.
IV. 1882 – 1434
Anfang und Ende dieser Periode werden markiert durch eine zweimalige Neuorganisation des Brandschutzes, die zunächst alle Orte des Regierungsbezirks Wiesbaden und dann alle Orte Preußens betraf. 1882 führte die Königliche Regierung in Wiesbaden die Pflichtfeuerwehr ein. 1934 veranlaßten Staat und Partei die Gründung der Freiwilligen Feuerwehren.
Vor 1882 hatte die Zahl der Brände in Nassau stetig zugenommen. In der 1. Jahreshälfte 1882 waren es über 100, was die Regierung zum Erlaß der „Feuer-Polizei-Verordnung“ vom 25.7.1882 veranlaßte. (1)
Die Pflichtfeuerwehr
„Dem Königlichen Amte wird hierdurch ergebenst. berichtet, daß in hiesiger Gemeinde die Feuerwehr nach § 5 der– Feuer-Polizei-Verordnung vom 25ten Juli d. Js. durch den Gemeindevorstand in verschiedenen Abtheilungen gebildet worden ist. Zum Brandmeister wurde August Jacob Zeiger und zu dessen Stellvertreter Adolf Hofmann gewählt. Die Verzeichnisse der Brandmeister, Führer, Feuerboten und die Listen der einzelnen Abtheilungen sind in dem Gemeindezimmer dahier zur Einsicht ausgehängt.“
Diesen Brief schickte Bürgermeister Ochs am 2.12.1882 nach Idstein, nachdem der Gemeindevorstand am Vortage die Gründung der Pflichtfeuerwehr beschlossen hatte. Zum ersten Male in Walsdorfs langer Feuerwehrgeschichte haben wir hier eine Art Gründungsurkunde vor uns.
Eigentlich war es kein echter Beschluß. Die neue Feuer-Polizei-Verordnung bestimmte nämlich in § 5: „In jeder Gemeinde ist eine Feuerwehr einzurichten.“ Noch im Herbst des Jahres 1882 wurde, in allen Orten des Amtes Idstein Pflichtfeuerwehren gegründet. (Daneben gab es in einigen auch freiwillige Feuerwehren). Walsdorf ließ sich etwas Zeit. Eine erste Mahnung vom 2.10. mit 14 Tagen Frist blieb unbeachtet. Erst eine 2. vom 30.11., führte am nächsten Tage zu einer Sitzung des Gemeindevorstandes mit dem zitierten Beschluß. (2)
Die Zeit der individuellen Regelung der Organisation des Brandschutzes war damit endgültig vorbei. Alle paar Jahre erschienen Jetzt im Auftrage der Nassauischen Brandversicherungsanstalt Kontrolleure, die den Zustand der Feuerlöscheinrichtungen genau protokollierten. Für die Beseitigung dar gefundenen Mängel sorgte die Kreisverwaltung. So wird also die Darstellung des Walsdorfer Feuerschutzes jetzt auch exemplarisch für die anderen Gemeinden.
Mit wenigen Ausnahmen mußte jeder männliche Einwohner zwischen 21 und 50 Jahren (ab 1898: 20 – 55) Mitglied der Pflichtfeuerwehr werden. In Walsdorf waren nur die Gemeindebeamten, die Lehrer und. Pfarrer befreit. Bei rund 600 Einwohnern bzw. 180 Familien in diesem Zeitraum wäre so eine recht stattliche und wohl auch zu große Mannschaft zusammen gekommen. Daher bürgerte essich ein, daß man erst nach der Heirat Mitglied wurde. Der Älteste schied dann aus, so daß die Feuerwehr immer die gleiche Stärke hatte. Nur so lassen sich die relativ niedrigen Zahlen verstehen 1894 – 1902: 36 Mann; 1904: 27; 1911; 26; 1920er Jahre: 24•
Dreimal im Jahr mußten sie üben, Erschien jemand dazu nicht, dannhatte er 1 Mark Strafe zu zahlen oderersatz weise einen Tag ins Gefängnis zu gehen. Vor 1914 entsprachen 1 Mark drei Stundenlöhnen eines Handwerksmeisters. War jemand bei einem Brande nicht zu Hause, dann nahm seine Frau die Feuerwehrarmbinde und suchte einen Mann als Stellvertreter. Da die meisten Strafmandate aus dieser Zeit noch vorhanden sind, wissen wir, daß nur selten jemand pflichtvergessen war. Besonders schlimm war es jedoch am 19 4.1890. als es in Esch brannte und 6 Mannvon der Spritzenmannschaft nicht erschienen. Einer war trotz persönlicher Aufforderung durch den Polizeidiener nicht gekommen. Auch wenn man nachts zu gut schlief, um den Weckruf zu hören, wie es 1904 bei einem Brand in Würges passierte, hatte man diese se bei allen Vergehen übliche Strafe zu zahlen. Übrigens war in diesem Falle das nächste Strafmandat ausgestellt worden, weil jemand „während des Unterrichts in der Fortbildungsschule geschlafen und sich ungezogen betragen“ hatte.
Eine Haftpflichtversicherung für die Feuerwehr einschließlich zwei Pferden vor der Spritze schloß die Gemeinde erstmals 1913 ab. Der Vertrag wurde immer wieder erneuert.
In vielen Festschriften kann man Bilder von imposanten Feuerwehrmännern in Uniform bewundern. In Walsdorf sind sie nicht zu finden, da man sich hier an die vorgeschriebene einfache Kennzeichnung der Mitglieder der Feuerwehr hielt: die Armbinden. 1894 wurden für 14,40 Mark die ersten 36 angeschafft. In den folgenden Jahren erhielt der in Privatkleidung erscheinende Feuerwehrmann ein etwas offizielleres Aussehen. 1902 bekamen alle ein „Ärmelabzeichen mit Blechunterlage“ (30 Stück 5,40 M.) und das Führungspersonal Tuchsparren. 1904 wurde die Gliederung noch deutlicher gemacht. Es wurden gekauft für
1 Brandmeister gelbe Armbinde, 2 Winkel
2 Stellvertreter gelbe Armbinden, 1 Winkel
3 Spritzenmeister blaue Armbinden, 2 Winkel
4 Stellvertreter blaue Armbinden, 1 Winkel
5 Abteilungsführer grüne Armbinden, 1 Winkel
So eigenartig es klingen mag: es wurden tatsächlich 15 Armbinden für Männer in Leitungspositionen gekauft, bei einer Wehr von 36 Leuten.
An der Spitze der Wehr stand der vom Gemeinderat bestimmte Brandmeister, den es seit 1882 im Regierungsbezirk Wiesbaden gibt. In Walsdorf wurde zunächst August Jacob Zeiger (Stellvertreter Adolf Hofmann) ernannt. Später folgten Emil Heinig sen. und Ludwig Julius Hohl. Bei einem Brand hatte jedoch der Bürgermeister oder dessen Stellvertreter in allen Orten die Leitung des gesamten Löschwesens.
Den Titel Spritzenmeister trugen such die beiden Männer, die der Gemeindevorstand unter Vertrag hatte. Sie mußten die Spritze einsatzfähig halten. Im Brandfall hatten sie „pünktlich am Spritzenhaus zu erscheinen und alle … zukommenden Arbeiten schnell und vorsichtig auszuführen.“ Genaueres sagte dieser Vertrag von 1883 nicht. Das war auch nicht nötig, da Walsdorfs Spritzenmeister sehr an ihrem Gerät hingen. Drei brachten es auf eine Dienstzeit von ca. 35 Jahren, die anderen auf eine um 75. Reich werden konnte man dabei nicht. Die Gemeinde machte einen richtigen Vertrag für Idealisten. 12 Mark bekam jeder pro Jahr und zwar unverändert vom Anfang 1848 bis zur Anschaffung der Motorspritze 1933. (Zum Vergleich: 1883 erhielt ein Maurer pro Tag 2,40 M., beim Ausgraben des Emsbachs verdiente man täglich 2 M und für den Besuch der Lehrerkonferenz in Idstein gab es 1,50 M Spesen). Nur einmal zahlte die Gemeinde ein ganz tolles Gehalt: 1923/24 betrug es 12 Billionen Mark.
Die Feuer-Polizei-Verordnung schrieb vor, daß die Feuerwehr untergliedert war in Spritzen-, Wasserbeschaffungs-, Rettungs- und Ordnungsmannschaften. 1882 wurden in Walsdorf gleich verschiedene Abteilungen gebildet, von deren Aussehen in diesen 50 Jahren der Pflichtfeuerwehr jedoch nichts zu erfahren war. Die Mannschaftsstärke von 24 Leuten in den 20er Jahren war dadurch bedingt, daß man so in drei Schichten zu je acht Mann die Pumpe bedienen konnte.
Fortsetzung folgt!
Gerhard Buck
8. GRENZBEGEHUNG
Die zwischen dem Amt Camberg und den Fürstentum Nassau-Usingen strittige Grenze
Treffen: 5. Mai 1985 – 9.30 Uhr am Walsdorfer Friedhof Streckenlänge: 11 km
Schlußrast: auf dem Grillplatz mit Suppe und Getränken
So lang wie der Name der diesjährigen Wanderung ist auch die Geschichte der Grenze. Heute trennt sie die Regierungsbezirke Gießen und Darmstadt, sowie Würges von Walsdorf und Steinfischbach. Der Streit um ihren Verlauf hat seinen Ursprung im Untergang des Dorfes Elkhofen im 15. Jh. Strittig war, ob der Litzelbach (beim Hof Roth) oder der Elkhöfer Bach die Grenze bildete. An ihrer Mündung in den Emsbach waren sie 750m von einander entfernt. Die Parteien waren schließlich so verfeindet, daß z. B. 1717 die Walsdorfer ihre Ernte dort nur unter Militärschutz einbringen konnten. 1777 kam es zum Friedensschluß mit Grenzfestlegung zwischen Kurtrier und Nassau-Oranien als Herren von Camberg und Nassau-Usingen.
Verantwortlich:
Gerhard Buck