Bürgerbrief 54: September 1991

Die Walsdorfer Bücherei

Die Walsdorfer Bücherei rechts neben dem Haupteingang des Dorfgemeinschaftshauses wurde 1967 zusammen mit dem ganzen Gebäude eingeweiht. Den Grundbestand an Büchern lieferte damals das Land Hessen als Spende. Die Betreuung der Bücherei, d.h. der weitere Ausbau des Bestandes und die Ausleihe, erfolgte stets nebenamtlich und lag im Laufe der Jahre in den Händen verschiedener Walsdorfer Bürger. In den ersten Jahren besorgte das der frühere Lehrer Herbert Teige, später über 10 Jahre lang Frau José Eckert. Nach ihrem Wegzug aus Walsdorf übernahm 1987 Frau Ilse Menzel die Betreuung der Ausleihe, während die fachliche Arbeit am Buchbestand auf Frau Astrid Hess, die Leiterin der Stadtbücherei Idstein, überging.

Problematisch war von Anfang an die Vielzweck-Nutzung des Büchereiraumes, wobei es oft zu Interessenüberschneidungen und darüber hinaus zu ungeklärten Buchverlusten kam.
In den letzten Jahren entstanden immer wieder Diskussionen um eine eventuelle Schließung der Walsdorfer Bücherei, die durch die Eingemeindung Walsdorfs nach Idstein eine Zweigstelle der dortigen Stadtbücherei geworden ist.

Während nun die Idsteiner Stadtbücherei durch zweimaligen Umzug in geeignetere Räume, zuletzt in die neue Stadthalle, und durch Vermehrung des Personals und damit verbundene ständige Zunahme der Ausleihstunden auf 20 Stunden (demnächst wohl sogar 22 Stunden) pro Woche ihren Service stetig verbessern konnte, blieb in Walsdorf alles beim alten: d.h., eine Stunde Ausleihe pro Woche, in einem zwar schönen, hellen, jedoch für viele Zwecke beanspruchten Raum. So blieb nur scheinbar alles beim alten; denn „Stillstand ist Rückgang“, sagt eine Spruchweisheit sehr richtig. Hier betraf der Rückgang die Benutzung der Bücherei. Verständlicherweise erschien vielen Walsdorfern ihre Bücherei im Vergleich wohl als weniger attraktiv, so daß die Zahl der Leser immer weiter zurückging und nun ernsthaft die Gefahr der Schließung besteht, gegen die sich allerdings der Ortsbeirat am 3. Juni dieses Jahres einstimmig ausgesprochen hat.

Doch bevor die zum Jahresende vom Idsteiner Magistrat vorgesehene Schließung der Walsdorfer Bücherei verwirklicht wird, sollte allen Walsdorfern noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden, was sie mit ihrer Bücherei verlieren würden.

Jeder, der das erste Mal dorthin kommt, wird nämlich staunen, wieviel diese „kleine Dorfbücherei“, die im übrigen in keiner Weise mit ihrer „großen Schwester“, der Idsteiner Stadtbücherei, konkurrieren kann und will, den Lesern aller Altersstufen immerhin anzubieten hat! Und das, ohne die Notwendigkeit, Bus oder Auto zu benutzen, weil am Ort.

Für erwachsene Leser stehen ca. 18 Regalmeter voller sog. Unterhaltungsliteratur zur Verfügung, worunter sowohl Klassiker, wie Schiller, Kleist oder Mörike, als auch weniger anspruchsvolle, meist mehr auf Spannung angelegte Romane, etwa von Konsalik oder Simmel u.a. fallen. In dieser Abteilung gibt es viele bekannte deutsche und internationale Autoren wie Christine Brückner (mit fünf Romanen vertreten!), Siegfried Lenz, Karl Zuckmayer, John Steinbeck oder z.B. auch Ephraim Kishon mit seinen satirischen Geschichten aus jedermanns Alltag. Und: Wollten Sie nicht immer schon mal …. nun, z.B. den auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman „Die Magermilchbande“ lesen?

Auch Abenteuerromane sind genügend zahlreich zu finden, etwa von Jack London, heitere Geschichten wie die von Heinrich Spoerl, und für Liebhaber von Kurzgeschichten sind mehrere Sammelbände, ernsten wie heiteren Inhalts, vorhanden. Ja, es lohnt sich wirklich, einmal in den Regalen auf Entdeckungsreise zu gehen.

Das gilt auch für den Sachbuchbestand der Erwachsenenabteilung mit 22 Sachgruppen (über 15 Regalmeter), die alle Wissensgebiete umfassen. Sie können dort z.B. Begriffe in einem sechsbändigen Lexikon nachschlagen oder die „Große illustrierte Länderkunde“ und das „Lexikon für Eltern und Erzieher“ befragen. In dieser Abteilung besteht der umfangreichste Teil aus Werken der Erd-, Länder- und Völkerkunde, darunter so spannende Expeditionsberichte wie die von Thor Heyerdahl.
Und in der Gruppe Psychologie gibt’s z.B. etwas so Nützliches wie „Die Kunst, mit Streß zu leben“.
Es würde zu weit führen, hier alle vertretenen Sachgebiete vorzustellen. Man sollte sie sich einfach selbst mal anschauen.

Auch die Kinder, die die Walsdorfer Bücherei noch nicht kennen, wären erstaunt, was es dort alles zu entdecken gibt.

Die für sie vorhandenen Bücher sind grob nach Lesealter eingeteilt. Am umfangreichsten sind die Lesevorräte für die Leseratten ab etwa neun Jahren. Über 10 Meter Länge nehmen die Bücherreihen ein, in denen viele spannende Kinderbücher und Jugendromane stehen. Zum Beispiel? Nun, da warten „Die rote Zora“ und „Momo“, „Pippi Langstrumpf‘ und „Huckleberry Finn“ auf Euch, Kinder. Ebenso viele andere Bücher von Astrid Lindgren, James Krüss, Michael Ende, Erich Kästner und vielen anderen, z.T. auch sehr bekannten Schriftstellern. Sucht Euch einfach selbst was aus, aus all den Abenteuergeschichten und Seefahrerromanen, Krimis und Geschichten über Kinder, Märchen und Sagen!

Vielleicht interessieren sich aber manche mehr für die sog. „Sachbücher“. Da wird z.B. berichtet über eine so spannende Sache wie wirkliche Abenteuer und Entdeckungen, etwa in dem Buch von Hillary „Ich stand auf dem Mount Everest“. Die „Renner“ unter den Sachbüchern für Kinder und Jugendliche sind die beliebten „Was-ist-was-Bände“ über die verschiedensten Wissensgebiete, z.B. über Pferde, über den Sternenhimmel, über Indianer, über den menschlichen Körper usw. Längst vergangene Zeiten werden lebendig in den großformatigen Bänden der Reihe „So lebten sie zur Zeit der ..:“ (z.B. der Maya, der Azteken, der Pharaonen, der ersten Eisenbahn usw.).

Für die Kleinsten steht in der Walsdorfer Bücherei ein Kasten mit großen, festen Bilderbüchern. Ein wenig Text ist auch dabei, entweder für die Leseanfänger oder um sie den Kleinen vorzulesen.
Ja, dies alles gibt es in unserer Bücherei. Noch besteht sie! Die Walsdorfer sollten sie wieder mehr benutzen und so auch zeigen, daß sie sie gern behalten möchten, zumal in Zukunft durch eine 2. Ausleihstunde pro Woche etwas mehr Gelegenheit zum Besuch der Bücherei gegeben ist. Und dann hoffen wir, daß der Idsteiner Magistrat den Bemühungen um den Erhalt der Bücherei wenigstens eine Chance gibt, indem er von einer Schließung vorerst einmal absieht.
Ausleihe ab sofort: Dienstag und Donnerstag 17.00 -18.00 Uhr

Isolde Buck

Aus dem Ortsbeirat – Wünsche zum Haushaftsplan 1992

Vom Ortsbeirat werden die nachfolgenden Maßnahmen zur Aufnahme in den Haushaltsplan des kommenden Jahres benannt:

1. Ausbau des gesamten Wegs vom Würgeser Weg bis zur Siebenmeisterbrücke als Wirtschafts-, Wander- und Fahrradweg mit einer wassergebundenen Decke.
Da bereits Teilstücke befestigt sind, müssen nur noch die Bereiche von der Idsteiner Straße bis zur Treppe am Borngraben und vom Würgeser Weg bis zum Hutturm fertiggestellt werden.

2. Nachdem die Bürgersteige auf der nördlichen Seite der Weidestraße erneuert wurden, soll auch die südliche Seite erneuert werden. Ein einheitliches Ortsbild wird so gewährleistet.

3. Die Straßendecke „Am Borngraben“ ist teilweise durch Absenkungen reparaturbedürftig und sollte erneuert werden.

4. Auf dem Friedhof sollen die Nebenwege von der Trauerhalle bis zum neuen Friedhofsteil begradigt werden und an den Treppen ein befestigter Weg angelegt werden.

5. Für das Dorfgemeinschaftshaus sollen noch im Jahr 1991 die Bau­antragsunterlagen fertiggestellt werden. Gespräche zur weiteren Nutzung haben zwischen dem Ortsbeirat und den Vereinen stattgefunden. Zur Finanzierung der Baumaßnahmen sind nach den Vorstellungen des Ortsbeirates heranzuziehen:

a) Verkauf der alten Schule
b) Verkauf des Grundstücks am Borngraben neben Herrn Bücher
c) Verkauf des Grundstücks in der Idsteiner Straße unterhalb des 6 Familienhauses und
d) Verkauf des Lehrerwohnhauses.

Es ist an dieser Stelle auch auf ein anstehendes Jubiläum aufmerksam zu machen:
Unser Dorfgemeinschaftshaus wird im nächsten Jahr 25 Jahre alt und will von uns befeiert werden!

Maßnahmen 1991

Zu dem Thema: „Verkehrsberuhigtes Walsdorf -Tempo 30“ sind nach einem Ortstermin Umbaumaßnahmen noch für dieses Jahr vorgesehen. Geplant sind für alle von der Idsteiner Straße abgehenden Einfahrten op­tische Maßnahmen, wie z.B. 30-km/h-Schilder, farblich abgesetzte Pflaste rungen, aber auch Pflanzungen von Hochstammbäumen und teilweise auch Fahrbahnverengungen.
Alle Maßnahmen sind u.a. auch mit den Vertretern des Ortsbauern-Verbandes auf die speziellen Probleme landwirtschaftlicher Groß-Fahrzeuge, wie z.B. Mähdrescher hin untersucht worden. Schwellen wird es nicht geben!

Im einzelnen sind von den Baumaßnahmen die Einmündungen in die folgenden Straßen betroffen: Am Untertor, Hainstr., Pflasterwiese, Weidestr., Taunusstr., Am Michelsbaum, Marrgrabenstr. und Wallrabensteiner Str.

Es ist bei all dem nur zu hoffen, daß wir diese Umbauten nicht vom grundsätzlichen her ablehnen, sondern als eine Möglichkeit annehmen, unser Dorf sicherer und auch ruhiger zu machen. Unsere Kinder werden es sicherlich zu schätzen wissen.

Manfred Wetzel

Wasser – Unser Lebensmlttel Nr. 1  (Teil 2)

Nachdem ich Sie im zurückliegenden Bürgerbrief auf mehr allgemeingültige Fragen der Wasserqualität und des Verbrauchs hinweisen durfte, möchte ich heute die Gelegenheit nutzen, Sie über die Wasserversorgung von Walsdorf näher zu informieren.

Zunächst zur Qualitätsfrage: Unser Trinkwasser hat mit Härte-Stufe II einen relativ niedrigen Härtegrad, und man kann durchschnittlich 9,5 °dH feststellen. Zur Erläuterung: 1 °dH (= 1 Grad deutscher Härte) entspricht einem Gehalt von ca. 7 mg Calzium und ca. 4 mg Magnesium pro Liter Wasser. Diese Salzbestandteile führen zu den bekannten Ablagerungen und Verkrustungen, mindern aber auch die Waschwirkung von Seifen und Waschmitteln.

Wasser mit

0… 4°dHbezeichnet man als sehr weich
4… 8°dHals weich
8..12°dHals mittelhart
12..18°dHals ziemlich hart
18..30°dHals hart und
über 30°dHals sehr hart.

Die Nitratbelastung unseres Trinkwassers beträgt 10 mg/Liter und liegt damit deutlich unter der zulässigen Höchstmenge von 50 mg und entspricht so den EG-Vorstellungen. In hygienischer Hinsicht ist das Wasser einwandfrei. Die neue Quelle im Emsbachtal liefert sogar extrem niedrige Nitratwerte von nur 0,1 mg/1! Die Härtewerte bleiben annähernd gleich.

In Walsdorf wurden 1990 insgesamt 63.737 m3 verbraucht! Dies entspricht ca. 170 m3 pro Haushalt (gerechnet mit 4 Pers.) durchschnittlichem Verbrauch. Vergleichen Sie nun Ihre eigenen Verbrauchswerte.

Gefördert wurden in der Laubach 53.262 m3, und ca. 10.000 m3 mußten dementsprechend über das Verbundsystem aus Wörsdorf bezogen werden. Die maximale Laubach-Förderung konnte gegenüber früheren Jahren bei einer letztlich erfolgten Sanierung durch Austausch der alten Gußrohre gegen Kunststoffrohre mit größerem Durchmesser in etwa verdoppelt werden. Der Tiefbrunnen am Beckersgraben wurde 1962 gebaut und 1983 stillgelegt. Er verursachte, bedingt durch seine große Tiefe von 120 m und die damit einhergehenden hohen Wartungskosten, relativ hohe Betriebskosten bei gleichzeitig niedriger und immer geringer ausfallenden Förderleistungen. Seine Förderleistung betrug letztlich nur noch 40 m3/ Tag. Beachten Sie, daß dieser Wert in etwa dem heutigen Zufluß aus Wörsdorf entspricht.

Die neue Brunnenanlage im Emstal hat eine wartungsfreundliche Tiefe von nur 80 m und fördert z.Z. 9 Liter/sec., d.h. 777 m3/Tag, also rund 20mal so viel! Im Verlauf der nächsten Zeit ist aber aus verschiedenen Gründen ein Rückgang dieser Maximalförderleistung auf ca. 5 Liter/sec. zu erwarten. Dennoch ist auf jeden Fall abzusehen, daß somit eine nicht von Walsdorf verbrauchte Fördermenge über ein Verbundsystem der Stadt Idstein zur Verfügung gestellt werden kann.

Somit können zukünftig Spitzenbelastungen in der Wasserversorgung abgepuffert und auch dem zu erwartenden Mehrbedarf durch Neuansiedlungen im Bereich Gänsberg und auch Walsdorfer Neubaugebieten ent­gegengetreten werden. Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen, daß die Gesamt-Gemeinde Idstein ihren Wasserbedarf z.Z. nur zu 2/3 aus eigener Versorgung decken kann. Der Rest muß als Fremdwasser aus dem Rhein-Main-Taunus-Verbundsystem kostenintensiv angekauft werden. Aktuelle Preisanhebungen wurden in der Idsteiner Zeitung veröffentlicht.

Billig ist die Förderung von eigenem Wasser aber auch nicht: für den Bau einer Aufbereitungsanlage und den Anschluß an die 2 bestehenden Hochbehälter müssen Kosten von ca. 2,5 bis 2,8 Millionen DM aufgewendet werden. Nach Zeitungsberichten sind der Stadt Idstein DM 196.000,- Landeszuschuß für den 2. Bauabschnitt zugesagt.

Erhalten werden wir dafür eine langjährige Absicherung unserer Wasserversorgung in vergleichbarer, wenn nicht sogar besserer Qualität.

Manfred Wetzel

Das Handwerk In Walsdort von 1650 -1700 (Schluß)

Die Gemeindebäcker und Gemeindeschmiede

Bäcker und Schmied waren von der Gemeinde unter Vertrag genommen. Die Gemeinde verpachtete ihnen gegen einen festgelegten Zins die Benutzung des gemeindeeigenen Backhauses im ehemaligen Kloster und die gemeindeeigene Schmiede. Diese Regelung war wohl notwendig, weil im Gegensatz zu einem Schneider oder Schuster etwa zur Einrichtung der Werkstätten schon ein beträchtliches Kapital nötig war. So werden z.B. 1694 aus der gemeinen Schmiede Amboß, Blasebalg und Nagelstock für 32 Gulden verkauft, was einem Gegenwert von etwa vier Rindern entsprach.

Der erste gemeine Bäcker, wie er in den Kirchenbüchern und den Verträgen genannt wird, war Hans Peter Ullius. Ein Beispiel für die Verpflichtung eines Gemeindebäckers ist vom Martini 1674 überliefert. Dort heißt es: „Bernhard Marx Bäcker von Camberg allhier aufm Rathaus von Schultheiß, Gericht und Beigängern zu einem gemeinen Bäcker angenommen worden und soll der gemeindt jährlich geben 4 Gulden, 30 Albus undt von jedem Geback einmal haben einen Laib Brodt, andersmal ein Petermännchen (= trierischer Albus mit dem Bildnis des hl. Petrus):

1666 hatte die Gemeinde den Backofen von Jonas Schwartz und seinem Bruder von Gemünden bei Westerburg für 12 Reichsthaler und zwei Kopfstück Zehrgeld wieder machen lassen. Jeder Bürger der Gemeinde hatte mit einem Simmer Korn (ca. 25 Pfd.) zur Deckung der Ausgaben beitragen müssen. 7 verschiedene Pächter des Backhauses werden zwischen 1650 und 1715 genannt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war man offensichtlich dazu übergegangen, mit den Bäckern mehrjährige Verträge zu schließen, wie aus einer Abmachung aus dem Jahre 1691 hervorgeht. Dort werden für fünf Jahre 25 fl. Zins festgelegt.

Ein Schmied war im Dorf unentbehrlich. Er beschlug die Pferde und bereifte die Wagen und stellte notwendige Arbeitsgeräte wie Hacke oder Karst, Pflugscharen, Hammer, Axt u.ä. her.

1674 nahm die Gemeinde einen neuen Schmied unter Vertrag. „Den 4. Oktober 1674 hat Gericht, Bürgermeister, Beigänger und Feldgeschworene mit Meister Christian Muth, Herrenschmied von Weilburg gehandelt, daß er sich hierher setzen, unser gemeiner Schmid sein, die gemeindt mit Schmidarbeit zu versehen, und was er an Pferten mit artzeney und mitteln zu versehen. Den Amboß, Nagelstock wie auch Bloßbalch soll ihm die gemeindt verschaffen, das übrige Zeug soll er schaffen, dagegen soll er der gemeindt um einen billichen Pfenning arbeiten, dagegen verspricht er der gemeindt das erste Jahr zu geben 4 Reichsthaler, das Haus und logament soll er stellen.“ 1677 geben Christian Muth 4 fl und Peter Merten 1 fl aus der gemeinen Schmiede in die Gemeindekasse. Es ist das einzige Jahr zwischen 1665 und 1700, daß zwei Schmiede gleichzeitig einen Zins an die Gemeinde zahlen. 1685 wohnt der Schmied Christian Muth im Torhaus und hat die Auflage, das Tor zu öffnen und zu schließen. 1694 hat die Gemeinde, wie schon erwähnt, den größten Teil der Einrichtung der gemeinen Schmiede an Meister Philipp Caspar Thiel verkauft.

Die Hirten

Auch den Kuh- und Schweinehirten dingte die Gemeinde. Die Verträge werden jeweils für ein Jahr geschlossen. Im genannten Zeitraum wechseln die Hirten sehr oft. Erst im 18. Jahrhundert werden sie ortsansässig.

Der Kuhhirt erhielt 1677 siebzehn Achtel Korn (= 8 1/2 Ztr.), einen Umgang Brod (d.h. von jedem Bürger, der eine Kuh zur Herde schickt, bekommt er einen Laib Brod) und einen Gulden für ein Paar Schuhe. Dazu mußte er die Nachtwache zusammen mit dem Schweinehirten versehen, das Tor öffnen und schließen, wofür jeder 6 Gulden aus der Gemeindekasse erhielt. Ihm wurde ausdrücklich untersagt, sich während der Hut als Tagelöhner zu verdingen. Beim Verstoß gegen diese Abmachung sollte er pro Tag 6 Albus zahlen. 1667 gab es 117 Kühe, die auf die Weide getrieben wurden, 1673 ebensoviel.
Der Schweinehirte bekam für seinen Dienst fünfzehn Achtel Korn und wie der Kuhhirte auch einen Umgang Brod und 1 fl für ein Paar Schuhe. Die Zahl der Schweine wird 1670 mit 237 und 1673 mit 231 angegeben.

Den Schäfer nahm die Schafgemeinde in Dienst, wie der folgenden Notiz aus dem Jahre 1676 zu entnehmen ist. „Dieweil der Fleckenschäfer ausgerissen und weggelaufen hat die Schafgemeindt obgedachten Schweinehirt vor einen Schefer angenommen und dagegen sich Hans Schwartz zum Schweinehirten eingestellt.“ Der Schäfer hütete die Schafe der Bürger des Fleckens und der Klosterhofleute. Das geht aus einer Rüge aus dem Jahre 1674 hervor. Dort heißt es: „Der Kloster- und Fleckenschäfer hat im Escherweg auf den Kraut und Rübenäckern gehütet“.

Quellen:
Walsdorfer Kirchenbuch I
Walsdorfer Gerichtsbuch 1665 – 1746
HStAW 133 Walsdorf 42

Helmuth Leichtfuß

Aus der Fotosammlung

Im „Großen Garten“ um 1913

Wir sehen auf unserem Bild den durch seine überlieferten Fotos in unserer Sammlung oft genannten und vielgerühmten photographischen Chronisten Wilhelm Jacob (1877 – 1937). Er war von 1908 – 1937 Lehrer bzw. Hauptlehrer in Walsdorf. Seine Fotografien aus der Zeit vor, während und nach dem ersten Weltkrieg lassen bekanntlich sein Gespür für das Wesentliche eines Zeitdokuments erkennen. Das Bild zeigt ihn nun selbst zusammen mit seiner Familie bei der Arbeit. Rechts außen sehen wir seine Ehefrau Henriette (1876 – 1945) und die Tochter Lilli, geb. 1907. (Lilli, später verheiratet mit Apotheker Lindenborn in Idstein, ist es zu danken, daß sie die Foto-Negative ihres Vaters bewahrte und unserem Bürgerverein übergab, von denen Gunter Heinig die vielen schönen und für das Walsdorfer Archiv so bedeutenden Bilder herstellte.) Weiter links im Bild sind die Tochter Anni, geb. 1904, (sie lebte später als promovierte Chemikerin in England) und neben ihr die Nachbarin Lina Weiß, geb. 1898, zu erkennen.
Es waren wahrscheinlich Schulferien (Kartoffelferien), und man gestaltete die Freizeit durch Gartenbau und Erntearbeiten. Wer konnte damals schon verreisen? Es galt, auch für Lehrer, Förster und Pfarrer auf dem Lande bei ihrem nicht hohen Gehalt eine Gehaltsaufbesserung zu schaffen! Dies ist auch der Grund, neben der Freude an der Sache, daß sich Lehrer, Förster und Pfarrer nebenbei mit der Bienenzucht befaßten. Zur hiesigen Lehrerstelle gehörten zwei Schul-Grabstücke im „Großen Garten“, die „Baumschule“ (als weiterer Garten), der Schulacker, die Schulwiese und als Wirtschaftsgebäude die Schulscheune und die Ställe. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Schulscheune zum „Rathaus“ ausgebaut und ist nach der Eingemeindung nach Idstein verkauft worden. Sie existiert heute weiter als Wohnhaus der Familie Klöppel. Damals waren auch die Pfarrerstellen der Gemeinden mit Gärten, Acker, Wiese und Wirtschaftsgebäuden versehen.

Im Bildhintergrund sehen wir weitere fleißige Walsdorferinnen beim Gärtnern. Die Männer hatten sich ja dem Ackerbau oder anderen Tätigkeiten zuzuwenden.

Unterhalb der Häuser- und Scheunenfront erkennen wir das vom Hutturm bis zum Untertor verlaufende, aber heute nicht mehr existierende „Pfädchen“. Es bot eine herrliche Sicht auf den „Goldenen Grund“. Ein Teil des „Pfädchens“ besteht heute noch als verbreiterter Weg zwischen Hutturm und der Treppe zur Straße „Am Pfarrbogen“.

Amanda Grabosch

Was sonst noch Im Dorf passierte… Begegnung am Gartenzaun

Am Nachmittag eines schönen Sommertages im Garten ……

Eine Mutter mit Kind und Hund gingen am Bach entlang spazieren. Nach einer Weile kam das Kind, ein Mädchen von etwa sechs Jahren, alleine zurück. Ich sprach es an: „Du kommt ja schon wieder, hast du keine Lust, weiterzugehen?“ „Nein“, sagte es, „ich habe Durst.“ Es blieb stehen und war zu einem Schwätzchen aufgelegt.

Ich frage es: „Wie heißt du denn?“ „Silke heiße ich, und wie heißt dein Kind?“ wollte die Kleine wissen. „Leider habe ich keins,“ antwortete ich darauf. „Wo wohnst du denn?“ wollte Silke nun weiter wissen. „Da oben!“ gab ich zurück. „Ach, in dem alten Haus?“ „Ja, es ist schon arg alt!“ pflichtete ich ihr bei. Silke sah mich an, von oben bis unten, und meinte dann treuherzig: „Ich will dir mal was sagen, du bist ja auch schon alt, und das Haus wird dir genügen! Alte Leute wohnen meistens in alten Häusern, meine Oma auch!“

Martha Fritz, Hainstraße

Termine

Teestunde mit der „Letzten Nonne von Walsdorf‘ in der Bücherei des DGH: Vorlesung und Erläuterung
Samstag, 16.11.1991 um 16.00 Uhr

Jahreshauptversammlung im DGH am Samstag, 23.11.1991, 20.15 Uhr

Redaktion:

Gerhard Buck, Am Borngraben 24, Idstein-Walsdorf (verantwortlich)
Monika Kiesau (Verein)
Helmuth Leichtfuß (Geschichte)
Manfred Wetzel (Aktuelles)