Bürgerbrief 60: März 1993

Allparteienabend zur Kommunalwahl 1993  

BÜRGER FRAGEN – POLITIKER ANTWORTEN

Am 26. Januar 93 hat der Bürgerverein Walsdorf e.V. wieder zu einem Allparteienabend in das Dorfgemeinschaftshaus eingeladen. Außer den „Grünen“, die durch eine eigene Veranstaltung verhindert waren, haben sich alle Parteien und Wählergruppierungen, die sich zur Kommunalwahl am 7. März stellten, beteiligt. Die Beteiligung der Walsdorfer Bürger war mit ca. 80 Personen gut. Den Parteien und Wählergruppierungen war ein Fragenkatalog mit für Walsdorf interessanten Themen vorgelegt worden.  

Folgende Fragen waren in diesem Katalog enthalten:

  1. Dorfgemeinschaftshaus
  2. Ampel-Verkehrsberuhigung auf der L 3026
  3. Grillplatz-Toilette
  4. Radfahrwege
  5. Ausbau Fußweg entlang der L 3026
  6. Erneuerung Bürgersteige Weidestraße und Untergasse
  7. Gestaltung Brunnenplatz Idsteiner Straße
  8. Friedhof – Überdachung Friedhofshalle und Treppen im alten Friedhofsteil
  9. Öffentlicher Nahverkehr und
  10. Verkehrsengpässe im alten Ortskern und der Bergstraße

Ein besonders wichtiger Diskussionspunkt war die Verkehrs-beruhigung auf der Durchgangsstraße aus Richtung Wörsdorf. Hier bieten sich zwei Alternativen an, entweder ein Kreisel am Ortseingang oder eine Rotampel. Diese Ampel zeigt immer Rot und schaltet nur auf Grün, wenn sich ein Fahrzeug in richtiger Geschwindigkeit der Ampel nähert. Durch das Rotsignal müssen die Fahrzeuge abbremsen und der Fahrer/die Fahrerin wird zu einer Reduzierung der Geschwindigkeit veranlaßt. Diese Maßnahme muß vom Kreis durchgeführt werden, da es sich um eine Kreisstraße handelt. Der Nahverkehr war ein anderer wichtiger Punkt, der sowohl vom Magistrat wie auch von der FWG angegangen wird. Die nächsten Wochen werden zeigen, welche Verbesserungen erreicht werden können und ob Walsdorf hierbei entsprechend berücksichtigt wird. Die Sanierung und der Ausbau des Dorfgemeinschafthauses wird von den Eigenleistungen der Vereine in Walsdorf abhängig gemacht. Der Ortsbeirat sollte schnellstens eine Koordinierung zwischen Magistrat und den Vereinen erreichen, damit die im Haushalt vorgesehenen Mittel auch möglichst bald eingesetzt werden können. Der Bürgerverein Walsdorf möchte gerne mehr Meinungen von Bürgern zu diesen Themen hören, schreiben Sie doch bitte Ihre Meinung zu diesen für Walsdorf interessanten Fragen an die Redaktion des Walsdorfer Bürgerbriefes. Damit können wir dem Ortsbeirat helfen, die Walsdorfer Interessen zu vertreten. 

Hans-Günter Uhrmann 

Ein Ehevertrag aus dem Jahre 1643 

(Die Abschrift erfolgt in heutiger Rechtschreibung)

„Im Namen der hochgelobten heiligen Dreifaltigkeit. Amen Kund und zu wissen sei hiermit kraft dieses Briefs jedermann, wes Standes, dignitatis (Stellung, Rang), Ehren und Würde sie sein mögen, wem dieser Brief zu lesen oder hören zukommt, wie daß sich auf heute, dato auf Sonntag Palmarum, welcher war der 26. März des 1643 Jahres, eine christliche Heirat zwischen Johannes Kolb, Witwer von Walsdorf, und Margarethe, des Antonius Post selig hinterlassener Witwe von Steinfischbach, begeben, also und dergestalt, daß gedachte Personen nicht unehrlich, sondern rechtmäßigerweise mit consens (Zustimmung) beiderseits angehörigen nächsten Freunden (= Verwandten) versprochen, auch ihren christlichen Ehrentag und Kirchgang nach altem Brauch gehalten, wie sich solches eignet, geziemet und gebührt. Weil aber alle Menschen sterblich und Gott der Allmächtige in seinen Werken wunderbar verfahren tut, welches beide Personen und dero Freundschaft (= Verwandtschaft) erwogen, also haben sie sämtlich einmütig, wie es nach eines oder des anderen Absterben ohne Leibeserben mit deren hinterlassenen Gütern gehalten werden mag, entschlossen.

  1. Er, gedachter Johannes, so sich der Fall auf seiner Seite gegeben würde, bewilligt, daß sie, Margarethe, nach seinem Tod seines Vaters selig Wohnhaus mit allem Zugehör beerben, aller seiner ererbten Güter, sie liegen wo sie wollen, die Hälfte für Eigentum nutzen, besitzen und gebrauchen soll, gut und bös untereinander. (Gemeint sind wohl gute und schlechtere Äcker und Wiesen.)
  2. Sie, Margarethe und ihre Freundschaft, so sich der Fall ohne Leibeserben auf ihrer Seite begeben würde, bewilligen, daß er, gedachter Johannes, ihre Behausung von ihrem Mann selig zu Steinfischbach ererbt mit allem Zugehör samt der ererbten liegenden Güter zu Steinfischbach für Eigentum nutzen, einnehmen, besitzen und gebrauchen soll, gleich seinen eigenen ererbten Gütern.
  3. Die fahrende Habe als an Vieh, Früchten, gebunden oder ungebunden, und alles so zu der fahrenden Habe gerechnet werden mag, soll dem letzten Leben zum Eigentum verbleiben. Daß nun dieser ihr Wille und Meinung steif und fest gehalten würde und deswegen heut oder morgen kein Disput oder Streit entstehen mag, also haben sie, gedachte Personen, mich Unterschriebenen als damals Diener am Wort Gottes zu Steinfischbach und Reichenbach gebeten, solches aufs Papier zu bringen, welches ich auf Bitte getan, doch mir oder den meinigen heut oder morgen ohne Schaden. 

Johann Thomas Hayns, Pfarrherr.

Sind dieser Briefe zwei und jedem Teil einer zugestellt, gleich-lautend, damit, wenn einer verloren, dennoch der andere in Kraft bleiben soll.“ 

Johann und Margarethe Kolb haben nach ihrer Heirat ihren Wohnsitz offensichtlich in Walsdorf genommen; denn zwei Einträge im Walsdorfer Kirchenbuch beziehen sich auf die beiden. Am 13. Sonntag nach Trinitatis 1647 wurde ihnen ein Sohn auf den Namen Johann Matthäus getauft. Taufpaten waren 3 Walsdorfer. Ob sie schon vorher ein Kind hatten, läßt sich nicht feststellen. Der letzte Eintrag ist vom 22. Sonntag nach Trinitatis 1650, an dem die Eheleute am Abendmahl teilgenommen haben. 1652 sind die beiden nach Bermbach verzogen, wie aus einem Eintrag über die Entscheidung der Bürgerschaft am Aschermittwoch 1652, die im Gerichtsbuch festgehalten wurde, hervorgeht. Auf sein „vielfältiges Bitten und Anhalten“ ist ihm das Auszugsgeld auf 5 Gulden, der Gulden zu 30 Albus, ermäßigt worden, „weil er vorgibt, auf obrigkeitlichen Befehl zum Eid heut oder morgen wieder in Flecken zu kommen.“  

Quellen: Walsdorfer Urkunden S. 243; Walsdorfer Kirchenbuch I; Walsdorfer Gerichtsbuch I

Helmuth Leichtfuß

Vom „Saame-Dickworz“ und Ähnlichem – Eine Anmerkung an vergangene Zeit 

Gemeint ist hier die Zeit der zwanziger Jahre. Unser heutiges Bild zeigt den Großvater Karl Hedwig aus der Untergasse, dem sein Enkel Gerhard Steiger zusieht, wie er die Setzkartoffeln zerschneidet. Größere Kartoffeln wurden „augenrichtig“ im Schräg-schnitt für die Pflanzung halbiert. Hierbei war darauf zu achten, daß jede Hälfte etwa die gleiche Anzahl unbeschädigter Augen hatte. Man war in allen Dingen äußerst sparsam. Es war eine Zeit, in der man vieles selber machte, möglichst ohne finanziellen Aufwand, einen Beitrag zum familären Wohlergehen leistend. Eine Zeit, in der man vieles aufbewahrte in dem Gedanken, es noch einmal zu verwenden oder für etwas anderes umzuarbeiten. Kinderkleidung, Frauenkleider, Schürzen, Männeroberhemden und vieles andere wurde in der Winterzeit selbst genäht. Für die Strümpfe, Jacken und Wämste wurde die Wolle selbst gesponnen und gestrickt. Freizeit war mit rühriger Beschäftigung gefüllt. Das Pflanzgut für Feld und Garten wurde im Ausleseverfahren gezogen. Wir denken dabei an Korn, Weizen, Hafer, Gerste, an Karotten-, Salat-, Spinat-, Petersilien-, Dill- und Lauchsamen, an Bohnen, Gurken, Steckzwiebeln u.a. Auch der Kleesamen des hier angebauten Deutschen Rotklees wurde von den Bauern selbst geerntet und gedroschen. Ja, und nun das mit den „Saame-Dickworz“, damit wir’s nicht vergessen. Die schönsten und gesündesten Dickwurz, des begehrten Viehfutters, hatte man schon bei der Ernte im Herbst für die Samengewinnung auserkoren, auf dem Acker zur Seite gelegt und pfleglich behandelt. Im Keller wurden sie in Erde gesetzt und feucht gehalten. Im Frühjahr trieben sie aus und Mitte Mai, wenn es frostfrei war, kam die Umquartierung. Das heißt, daß sie sorgsam auf die dafür vorgesehenen „Pflanzenländer“ gebracht wurden. Die meisten dieser „Pflanzenländer“ lagen parallel zum Färberbach (auch Knallbach genannt) am Großen Garten. Lustig sahen die vorgekeimten „Kellerlinge“ aus: hellgrün und gelb gesprenkelt die „Eckendorfer Gelben“, hellgrün und rosa die „Eckendorfer Roten“. Sie waren nun ans Licht gebracht und mußten sich akklimatisieren. Nach einem warmen Mairegen sprossen kräftige Triebe, die durch Lattengestelle gestützt und geschützt wurden. Die Samenrispen bildeten sich und wurden nach der Reife im Spätsommer geschnitten und nachgetrocknet: Die nächste Aussaat war sichergestellt. Es war eine Zeit unter anderen Verhältnissen und Bedingungen, der eine rasche Entwicklung und große Veränderungen folgten. Bescheidenheit und Genügsamkeit wurden mehr als heute geübt und waren notwendig.  

Hierzu fällt mir ein Spruch ein, den mein Ururgroßvater Adam Leichtfuß aus dem nahen Esch im Jahre 1896 handschriftlich festgehalten hat:

Kein Geld ersetzt Dir inneren Frieden,
kein Glück macht Dich an Tugend reich,
ist Dir Genügsamkeit beschieden,
dann bist Du glücklich, bist Du reich.

Amanda Grabosch

Die Kommunalwahlergebnisse vom 7. März 1993 in Walsdorf

Bei der Kommunalwahl am 7. März 1993 wurden in Walsdorf für den Ortsbeirat, die Stadtverordnetenversammlung und den Kreistag die nachstehenden Ergebnisse erzielt. 

Ortsbeirat:
 1989 1993 
Wahlb.1111%1147%
Wähler91282,184273,4
SPD34537,831136,9
Grüne12013,2  
BWG40444,349258,4
ungültig434,7394,6
     
Stadtverordneten-Versammlung:
 1989 1993 
Wahlb.1112%1153%
Wähler84382,184473,2
Briefw.72   
SPD32238,323527,8
CDU37344,428533,8
Grüne809,5728,5
F.D.P333,9313,7
FWG  17921,2
ungültig333,9425,0
     
Kreistag:
 1989 1993 
Wahlb.1114%1115%
Wähler84382,185173,7
Briefw.72   
SPD33439,730035,3
CDU28734,026631,3
Grüne627,39411,0
F.D.P.384,5485,6
REP556,510812,7
NPD273,2  
FWG202,4  
Blaue  80,9
ungültig202,4273,2
(Die Briefwahlergebnisse von 1989 sind nicht bekannt.)
(Die Briefwahlergebnisse von 1993 sind eingerechnet.)

Betrachtung der Ergebnisse:

  • Die Wahlbeteiligung war 1993 rund 9 % schwächer als bei der letzten Kommunalwahl im März 1989.
  • Für den Ortsbeirat haben sich in diesem Jahr wieder wie vor 1989 nur zwei Listen, die SPD und die BWG, beworben. Die Grünen, die vor vier Jahren einen Sitz errungen hatten, traten 1993 nicht zur Wahl an. Die BWG hat mit 58,8 % der abgegebenen Stimmen ihr bestes Ergebnis seit 1972 erricht.
    Die SPD verlor gegenüber 1989 1,1 % an Stimmen. Die BWG wird mit 4, die SPD mit 3 Abgeordneten im Ortsbeirat vertreten sein.
  • Das Wahlverhalten der Walsdorfer Wählerinnen und Wähler für die Stadtverordnetenversammlung und den Kreistag lag im allgemeinen Trend, d.h., die beiden großen Parteien mußten, besonders in der Stadt, aber auch im Kreis stärkere Verluste hinnehmen. Die Verluste der Grünen und der F.D.P. waren in Walsdorf geringer als in der Gesamtstadt. Wie bei den Kreistagswahlen insgesamt konnten Grüne, F.D.P. und REP auch hier Stimmengewinne verbuchen. ¨ Die Stimmenverluste von SPD und CDU waren in Walsdorf im Vergleich zur Gesamtstadt niedriger: 10,4 % gegenüber 11,5 % bei der SPD und 10,6 % gegenüber 18,4 % bei der CDU.

Einerseits machen die Verluste der beiden Parteien von über 10 % wohl deutlich, daß es auch bei den hiesigen Wählern eine erhebliche Unzufriedenheit mit der personalen Darstellung von Parteivertretern von der höchsten Spitze bis auf die kommunale Ebene gibt und auch damit, daß die Koalitionsparteien und die große Oppositionspartei es bisher nicht fertig brachten, für die Bürgerinnen und Bürger glaubhafte und nachvollziehbare Antworten auf die drängenden
Gegenwartsprobleme zu formulieren. 

Andererseits wurden Defizite im Kommunalbereich wie Mängel in der Infrastrukturpolitik von SPD, CDU und auch der F.D.P. offensichtlich nicht rechtzeitig genug geortet oder nicht wichtig genug genommen, so daß viele Bürger einer Form der „Mitwirkung bei der politischen Willensbildung“ neben und unabhängig von den Parteien den Vorzug gaben.

Es ist zu hoffen, daß als Konsequenz aus den Erfahrungen vom Wahlsonntag vom 7. März ein von vielen seit Jahren beanstandeter Konstruktionsfehler der „Kernstadt und ihrer Stadtteile“ beseitigt wird und auch Idstein in Zukunft wenigstens zwei Ortsbeiräte erhält. Dadurch würde mit Sicherheit die Institution Ortsbeirat eine Aufwertung erfahren. Verwaltung und Parlament sollten die Chance nützen, die beratende Funktion der Ortsbeiräte mit ihrer unmittelbaren Kenntnis der Dinge vor Ort weniger als Störung eines reibungslosen und zügigen Verwaltungsablaufs denn als Hilfe bei einer bürgernahen Politik anzusehen

  • Anders liegen m.E. die Dinge bei der Kreistagswahl. Daß hier die Verluste der SPD und CDU mit 4,3 bzw. 2,7 % wesentlich geringer ausfielen, hängt damit zusammen, daß es keine so akzeptable Alternative wie in Idstein gab. Neben den Grünen und der F.D.P. (+ 2,7 bzw. 1,1 %) profitierten vor
    allem die REP von diesem Umstand.
  • Für die Wahl zum Kreistag gab es praktisch nur zwei Möglichkeiten, einer seit 1989 zweifellos gewachsenen Unzufriedenheit mit der Arbeit aller traditionellen Parteien auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene Ausdruck zu verleihen: REP wählen oder sich der Stimme zu enthalten. Das Wählerpotential der REP ist mit Sicherheit kleiner als 10,5 %, wie auch ein Blick auf die Wahlergebnisse zum Hessischen Landtag vom 20.1.1991 zeigt. Damals erreichten die REP in Walsdorf lediglich 8 Stimmen. Wenn die Parteien wieder Tritt gefaßt haben, wird auch der Stimmenanteil der REP wieder sinken.
  • Zum Schluß sollen noch die Ergebnisse für die SPD und CDU, die sie seit 1972 für die Stv.-Versammlung und den Kreistag in Walsdorf erzielt haben, zusammengestellt werden. Bei der Interpretation werden aber nur die Kreistagsergebnisse berücksichtigt, weil das Idsteiner Ergebnis vom 7.3.93 zu sehr aus dem Rahmen fällt.
 197219771981198519891993
Stadt      
SPD45,6%42,5%38,2%40,0%38,3%27,9%
CDU43,0%51,3%51,1%47,7%44,4%33,8%
Kreis      
SPD45,9%41,4%38,8%40,5%39,6%35,3%
CDU41,2%50,5%503%45,0%34,0%31,3%

Die Übersicht zeigt deutlich, daß die Stammwählerschaft der SPD stabiler ist als die der CDU. Die SPD hat in den 20 Jahren zwar auch empfindliche Stimmenverluste erlitten (10,6 % gegenüber dem besten Ergebnis von 1972); der Rückgang der CDU-Stimmen um 19,2 % gegenüber dem besten Ergebnis von 1977 ist aber doch wesentlich dramatischer. Jeder fünfte Wähler hat sich von der Partei abgewendet.

Helmuth Leichtfuß

Der Ortsbeirat in der Legislaturperiode 1989 – 1993 

Die Einrichtung des Ortsbeirates wurde im Grenzänderungsvertrag vom 14.6.1971 mit der Stadt Idstein vereinbart und die Tätigkeit im § 7 der Hauptsatzung der Stadt Idstein rechtlich verankert. Dort ist auch bestimmt, daß der Ortsbeirat Walsdorf 7 Mitglieder hat. Die Rechte und Pflichten des Ortsbeirates sind im § 3 der Geschäftsordnung für Ortsbeiräte geregelt. Dort ist unter Ziffer 4 nachzulesen, daß in wichtigen Angelegenheiten, die den Stadtteil Walsdorf betreffen, der Ortsbeirat zu hören ist. Solche Angelegenheiten sind insbesondere:

  • Entwurf des Haushaltsplanes
  • Erlaß, Aufhebung und Änderung von Satzungen und Gebührenordnungen, welche den Stadtteil Walsdorf betreffen
  • Aufhebung oder wesentliche Änderung der Gemeindeeinrichtungen
  • Veräußerung und Verpachtung des Grundbesitzes, der im Eigen tum der früheren Gemeinde stand, Entwürfe von Flächennutzungs und Bebauungsplänen
  • Standortfragen für öffentliche Einrichtungen, z.B. Kindergärten, Spiel- und Sportanlagen
  • Investitionsplanungen zu Objekten des Stadtteiles
  • Straßenbenennungen
  • Änderungen in der Verkehrsführung
  • Hauungs- und Kulturpläne für den ehemaligen Gemeindewald
  • Vorschläge für die Besetzung des Ortsgerichtes
  • Bürgerversammlungen

Auf diese Rechtsgrundlagen gestützt und in Verbindung mit der Hessischen Gemeindeordnung werden im Rahmen der Kommunalwahlen auch die Ortsbeiräte gewählt. 

Bei den Kommunalwahlen haben sich bisher immer die Kandidaten der Listen der „Bürgerlichen Wählergruppe“ und die Liste der „SPD“ beworben. Erstmals im Jahre 1989 ist eine Liste der „GRÜNEN“ hinzugekommen. Das Wahlergebnis 1989 führte zu folgender Sitzverteilung: 3 Sitze BWG, 3 Sitze SPD, 1 Sitz Grüne.  Da der Kandidat der GRÜNEN seinen Wohnsitz im 1. Jahr der laufenden Legislaturperiode in Walsdorf aufgab und kein weiterer Bewerber auf der Liste der GRÜNEN stand, hatte der Ortsbeirat von 1990 bis 1993 nur 6 Mitglieder.  

In 25 Sitzungen hat der Ortsbeirat versucht, eigene Anregungen und Anregungen der Bürger zu beraten, und die Beratungsergebnisse über die Verwaltung an die zuständigen Gremien der Stadt weitergeleitet. Außerdem wurde zu Vorlagen der Verwaltung und Anträgen der Stadtverordnetenversammlung Stellung bezogen. Der wichtigste Beratungsgegenstand eines jeden Jahres ist die Stellungnahme zum Entwurf des Haushaltsplanes. Im Rahmen der Beratungen hat der Ortsbeirat die Möglichkeit seine Wünsche und Anregungen gegenüber der Verwaltung anzumelden. Leider werden zu oft Wünsche und Anregungen in den Haushaltsplan nicht aufgenommen, weil die Entscheidungsgremien der Stadt die Meinung des Ortsbeirates nicht teilen oder die finanziellen Mittel wegen anderer Maßnahmen nicht ausreichen. 

Es konnten aber u.a. folgende Maßnahmen in der laufenden Legislaturperiode durch den Haushaltsplan finanziell abgesichert und auch realisiert werden:

  • Planungskosten von DM 300.000,– für die geplanten Umbaumaßnahmen im Dorfgemeinschaftshaus und eine Verpflichtungsermächtigung für das Jahr 1994 von DM 900.000,–
  • Teilausbau der Bürgersteige in der Weidestraße
  • Befestigung der Wege im großen Garten+
  • Verlegung der Bushaltestelle und Bau einer neuen überdachten Wartemöglichkeit
  • Verbesserungen im Bereich Grillplatz
  • Gestaltung und Einrichtung der neuen Teilfläche Friedhof – Anschaffung neuer Spielgeräte für den Kinderspielplatz
  • Renovierungen im Innen- und Außenbereich des Kindergartens
  • Einrichtung von Tempo-30-Zonen

Auch wurden bereits für das Haushaltsjahr 1994 wichtige Maßnahmen vorgeschlagen und sind in der Haushaltssatzung festgeschrieben, z.B. Instandsetzung der Straße Am Borngraben und Befestigung und Überplanung der älteren Teilfläche auf dem Friedhof. Außerdem wurden wichtige Tagesordnungspunkte beraten, die nicht direkt im Zusammenhang mit finanziellen Aufwendungen stehen, z.B.

  • Erweiterung der Golfanlage auf die Walsdorfer Gemarkung und der öffentliche Zugang für alle Wege
  • Vergabe von Planungsaufträgen für das Baugebiet Beckersgraben
  • Aufstellung Bebauungsplan für das Gebiet Großer Garten
  • Lärmbelästigungen in der Bergstraße

Hinzu kommen viele, für die Bürger aber wichtige Angelegenheiten, die den Einsatz des Bauhofes oder der allgemeinen Verwaltung erforderlich machen, deren Aufzählung aber den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde. In diesen Angelegenheiten des täglichen Lebens muß und wollte der Ortsbeirat ein wichtiges Bezugsgremium für den Bürger sein und hat sich stets bemüht, den einzelnen Bürger zufrieden zustellen. 

Ein wichtiger Punkt, der noch nicht erwähnt wurde, war die Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen. Die Gestaltung der Gedenkstunde am Volkstrauertag, Durchführung der Weihnachtsfeier für die älteren Mitbürger und die Terminkoordination mit den Ortsvereinen sind in direkter Verantwortung des Ortsbeirates jedes Jahr zu erledigen. Auch die Gestaltung und Vorbereitung unseres Dorffestes zum 25jährigen Jubiläum des Dorfgemeinschaftshauses wurde vom Ortsbeirat federführend bearbeitet. 

Außerdem wurde an allen Sitzungsterminen eine Bürgerfragestunde angeboten, die auch recht häufig von Bürgern genutzt wurde.  

Zum Schluß noch eine abschließende Bemerkung:  Bürger, Ortsvereine, Kirche und Ortsbeirat sind wesentliche Bestandteile einer Dorfgemeinschaft. Was Dorfgemeinschaft ist und wie diese erlebt werden kann, wurde besonders in Walsdorf sehr oft praktiziert. Diese Tatsache wird uns sehr oft von Außenstehenden bestätigt. Auch in der neuen Legislaturperiode (1993-1997) des Ortsbeirates ist jeder Bürger aufgerufen, seinen Beitrag zur Pflege der Dorfgemeinschaft zu leisten. Manchmal ist es schwer, die Wünsche jedes einzelnen Bürgers zu erfüllen. Bitte nicht schimpfen, sondern Kritik und Anregungen an die Ortsbeiratsmitglieder weiterleiten, damit die Probleme gebündelt werden können und für Abhilfe gesorgt werden kann. 

Felix Hartmann

Redaktion: Gerhard Buck (verantwortlich), Monika Kiesau (Verein), Helmuth Leichtfuß (Geschichte), Manfred Wetzel (Aktuelles)