25 Jahre Dorfgemeinschaftshaus Walsdorf
Erste Pläne 1952
15. Jahre, bevor das Dorfgemeinschaftshaus im Jahre 1967 fertiggestellt wurde, wurden in Walsdorf schon einmal Pläne für den Bau einer Gemeindehalle entwickelt und auch entsprechende Beschlüsse gefaßt. Als Standort war der ehemalige Turnplatz gegenüber dem Wasserbehälter an der Bergstraße vorgesehen, was jedoch bei den Genehmigungsbehörden nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß. Man befürchtete dort eine Beeinträchtigung des Ortsbildes und hätte es gerne gesehen, wenn die Gemeinde einen anderen Bauplatz ausgesucht hätte. Auf jeden Fall wies das Bauamt darauf hin, daß mit Auflagen zu rechnen sei, wenn man bei dem ins Auge gefaßten Standort bliebe. Von seiten der Gemeinde war dieser Platz gewählt worden, weil auf dem gemeindeeigenen Gelände die Walsdorfer Märkte und auch die Vereinsfeste abgehalten wurden.
Der Grundsatzbeschluß der Gemeindevertretung wurde in einer Dringlichkeitssitzung am 5. Februar 1952 mit 5 gegen eine Stimme gefaßt. In dieser Sitzung stellten die Gemeindevertreter einen Betrag von 5000 DM zur Erstellung einer Gemeindehalle bereit unter dem Vorbehalt, daß die Bürger in einer Bürgerversammlung zustimmen. Die Finanzierung der Halle, die 40 Meter lang und 15 Meter breit werden und nach den Berechnungen von Reg.Oberbauinspekt. August Schmidt von hier etwa 55.000 DM kosten sollte, machte den Verantwortlichen einige Sorgen. Durch eine Sonderfällung von 35 bis 40 Festmetern Werteichen, die in jährlichen Raten von 10 Festmetern in Abzug gebracht werden sollten, erhoffte man sich einen Erlös von 35 – 40.000 DM. 5.000 DM hatte die Gemeinde aus allgemeinen Haushaltsmitteln bewilligt. Die Selbsthilfe, die man von den Bürgern und Vereinen erwartete, war mit 9.000 DM veranschlagt worden. Schließlich hoffte man noch auf freiwillige Spenden in Höhe von 1 – 2.000 DM.
Durch die Gemeindeverwaltung wurde ein Bauausschuß gebildet, dem je zwei Vertreter des Männergesangvereins, der Freiwilligen Feuerwehr, des Turnvereins, des Sportvereins, der Heimatvertriebenen, des VdK, der Arbeiterwohlfahrt, des Bauernverbandes und der Gewerkschaften angehörten. Außerdem gehörten dazu ein Vertreter des Geflügelzüchtervereins, der Gemeindevorstand und der planende Architekt August Schmidt. Alle Ortsvereine hatten ihre Bereitschaft zur Unterstützung des Vorhabens erklärt.
Die in Aussicht genommene Bürgerversammlung fand am 10. Februar 1952 im Saalbau Gros statt. Nachdem der Bürgermeister Otto Baum einen Sachstandsbericht gegeben und die Planungen und die Finanzierung erläutert hatte, machte die etwa einstündige Aussprache deutlich, daß die Mehrheit der anwesenden Bürger das Vorhaben bejahte. Von den 130 anwesenden Haushaltsvorständen stimmten 103 für den Bau der Gemeindehalle, einer dagegen, und 26 enthielten sich der Stimme.
Die Verhandlungen mit den Behörden zogen sich jedoch in die Länge, so daß mit einer Genehmigung der Sonderfällung im Frühjahr 1952 nicht mehr zu rechnen war, zumal vom Forstamt Mitte April noch keine Entscheidung getroffen war. Daß man dort den Plänen der Gemeinde sehr skeptisch gegenüberstand, geht aus einem Schreiben vom 16.4.1952 hervor, worin das Forstamt die Gemeinde „zu dem richtigen Entschluß“, vorläufig auf den Bau einer Gemeindehalle zu verzichten, beglückwünscht.
Aus dem vorläufigen Verzicht wurde für 14 Jahre ein endgültiger.
Ein neuer Anlauf 1964
Der zweite Anlauf wurde unter günstigeren Bedingungen gestartet. Das Ende des Zweiten Weltkrieges lag schon fast zwanzig Jahre zurück, und die Wirtschaft hatte sich wider alle Erwartungen in relativ kurzer Zeit erholt. Der private Wohlstand war gestiegen, und auch die öffentlichen Hände konnten sich nach der Beseitigung der Kriegsfolgen neuen Aufgaben zuwenden. So hatte auch unsere Gemeinde mit dem Bau eines zweiten Hochbehälters und eines Tiefbrunnens, dem Ausbau von Kanal und Straßen in den Neubaugebieten, der Errichtung einer Leichenhalle, dem Neubau von zwei Lehrerwohnungen und der Durchführung der Flurbereinigung die Infrastruktur unseres Dorfes wesentlich verbessert.
Eine fortschrittliche und für die Probleme der Zukunft offene Gemeindevertretung und Gemeindeverwaltung konnte sich aber nicht darauf beschränken, nur diese unausweichlichen Aufgaben anzupacken, die sich mit dem allgemeinen Wirtschaftswachstum fast zwangsläufig ergaben, sondern sie mußte sich auch Aufgaben zuwenden, die sie aufgrund ihrer Beurteilung der Entwicklungstendenzen für die Zukunft für nötig hielt.
So war Mitte der sechziger Jahre der sich beschleunigende Strukturwandel des Dorfes deutlich zu erkennen. Vor allem waren davon die Landwirtschaft und das Gewerbe betroffen. Die zunehmende Motorisierung und Technisierung der landwirtschaftlichen Betriebe setzte ständig Arbeitskräfte frei. Nicht nur, daß in der Regel nur noch ein Kind im elterlichen Betrieb blieb und die anderen einen Handwerksberuf erlernten oder weiterführende Schulen besuchten, sondern es erwies sich auch, daß vor allem kleinere Betriebe nicht mehr existenzfähig waren, weil sie die hohen Kosten für die Rationalisierung nicht aufbringen konnten.
Die Rückwirkungen auf das Handwerk bestanden in der Hauptsache darin, daß eine Reihe von Berufszweigen wie Sattler, Wagner oder Schmied z.B., die früher selbstverständlich zur dörflichen Gesellschaft gehörten, ihre Existenzgrundlage verloren, wenn sie sich nicht rechtzeitig umstellen konnten.
Die Industrie, Behörden und Dienstleistungsbetriebe übten zunehmend eine größere Anziehungskraft aus, weil sie im allgemeinen bessere Arbeitsbedingungen und vielfach auch höhere Einkommen boten. Andererseits erlaubte die Motorisierung vielen, im Dorfe wohnen zu bleiben, die früher wegen eines Arbeitsplatzes hätten wegziehen müssen, oder sich auf dem Lande neu anzusiedeln.
Parallel zu diesen Strukturveränderungen ist eine andere Entwicklung verlaufen. Die Menschen, die als Bauern, Handwerker, Arbeiter oder Beamte auf dem Dorf lebten, wollten nicht Bürger zweiter Klasse sein. Ihre Ansprüche, die sie an das Leben stellten, stiegen; und das wirkte sich natürlich nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Bereich aus. „Neue Werte waren zu setzen“, schreibt der damalige Hessische Minister des Inneren, Schneider, in seinem Grußwort zur Festschrift zur Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses in Walsdorf, und „aus den Bedürfnissen unserer Zeit entstand auch das hessische Programm zur Förderung von Dorfgemeinschaftshäusern“. Mit dem Bau von Dorfgemeinschaftshäusern sollte, wie es der damalige Landrat des Untertaunuskreises Dr. Herbert Günther ausdrückte, „auch den Einwohnern unserer Landgemeinden kulturelle und sportliche Veranstaltungen in eigenen Räumen“ ermöglicht werden, und „unsere Schuljugend“ sollte, wie Bürgermeister Scheid noch 7 Jahre vor der Auflösung der Walsdorfer Schule meinte, „hier eine ständige Übungsstätte haben“.
Planung und Bau des Dorfgemeinschaftshauses
Die Gemeindevertretung setzte sich zum Ziel, mit dem Bau eines Dorfgemeinschaftshauses das Freizeitangebot für die Bewohner unseres Dorfes zu verbessern. Nicht nur, daß im Interesse der Gesundheit des einzelnen mit verbesserten und vielfältigeren Möglichkeiten der sportlichen Betätigung ein Ausgleich für die meist einseitige Beanspruchung des Menschen im modernen Arbeitsprozeß geschaffen werden sollte, sondern dem bei zunehmender Freizeit infolge von weiterer Mechanisierung und Rationalisierung nach sinnvoller Selbsttätigkeit strebenden Menschen sollten neue brauchbare Möglichkeiten geboten werden.
Als der Gemeindevertretung im Juli 1964 eine Anfrage des Landratsamtes, in welchen Gemeinden für die nächsten Jahre Dorfgemeinschaftshäuser, Mehrzweckhallen oder Bürgerhäuser geplant seien, zur Beratung vorgelegt wurde, entschieden sich die Vertreter in voller Übereinstimmung mit dem Bürgermeister und dem Gemeindevorstand, für die Rechnungsjahre 1966/67 den Bau einer Mehrzweckhalle zu beantragen, da in Walsdorf geeignete Räumlichkeiten für größere Veranstaltungen bzw. sportliche Betätigung fehlten. Im Dezember wurde der Gemeindevorstand beauftragt, mit den zuständigen Behörden die erforderlichen Verhandlungen zu führen. Die seit Sommer 1965 mit dem Landratsamt und dem Hessischen Innenministerium geführten Gespräche führten verhältnismäßig rasch zum Erfolg, und das Walsdorfer Vorhaben wurde in die Dringlichkeitsliste des Programms der „Sozialen Aufrüstung des Dorfes“ aufgenommen. Mit der Planung wurde das Architektenbüro Claus und Mechthild Hehner aus Idstein beauftragt. Am 6. Juli 1965 entschied die Gemeindevertretung, daß die vorgelegten Baupläne zur Genehmigung eingereicht werden sollten.
Der Bauplatz. Von der Idsteiner Str. her sieht man links von der Marrgrabenstraße die Gerätehalle von R Hofmann-Jeckel auf dem späteren Parkplatz. Hinten links steht die Dreschhalle von H. Fritz, die für den Kindergarten abgebrochen wurde. Dazwischen befindet sich der Bauplatz.
Das Architektenbüro umschrieb seine Konzeption wie folgt. „Der Grundriß der Halle ist so angelegt, daß er sich jeweils den ganz verschiedenen Benutzungsbedürfnissen anpaßt und eine vielseitige Verwendung, auch verschiedener Gruppen nebeneinander, zuläßt. So ist der große Saal durch eine Faltwand unterteilbar und kann getrennt genutzt werden. Darüber hinaus sind hier neben den beweglichen Sportgeräten wie Bock, Barren usw. 2 Paar Ringe an der Decke fest eingebaut … Auf der einen Seite wird die Halle durch einen Schankraum begrenzt … und durch eine Anrichte, die Küche vom Saal trennt. Diese beiden Räume sind durch Faltwände, je nach Bedarf, völlig abgeschlossen. Auf der anderen Seite befindet sich die Bühne, die vom Saal, außer dem normalen Vorhang, durch eine schallhemmende Faltwand getrennt ist und so normalerweise als Klubraum den Vereinen und der Jugend zur Verfügung steht. Neben dem Haupteingang, der mit seiner großzügigen Garderobenhalle und den WCs dem großen Saal vorgelagert ist, liegt die Bibliothek, in der … die Bücherspenden des Landes Hessen untergebracht sind. Dieser Raum ist vor allem auch als Aufenthaltsraum für die Alten des Dorfes und für Gäste vorgesehen. Hier sollen auch die Veranstaltungen der Volkshochschule stattfinden. Im Untergeschoß liegt die doppelläufige Kegelbahn. Diese hat, zusammen mit den Umkleideräumen, den Duschen und WCs für die Sportler, einen eigenen Eingang, so daß bei deren Benutzung die übrige Halle nicht betreten zu werden braucht … Der Halle ist nach Süden vorgelagert eine große Terrasse … Bei ganz großen Festen kann dann anschließend hieran noch ein Festzelt aufgebaut werden ..:“
Im außerordentlichen Haushaltsplan für die Jahre 1966/67 waren bei der Haushaltsstelle 751 für den Bau des Dorfgemeinschaftshauses 690.000 DM an Einnahmen und Ausgaben veranschlagt. Vom Lande Hessen waren 380.000 DM und vom Kreis Untertaunus 40.000 DM Beihilfen zugesagt. Bei der Endabrechnung ergab sich, daß das Objekt etwa 100.000 DM billiger geworden war, als es ursprünglich angenommen worden war. Die Gesamtkosten beliefen sich exakt auf 584.190,81 DM.
Die ersten Arbeiten wurden in der Gemeindevertretersitzung am 21. April 1966 vergeben. Den Rohbau erstellte die Firma Engel u. Seidel von Esch. Die Zimmerarbeiten wurden von der Firma Frankenbach von Strintz-Trinitatis ausgeführt. Die Dachdeckerarbeiten übernahm die Firma Barthel von Idstein. Die Putz- und Malerarbeiten wurden der Firma Müller von Panrod übertragen. Die Heizung baute die Firma Thoma von Eppenhain. Den Estrich und Bodenbelag machte die Firma Lothar Hohl von Wörsdorf, und die Elektroinstallation besorgte die Firma Ullius, ebenfalls von Wörsdorf. Aus Walsdorf waren die Firmen K. H. Erwe, R. Frenzel, O. u. W. Heß, H. Jentzsch, R. Scheurer, H. Steinemann, D. Weiß und E. Weller beteiligt.
Da die Gemeinde für das ganze Vorhaben erhebliche Eigenleistungen zu erbringen hatte, war nach Rücksprache mit den Ortsvereinsvorständen und der Erkundung der Bürgermeinung in Versammlungen am 8. März 1965 und am 28. Februar 1966 beschlossen worden, die zur Halle gehörige Hausmeisterwohnung in Eigenregie zu erbauen. Insgesamt erbrachten 120 Walsdorfer Bürger, Fachleute und Hilfskräfte, an 32 Arbeitstagen 1552 Arbeitsstunden, was von allen Verantwortlichen lobend hervorgehoben wurde.
Am 10. Februar 1967 wurde der Grundstein für die Gemeindehalle gelegt und das Richtfest gefeiert. Am 11. November des gleichen Jahres konnte unter Mitwirkung aller Dorfvereine und von Vertretern aus Kultur, Politik und Behörden das Dorfgemeinschaftshaus den Walsdorfern in einer Feierstunde übergeben werden.
Mir scheint es angebracht, zum Schluß noch einmal eine Stelle aus dem Grußwort des Innenministers Schneider in der Festschrift zur Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses zu zitieren, weil aus ihr die Zielsetzungen des Programms der Landesregierung zur sozialen Aufrüstung des Dorfes deutlich hervorgehen. „Das Bauwerk ist nunmehr vollendet, die Bürgerschaft kann das Gemeinschaftshaus übernehmen. Das Ziel der sozialen und kulturellen Aufrüstung ist jedoch erst erreicht, wenn sich das Gemeinschaftshaus zu einem gesellschaftlichen Zentrum in Walsdorf entwickelt hat.“
Sozialen, kulturellen und sportlichen Zwecken also sollte das neue Haus sowohl nach den Vorstellungen des Landes als auch der Gemeinde dienen. Von den Walsdorfer Vereinen, die z.T. ihre Angebote wesentlich ausweiten konnten, und den Clubs wird das Dorfgemeinschaftshaus nach wie vor intensiv genutzt. Auch für Feste, Feiern, gemütliche Abende, Ausstellungen, Versammlungen und politische Veranstaltungen bot es vielfach und bietet es einen geeigneten Rahmen. Einige Irritationen, die mit Änderungen in der Hausmeistertätigkeit verbunden waren, haben jedoch leider dazu geführt, daß das Haus für Familienfeiern, aus welchem Anlaß auch immer, heute bei weitem nicht mehr so häufig wie früher benutzt wird. Und ebenfalls ist mit Bedauern festzustellen, daß von den wenigen kulturellen Einrichtungen, die es in unserem Dorf noch gibt, mit der geplanten Schließung der Bücherei im Dorfgemeinschaftshaus eine weitere verschwinden soll. Es besteht kein Zweifel, daß die anfangs umfassende Konzeption enger geworden ist bzw. weiter geschmälert werden soll.
Helmuth Leichtfuß
Umbaumaßnahmen im Dorfgemeinschaftshaus
Erstmals hatte sich der Ortsbeirat im Rahmen der Haushaltsberatungen für das Haushaltsjahr 1990 in der Sitzung am 21.8.1989 mit Veränderungen im Dorfgemeinschaftshaus beschäftigt. Neben den im Jahre 1988 bereits festgestellten Mängeln in der Bausubstanz und die dadurch erforderlichen Sanierungsplanungen war es für den Ortsbeirat eine wichtige Aufgabe, auch Veränderungen, was den Ablauf des Übungs- und Veranstaltungsbetriebes betrifft, in die Planungen aufzunehmen.
Es zeigte sich immer wieder, daß, nachdem auch die Gaststätte „Zur Traube“ geschlossen wurde, die Räumlichkeiten sehr beengt sind. Vorstandssitzungen und Versammlungen können nur nach Absprache mit den Vereinen, denen die Hallennutzung vorbehalten ist, durchgeführt werden.
Der Ortsbeirat hatte zunächst folgende Mängel und Störungen der einwandfreien Funktion eines Dorfgemeinschaftshauses aufgelistet:
- Es besteht kein Schallschutz zwischen der Gaststube und dem Saal, so daß während des Übungsbetriebes die Durchführung eines Gaststättenbetriebes kaum möglich ist, obwohl für die Gaststätte ein Pachtvertrag besteht.
- Stühle und Tische können nur, da kein Stuhllager vorhanden ist, im Saal gelagert werden, was den Übungsbetrieb ebenfalls stört.
- Übungsgeräte und Utensilien für Vereine können nur im Bereich der Bühne und der Garderobe gelagert werden.
- Die Waschräume und Umkleideräume, die sehr oft genutzt werden, entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. Außerdem ist eine Trennung zwischen Damen und Herren nicht möglich. Vorstandssitzungen und Versammlungen können nur durchgeführt werden, wenn einzelne Vereine bereit sind, an diesem Tag auf den Übungsbetrieb zu verzichten.
Nach Rücksprache mit den Vereinen und Beratungen im Ortsbeirat wurden folgende Punkte zusammengestellt, die in einem Konzept „Umbau“ berücksichtigt werden sollen - Lagerraum für Stühle, Tische und Geräte.
- Getrennte Duschräume und Umkleideräume.
- Lagerraum für Warenvorräte.
- Clubraum bzw. Erweiterung der Gaststätte zur Durchführung von Versammlungen und Vorstandssitzungen.
- Abtrennung der Gaststätte von den sonstigen für Vereine und Gruppen zugänglichen Räumlichkeiten. Deshalb auch ein separater Eingang, was die Verpachtung der Gaststätte vereinfachen würde. Eine Bewirtschaftung durch die Vereine bei Veranstaltungen sollte bei dem zu erstellenden Konzept ebenfalls berücksichtigt werden.
- Bei Veranstaltungen muß jetzt die Ausgabe von Speisen und Getränken über die Weintheke erfolgen. Diese beengten Arbeitsverhältnisse sollten durch Änderungen der Thekenanlage beseitigt werden.
Eine Erneuerung der Tische und Stühle sollte ebenfalls bei der Konzeption berücksichtigt werden.
Gleichzeitig ist die Einrichtung eines Jugendraumes vorzusehen.
Diese Anforderungen wurden zunächst an die Verwaltung weitergeleitet. Mit Unterstützung des Bürgermeisters und aller in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien wurde erstmals im Haushaltsplan 1992 ein Betrag von 300.000 DM bereitgestellt. Gleichzeitig wurde im Haushaltsplan 1992 eine Verpflichtungsermächtigung für das Haushaltsjahr 1993 von 900.000 DM aufgenommen. Mit der Bereitstellung der finanziellen Mittel ist eine wesentliche Grundlage für das weitere Vorgehen bzw. das Erstellen von Planungsentwürfen geschaffen worden.
Dank der großzügigen Spende eines Walsdorfer Bürgers konnte der Auftrag für einen ersten Vorentwurf vergeben werden. Der Vorentwurf beinhaltet im wesentlichen folgende Planungsgedanken:
- Anbau eines Lagerraumes, insbesondere für Stühle und Tische, an den großen Saal.
- Vergrößerung der Gaststätte durch den Anbau eines Clubraumes.
- Verlegung der Toilette, um die Küche zu vergrößern.
- Sanierung von Dusch- und Umkleideräume im Kellerbereich sowie die Schaffung eines Jugendraumes.
- Die Kegelbahn im Kellerbereich fällt weg und wird durch einen Anbau im Bereich des Erdgeschosses neu erstellt.
Zu diesen Punkten werden noch Alternativentwürfe erwartet. Diese Entwürfe bedürfen noch einer Feinabstimmung im Ortsbeirat und müssen mit den Vereinsvorständen noch besprochen werden.
Ein Umbau, das wissen wir auch aus dem privaten Bereich, ist mit vielen Unwägbarkeiten behaftet. So haben neuere Untersuchungen gezeigt, daß die gesamte Heizungs- und Lüftungsanlage erneuert werden muß. Diese Unwägbarkeiten schlagen sich natürlich auch auf die Kosten nieder. Deshalb müssen die Kosten noch einmal genau ermittelt werden, damit eine endgültige Absicherung im Haushaltsjahr 1993 erfolgen kann. Ziel des Ortsbeirates ist es, die Planungen zügig abzuschließen, damit der Bauantrag spätestens im 3. Quartal 1992 gestellt werden kann.
Sanierungen und Verbesserungen im Dorfgemeinschaftshaus sind eine wichtige Maßnahme für unsere Vereine und die Bürgergemeinschaft, zumal in den vergangenen 25 Jahren unzählige Begegnungen in Form von Veranstaltungen und auch sonstigen Zusammenkünften stattgefunden haben. Deshalb sind alle Bürger, hauptsächlich Handwerker, zu Eigenleistungen für unsere Dorfgemeinschaft aufgerufen. Der OBR wird die Bürger und Vereine ansprechen und bittet bereits heute um Unterstützung.
Felix Hartmann
Bericht aus der Ortsbeiratssitzung
Am 9.3.92 war in einer Ortsbeiratsitzung Gelegenheit, Probleme der Gemeinde zu erörtern. Als Besonderheit ist zu nennen, daß dies zusammen mit dem Herrn Bürgermeister und weiteren Vertretern des Magistrats unter der Leitung von Herrn Hartmann geschehen konnte. Leider folgten aber nur wenige Bürger der Einladung und ließen so diese Gelegenheit zur direkten Information ungenutzt.
DGH: Baubeginn kann 1993 erfolgen! Voraussetzung hierzu ist aber, daß der Bauantrag noch in diesem Sommer vor den großen Ferien gestellt wird. 300.000 DM sind bereits im Haushaltsplan 1992 und weitere 900.000 DM im Ansatz für 1993 eingeplant, d.h. die Gesamtkosten belaufen sich auf über 1,2 Millionen DM!
Vor 1 1/2 Jahren war an eine derartig schnelle Verwirklichung noch nicht zu denken. Begünstigt hat das schnelle Vorankommen vor allem der Verkauf städtischer Baugrundstücke, die zu ca. 50 % die Kosten abdecken konnten. Zur Zeit erfolgt eine Umplanung, um speziell dem Gaststättenbereich bessere Anbindungsmöglichkeiten zur Halle zur gewährleisten.
Die Bücherei wird einstweilen weitergeführt bis zu Beginn der Umbaumaßnahmen. Ihre weitere Existenz wird aber nach den Worten des Bürgermeisters durch den Umbau nicht gewährleistet – im Gegenteil: Unter Verweis auf die zukünftige Einrichtung einer Kreisbücherei, d.h. dem Ausbau der Idsteiner Bücherei und der Einführung von Büchereibussen, wird seitens des Magistrats die zukünftige Daseinsberechtigung der Ortsbücherei abgestritten.
Der Ausbau der Querstraße wird aus Kostengründen nicht beabsichtigt. Nur unter der Bedingung, daß 90 % der Kosten durch die Anlieger erbracht und die Stadt die restlichen 10 % zusteuert, kann der Ausbau erfolgen. Die Durchfahrt soll gesperrt werden.
Zur weiteren Nutzung der stillgelegten Wassergewinnungsanlage am Spielplatz Beckersgraben wird eine Leitung zum Sportplatz angelegt. Der Ausbau des Wassernetzes erfolgt auch noch an anderer Stelle durch den Bau einer Leitung zwischen der neuen Brunnenanlage am Emsbach und dem Hochbehälter. Baubeginn soll noch vor Sommer 1992 erfolgen.
Zum Stand der Biotopvernetzung gibt es nichts Neues zu berichten. Nach wie vor besteht ein Mangel an städtischen Flächen im Bereich der Planung. Weitere Gespräche zwischen Herrn Heilhecker als Ortslandwirt und Vertretern der Gemeinde stehen aber an. Im Zusammenhang mit diesem Konzept steht ja auch die Errichtung des Golfplatzes. Nach wie vor besteht ein reges Interesse, und es werden inzwischen schon ca. 550 Mitglieder gezählt.
Der Ausbau des Golfplatzes kann nach Offenlegung der Bebauungsplanung, die noch vor den Sommerferien ansteht, erfolgen. Einer zügigen Bebauung steht von seiten der Betreiber nichts im Wege. Die Idsteiner Gruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV) untersucht unter der Leitung von Herrn Bender schon seit Beginn die Entwicklung des Platzes unter den Gesichtspunkten der Vogel- und Pflanzenwelt. Eine Bewertung aus Sicht dieser Naturschutzgruppe kann in einem der folgenden Bürgerbriefe vorgelegt werden.
Zum Ausbau der Zollgasse als Radweg findet im April eine abschließende Entscheidung statt, nachdem Streuobstflächen hinter dem Friedhof als Ausgleichsmaßnahme von den Straßenbaubehörden akzeptiert worden sind. Damit kann der Ausbau noch in diesem Sommer beginnen, und die Lücke im Radwegenetz zwischen Selters und Heftrich könnte geschlossen werden.
Zur Gestaltung des alten Friedhofs wird durch den Magistrat eine Konzeptplanung in Auftrag gegeben, um langfristig eine Planungsvorlage in Händen zu haben und um notwendige Einzelmaßnahmen in einen größeren Rahmen einzubetten.
Nach der Betriebsbereitschaft des Emsbachtal-Brunnens ist das zukünftige Baugebiet „Beckersgraben“ frei für weitere Planungsvorhaben. Nach der Zurückziehung von Widersprüchen einzelner Eigentümer kann die DSK-Erschließungsgesellschaft weiter tätig werden. Auch dies soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Der Grillplatz ist immer wieder ein Problemfeld, sei es durch eine unberechtigte Nutzung mit entsprechenden lautstarken Begleiterscheinungen oder durch die Tatsache, daß das Umfeld durch Kraftfahrzeuge beschädigt wird und nach Nutzung ein Trümmer- und Müllplatz zurückbleibt. Ein Ortstermin mit Vertretern des Bauamtes und dem Ortsbeirat wird Gelegenheit bieten, Änderungen vorzubereiten.
Der Verkehr im alten Ortskern hat schon wiederholt Anlaß zur Klage gegeben. In letzter Zeit mehren sich aber die Beschwerden speziell zu dem Problem der parkenden und zum Teil auch bereits abgemeldeten PKWs. Die Zufahrten zu Grundstücken und erst recht die Durchfahrt muß trotz aller Beengung jederzeit gewährleistet bleiben. Denken Sie nur an Notfälle, die hoffentlich nicht eintreten mögen. Geplant sind daher vermehrte Kontrollen durch Polizei und Anwohner, aber auch die Einführung von Parkausweisen und ein durch Schilderverbote gewährleistetes ein- oder wechselseitiges Parkverbot. Entsprechende Regelungen gibt es bereits in Idstein-Kern.
Das Bushaltehäuschen wurde inzwischen zu aller Zufriedenheit fertiggestellt, und die Verlegung der Bushaltestelle in den Bereich des Brunnenplatzes steht an.
Die am gleichen Platz stehenden Müllcontainer sind vom optischen Gesichtspunkt her sicherlich keine Augenweide und sollen demnächst im näheren Bereich einen anderen, weniger störenden Standort finden.
Zebrastreifen im Bereich der zukünftigen Bushaltestelle werden gewünscht, sind aber ebenso wie die Ampelanlage am Eingang in den Ort von einer noch immer ausstehenden Stellungsnahme des Straßenbauamtes abhängig. Nach entsprechenden Gesprächen im Januar wird nun zur weiteren Beschleunigung des Verfahrens ein Schreiben des Ortsbeirates auf den Weg gebracht. Nach neuesten Mitteilungen ist an eine Art „Kreisel“, vergleichbar mit Heftrich, gedacht!
Die Befestigung des Weges unterhalb der Stadtmauer wurde vom Magistrat unter Hinweis auf die allgemeine Finanzsituation der Stadt als z.Z. nicht realisierbar abgelehnt. Dieser Punkt wird aber in der „Wunschliste“ des Ortsbeirats für den zukünftigen Haushaltsentwurf wieder auftreten.
Aus den gleichen Gründen wird ein Bürgersteigausbau der Weidestraße als nicht dringlich angesehen.
Hierzu ein Originalzitat des Bürgermeisters: „Der Ausbau des DGH bremst weitere Maßnahmen in Walsdorf.“
Manfred Wetzel
Hochspannungsmasten Im Emsbachtal
Die von der RWE (Rhein-Westf. Elektrizitätswerke) schon vor Jahren geplante 380 kV-Stromtrasse von Dauersberg (Sauerland) über Limburg nach Kriftel (bei Ffm-Höchst) ist wieder ins Gespräch gekommen. Der Verlauf der Trasse im Goldenen Grund soll parallel zu der bestehenden 110/200 kV-Trasse beim Abzweig Morcher Mühler mit der am Westhang des Emsbaches laufenden Trasse gebaut werden.
Die bestehenden landschaftsprägenden (um nicht zu sagen verschandelnden) Hochspannungsleitungen der 110/220 kV-Trasse haben eine Höhe von ca. 30 – 40 m. Eine 380 kV-Trasse benötigt Masten mit einer Höhe von 70 – 75 m, bei Waldüberspannungen von 90 – 110 m. Die Querträger haben eine Ausladung von 30 m, mit einer Trassenbreite von rund 100 m. Der optische Eindruck bleibt vorerst der Phantasie überlassen, aber jeder möge sich fragen, ob er vom Hutturm nach unten oder oben blicken muß, wenn er die Spitze der Masten, die im Emsbachtal stehen, sehen will …
„1988 waren knapp 1 % der Fläche der Bundesrepublik Deutschland durch Hochspannungsleitungen (> 110 kV) überspannt; davon wurde 1/4 in den letzten 10 Jahren zugebaut … Hochspannungsleitungen stellen also mit ihren erheblichen Eingriffen in Ökosysteme eine nachhaltige Belastung in der dichtbesiedelten Bundesrepublik Deutschland dar. Zum Vergleich: Regionale und überregionale Straßen hatten 1988 mit 0,5 % der Fläche nur die Hälfte an Flächenverbrauch, wobei hier allerdings ein totaler ökologischer Funktionsverlust und gravierende Immissionen in einem breiten Wirkungsstreifen auftreten.“ (1)
Welche umweltbelastenden Auswirkungen sind von Hochspannungsleitungen zu erwarten?
Hierzu gibt es keine eindeutigen, wissenschaftlich abgesicherten Aussagen. Je nach Standort, Biotopüberspannung, Bauart gibt es verschiedene Aussagen.
Sicher ist, daß eine 380 kV-Trasse dieser Höhe die Landschaft noch mehr zerschneidet. Die Auswirkungen auf die Vogelpopulation (ich denke z.B. an die am Emsbach überwinternden Reiher) sind in Fachgutachten (2) beschrieben und auch aus eigener Anschauung bekannt. Nötig sind zumindest technische Spezialmaßnahmen, um ein Massensterben zu verhindern. Bodenbelastungen (Schwermetalleintrag) sind auch nicht von der Hand zu weisen.
„Die Existenz von elektromagnetischen Feldern um Hochspannungsleitungen ist allgemein bekannt. Ihre biologische Wirkung auf Mensch, Tier und Pflanzen ist jedoch nach wie vor umstritten.“ (2) Wenn auch die Wirkung auf den menschlichen Organismus bisher noch nicht wissenschaftlich belegt ist, so „kann aber, aufgrund zahlreicher Indizien, die Möglichkeit einer langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigung durch niederfrequente Magnetfelder nicht ausgeschlossen werden. Auch wenn einige epidemiologische Studien auf eine erhöhte Krebsrate bei Personen, die im Nahbereich von Hochspannungsleitungen leben, hinweisen, so ist hierzu noch keine abschließende Aussage möglich“. (3) In einer Empfehlung spricht sich die Hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit „dafür aus, auf den Neubau von Wohnungen sowie Kindergärten, Kinderspielplätzen, Schulen etc. in nächster Nähe von Freileitungen zu verzichten“. (4)
In diesem Zusammenhang sei auch auf die von verschiedenen Gerichten verhängten Baustopps für Funktürme der Post wegen möglicher Gefahren der von dort ausgehenden, allerdings anders gearteten elektromagnetischen Felder hingewiesen.
Nun wissen wir alle, daß Strom aus unserem heutigen Leben nicht wegzudenken ist und Elektrizität nunmal über Leitungen transportiert wird.
Warum aber eine neue Trasse?
Es ist bekannt, daß der Stromverbrauch mit den Prognosen der 70er/80er Jahre bei weitem nicht Schritt gehalten hat, der Verbrauch der Industrie sogar um ca. 20 % gesunken ist. Die Argumentation der RWE lautet, „daß die Übertragungskapazitäten der vorhandenen Nord-Süd-Leitungen zu Zeiten hoher Netzlast (Winter) dann nicht mehr ausreichen, wenn beide Blöcke des Kernkraftwerkes Biblis stillstehen und gleichzeitig ein 380 kV-System ausfällt“. (5)
Natürlich gibt es auch weitergehende Überlegungen. So befürwortet der Hessische Minister für Umwelt ..
J. Fischer den Bau der Trasse in dem Glauben, dann Biblis stillegen zu können. Die RWE möchte sich Kapazitäten schaffen, um billigeren Atomstrom aus Frankreich zu besorgen …, aber das hat im Endeffekt wohl die gleiche Zielrichtung.
Was sind die Alternativen?
- Verzicht: Es sind für die Versorgung des Rhein-Main-Gebietes zwei ausreichend dimensionierte Nord-Süd-Trassen vorhanden. Auch „Umwegschaltungen“ sind möglich.
- Erdkabel: Diese Lösung ist teurer (im ländlichen Gebiet weniger). Bei einem mehrstelligen Milliarden-Investitionsprogramm der Stromversorger sind ein paar Millionen nicht relevant, aber es könnten Präzedenzfälle geschaffen werden.
- Trassenänderung: Bei einer Ableitung (ca. 20 km) von Limburg in westlicher Richtung zur vorhandenen 380 kV-Trasse und einer Weiterführung daran, wäre eine deutlich billigere Lösung möglich, die auch keine weiteren wesentlichen Eingriffe in die Ökologie bedeuten würden. Hierzu hat sich die RWE trotz Anfragen bisher nicht geäußert.
Resümee:
Zum 1.4.1992 ist die vorläufige Genehmigung für die RWE abgelaufen. Ein neues Raumordnungsverfahren wird mit einer „Erforderlichkeitsprüfung“ und einer „Umweltverträglichkeitsuntersuchung“ verbunden werden. Es ist notwendig, wachsam zu bleiben.
Zitate:
(1) Prof. L. Jarass: Hochspannungsleitungen geplant …, Städte- und Gemeindebund 11/1989
(2) BINE: Raumbelastung durch Hochspannungsleitungen Nr. l2/Nov. 90
(3) Bundesamt für Strahlenschutz, Antwort auf eine Anfrage der Fraktion der Grünen Kreis Limburg-Weilburg
(4) Hess. Ivlinist. (s.o.) Antwort auf eine Anfrage der Fraktion …
(5) Brief d. Hess. Ministers für Landesentwicklung …
Hans-Joachim Kästner
Redaktion:
Gerhard Buck, Am Borngraben 24, Idstein-Walsdorf (verantwortlich)
Monika Kiesau (Verein)
Helmuth Leichtfuß (Geschichte)
Manfred Wetzel (Aktuelles)