Spuren vorgeschichtlicher Kulturen in Walsdorfs Gemarkung
Am 27.04.2001 veranstaltete der Bürgerverein Walsdorf eine Wanderung zu den Fundplätzen von Spuren vorgeschichtlicher Kulturen. Herr Horst Nauk, ein sehr kundiger Laienarchäologe aus Glashütten – Oberems, führte die etwa 30 Personen zählende Gruppe. Er berichtete von seinen Nachforschungen, die er im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalspflege Hessen im Zeitraum von 1983 bis 1999 in der Walsdorfer Gemarkung anstellte. In den Wintermonaten suchte er die nichtbestellten Felder systematisch nach Spuren auf Siedlungshinweise ab und ist fündig geworden. Durch unzählige Tonscherben, Hüttenlehm und Steinwerkzeuge konnten mehrere Siedlungsplätze aus der Jungsteinzeit sowie Gräberfelder aus der Spätbronzezeit und der Älteren Eisenzeit nachgewiesen werden. In der Flur „Kuhboden“ auf der Höhe zwischen Walsdorf und Würges – oberhalb von Knallbach und Emsbach – liegen in zwei Gruppen jeweils mehrere „Siedlungsgruben“ – heute nur noch als dunkle Bodenfärbung erkennbar. Diese „Siedlungsgruben“ waren Aushubvertiefungen, die jeweils um ein Haus gegraben waren. Die Häuser waren in Pfostenbauweise erstellt und immer in Nordwest-Südost-Richtung ausgerichtet. Sie hatten eine Breite von 7 – 8 Metern und eine Länge von bis zu 25 Metern. Wahrscheinlich wurden sie von jeweils einer Familie mit bis zu sieben Personen als Wohn-, Arbeits- und Vorratsraum genutzt. Die obengenannten „Siedlungsgruben“ wurden im Laufe der Zeit mit dem Abfall der Menschen, so auch mit Scherben von Tongefäßen, gefüllt. Anhand dieser Scherbenfunde, die nachweislich zur Bandkeramik – der ersten steinzeitlichen Kultur – gehören und vor ca. 7500 Jahren gearbeitet worden sind, lässt sich das Alter dieser Siedlungen einordnen. Die bauchigen irdenen Gefäße, die mit eingeritzten Bandmustern verziert waren, – daher die Bezeichnung: Bandkeramik – ermöglichte eine Vorratshaltung, denn in dieser Zeit entwickelten sich in Mitteleuropa die Menschen von Sammlern und Jägern zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern. Für die Anlage ihrer Siedlungen waren gute Böden und die Nähe von Wasser entscheidend. Und das war damals wie heute in der Gemarkung Walsdorfs gegeben. Die Siedlungen im „Kuhboden“ gehören zu den ältesten. Sie bestanden nur eine relativ kurze Zeit. An diesen Stellen wurden keine Funde der weiterentwickelten Bandkeramik gemacht. Die Ornamentik dieser 600 Jahre währenden Kultur wurde durch sogenannte Füllmuster bereichert. Scherbenmaterial mit solchen „neuen“ Mustern wurde aber in den Fluren „Auf der Weide“, „In der Haustert“ und „Klingenschlag“ gefunden. Sie beweisen, dass hier Gruppen der älteren, mittleren und jüngeren Periode dieser Kultur gesiedelt haben. Hier erstreckten sich die mindestens sieben Wohnplätze auf eine Länge von rund 3000 Metern in einer Kette westlich oberhalb des Knallbachs in einer Entfernung von etwa 200 Metern zum Bachlauf. Hier wurden erstaunlich viele Oberflächenfunde gemacht: über 4000 Keramikscherben, rund 400 Steingeräte aller Art und eine Vielzahl üblicher Siedlungsfunde wie Hüttenlehm und Farbsteine. Herr Nauk hat vor Ort den Zuhörern die Lebensweise dieser vorgeschichtlichen Siedler anschaulich geschildert. Er ging auch auf die Urnenfelder-Kultur während der Bronze- und Eisenzeit in Walsdorfs Gemarkung ein. Darüber zu berichten, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Doch wer sich genauer informieren möchte, kann sich direkt an ihn wenden.
Seine Anschrift: Horst Nauk, Röder Weg 4, 61479 Glashütten-Oberems
Das archäologische Fundmaterial befindet sich als geschlossene Sammlung bei ihm. Er ist bereit, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Monika Kiesau
Neubau der Emsbachbrücke 1921
Am 6. Juni 1917 ging in der Gemarkung Heftrich ein außergewöhnlich starker Wolkenbruch nieder. Die gewaltige Regenmenge verursachte ein sehr schnelles und starkes Ansteigen der Bäche in diesem Gebiet, insbesondere des Schlabaches, der in der Gemarkung Esch in den Emsbach mündet und auch ein starkes Anschwellen des Emsbaches verursachte. Die Wassermassen waren so stark, dass sie drei Brücken in der Region zum Einsturz brachten: eine über den Schlabach in der Gemarkung Bermbach und je eine über den Emsbach bei Walsdorf und Camberg.
Wegen des noch andauernden Ersten Weltkriegs konnte an den Wiederaufbau einer massiven Brücke zunächst nicht gedacht werden. Eine hölzerne Notbrücke musste für den Verkehr genügen. Erst 1921, drei Jahre nach Kriegsende, wurden die Planungen für eine neue steinerne Brücke in Angriff genommen. Zur Ermittlung des erforderlichen Durchflussquerschnitts der neuen Brücke wurden die Querschnitte der ober- und unterhalb liegenden Brücken herangezogen und das relevante Niederschlagsgebiet untersucht. Die Messungen und Berechnungen ergaben eine abzuführende Wassermenge von maximal 38,5 cbm pro Sekunde und eine Fließgeschwindigkeit von 2,4 m/sek. Wegen dieser relativ hohen Geschwindigkeit musste die Bachsohle abgepflastert werden. Um die erforderliche lichte Höhe der Brücke von 2 m zu erreichen, war es erforderlich, das Bachbett um 24 cm zu senken und die Fahrbahnoberkante um 19 cm zu erhöhen.
Das Landesbauamt Idstein erstellte im Februar 1921 den Erläuterungsbericht und im März 1921 einen Kostenvoranschlag, der alle erforderlichen Arbeiten erfasste und mit einer Gesamtsumme von 65.000,- Mark abschloss.
Für die einzelnen Gewerke wurden folgende Kosten ermittelt:
Abbruch und Erdarbeiten | 11.400,00 M | |
Maurerarbeiten | Beschaffung der Baustoffe | 26.408,00 M |
Arbeitslöhne | 19.417,50 M | |
Eisenarbeiten | 808,00 M | |
Pflasterarbeiten | 210,00 M | |
Insgemein | Provisorische Holzbrücke | |
Während der Bauarbeiten | 600,00 M | |
Unvorhergesehenes und | ||
Aufrundung | 6.156,50 M | |
Gesamtsumme | 65.000,00 M |
Am 18. März 1921 beschloss die Gemeindevertretung, die bis dahin eingegangenen Angebote für die Ausführung der Erd-, und Abbrucharbeiten sowie der Arbeitslöhne für die Beton- und Maurerarbeiten abzulehnen und die Arbeiten öffentlich neu auszuschreiben. Angebote von folgenden Firmen bzw. Unternehmern wurden eingereicht:
Ferdinand Wissig Walsdorf 26.554,50 M |
Julius Hohl Walsdorf 26.334,50 M |
Jakob Braun Walsdorf 27.876,50 M |
Franz Weyrich Camberg 25.820,00 M |
Peter Kolzem Idstein 28.040,50 M |
Durch Beschluss der Gemeindevertretung wurde „die Ausführung der Brückenarbeiten durch Abstimmung Ferdinand Wissig übertragen.“ Aus den Unterlagen ist nicht zu ersehen, warum das niedrigste Angebot nicht berücksichtigt wurde. Die Erd-, Maurer- und Betonarbeiten sollten am 20. Juli 1921 und die Arbeiten für die Straßenanschlüsse am 15. August 1921 beendet sein. Bei Überschreitung dieser Fristen hatte der Unternehmer für jeden Arbeitstag eine Verzugsstrafe von 50,- M zu zahlen. Als Sicherheit war ein Betrag von 3000,- M in bar oder in Wertpapieren zu hinterlegen.
Bauausführung
Für die Bauzeit mussten das Wasser an der Baustelle vorbeigeleitet und für den Verkehr dicht oberhalb der Baustelle eine Notbrücke errichtet werden. Die neue Brücke bekam eine Gesamtbreite von 6,50 m. Wegen der Brüstungsmauern, der beiderseits erhöhten Fußwege sowie der gepflasterten Rinnen verblieb eine verfügbare Straßenbreite von 4 m. Die Fundamente und Widerlager wurden aus Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Die noch brauchbaren Steine aus dem Abbruch der alten Brücke wurden wieder verwendet. Die fehlenden Steine sowie die Materialien für die Befestigung der tiefergelegten Bachsohle und der Uferböschungen wurden in dem Gemeindesteinbruch am Pfingstwäldchen gebrochen und von örtlichen Fuhrleuten an die Baustelle gefahren. Auch die übrigen Materialien wie Basalt- und Quarzitkleinschlag, Rheinsand, Zement und Kalk wurden mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen von Heftrich, Camberg oder Erbach angefahren. Die eingesetzten Fach- und Hilfskräfte waren Walsdorfer Bürger. Der Unternehmer war verpflichtet, stets so viele Arbeiter zu beschäftigen, dass die ausbedungenen Termine mit Bestimmtheit eingehalten werden konnten. Das Brückengewölbe musste ohne Unterbrechung an einem Tag betoniert werden. Es wurde in Stampfbeton ausgeführt und misst im Scheitel 22 und an den Widerlagern 65 cm. Nach Abschluss der Maurer- und Betonarbeiten waren das Bauwerk zu hinterfüllen, die Straßenanschlüsse wieder herzustellen, der Bach wieder in sein altes, erweitertes Bett zurückzuleiten und die Notbrücke mit den Anschlussrampen abzubauen. Auf Anordnung der Bauverwaltung waren die Preise für Taglohnarbeiten festgesetzt. Danach kostete die Meisterstunde 6,50 M, die Gesellenstunde 6,0 M, die Handlangerstunde 5,80 M und die Lehrlingsstunde 2,50 M. An diesen Preisen wird deutlich, dass die Inflation schon im Gange war.
Der Schlussabrechnung vom November 1921 ist zu entnehmen, dass die veranschlagten Kosten um 1949,83 M unterschritten wurden. Die Gesamtkosten der Erd- und Maurerarbeiten sowie der Herstellung der Fahrbahn beliefen sich auf 32.300,38 M. Für das Brechen und Anfahren der Gestick- und Mauersteine, der Rauhschlag- und Kleinschlagsteine sowie der Lieferung der übrigen Materialien mussten 30.749,79 M. aufgewendet werden, so dass das Bauwerk insgesamt 63.050, 17 M kostete.
Erich Menzel
Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe in Walsdorf im 20. Jahrhundert. Teil 2
Das Material zu diesem Themenkomplex für den genannten Zeitraum ist uneinheitlich. Für das Jahr 1907 besitzen wir genaue Angaben über die Bestände an Kühen, Fahrkühen, Jungvieh, Pferden, Schweinen Ziegen und Schafen. Durch Viehzählungsprotokolle sind auch die Jahre 1919 bis 1938 und 1947 bis 1971 gut dokumentiert. Für die letzten 30 Jahre des vorigen Jahrhunderts stehen neben einem Sachstandsbericht des damaligen Ortslandwirts Gerhard Heilhecker aus dem Jahre 1980 (Bü.Br. Nr. 12) Angaben des statistischen Landesamtes Wiesbaden für die Jahre 1987, 1991, 1995 und 1999 zur Verfügung.
Aus methodischen Gründen wird die Entwicklung im Bereich der einzelnen Vieharten getrennt behandelt.
Die Rindviehhaltung
Der Bestand bei den einzelnen Bauern war hauptsächlich von 2 Faktoren abhängig: der Betriebsgröße, d.h. der Futtergrundlage, und der Größe der Stallungen. In dieser Hinsicht waren insbesondere den Bauern im alten Ortskern enge Grenzen gesetzt. Sie hatten kaum Möglichkeiten, trotz gestiegener Ernteerträge ihren Viehbestand zu erhöhen. Im ganzen Jahrhundert dominierte die Stallhaltung. Weideflächen gab es so gut wie nicht. Die Rindviehhaltung spielte für die Eigenversorgung und die Wirtschaftlichkeit eines Familienbetriebes eine wichtige Rolle. Neben dem Verkauf von Getreide und Kartoffeln waren die Erlöse aus dem Verkauf von Milch, Butter, Eiern und Schlachttieren die entscheidenden Geldeinnahmen der bäuerlichen Betriebe. 1907 gab es Walsdorf 544 Stück Rindvieh. Diese teilten sich auf in 214 Milchkühe, 79 Fahrkühe und 251 Stück Jungvieh. 39 Landwirte fuhren mit Kühen, d.h. jeder Kuhbauer hatte im Durchschnitt 2 Kühe. Im ganzen kann man feststellen, dass die Bauern mit Pferdefuhrwerken mehr Rindvieh und Schweine im Stall hatten als die Kuhbauern. Die ersteren hielten im Durchschnitt 6 Stück Rindvieh und 4 Schweine, die letzteren 3,8 Stück Rindvieh und 2,8 Schweine. Drei Besitzer nahmen 1907 eindeutig eine Spitzenstellung ein: Der Müller, Bäcker und Bauer Wilhelm Stricker von der Hirtesemühle mit 4 Pferden, 15 Stück Rindvieh und 16,75 ha Land, der Müller, Bäcker und Bauer Adolf Hofmann von der Walkmühle mit 3 Pferden, 8 Stück Rindvieh und 10 ha Land und der Bauer Karl Seyberth mit 2 Pferden, 10 Stück Rindvieh und 10,35 ha Land. Für die Jahre 1919 bis 1938 ist nur die Stückzahl der Tiere und die Zahl der Halter angegeben. Es überrascht nicht, dass der Viehbestand unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg etwas geringer war als 1907. 1919 hatten 94 Halter 504 Stück und 1920 96 Halter 461. Während von 1922 an die Zahl der Halter durchgehend bei rund 100 lag, erhöhte sich die Stückzahl beträchtlich. Von 494 im Jahre 1921 stieg sie auf 646 im Jahre 1938, wobei bemerkenswert ist, dass in den Krisenjahren während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 kein Rückgang festzustellen ist. Hielt 1907 jeder Viehbesitzer im Durchschnitt 5,3 Stück Rindvieh, so waren es 1938 6,5.
Ganz anders verlief die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, wie die folgende Übersicht zeigt.
Jahr | Tierhalter | Rindvieh insges. | Milchkühe | Fahrkühe |
1947 | 525 | 259 | 59 | |
1952 | 613 | 298 | 19 | |
1957 | 700 | 265 | 19 | |
1962 | 74 | 763 | 268 | 5 |
1967 | 62 | 883 | 229 | – |
1970 | 50 | 837 | 219 | – |
1980 | 65 | – | ||
1987 | 5 | 321 | 38 | – |
1995 | 2 | 89 | 12 | – |
1999 | 43 | – | – |
Die Tabelle zeigt deutlich, dass von den 70er Jahren an der Rindviehbestand in Walsdorf dramatisch zurückging. Im Frühjahr 2001 wurde nach Auskunft des letzten Viehalters sein letzter Bulle verkauft. Erstmals in der langen Geschichte Walsdorfs steht damit, abgesehen von den Katastrophenzeiten des Dreißigjährigen Krieges, kein Stück Rindvieh mehr in einem hiesigen Stall.
Pferde
Vor dem Einsatz von Traktoren in der Landwirtschaft ab Mitte der 50er Jahre war das Pferd das meist genutzte Zugtier. Daneben gab es in geringer Zahl noch Kuhfuhrwerke. Fahrochsen waren in Walsdorf im 20. Jahrhundert im Gegensatz zum 19. Jahrhundert nicht mehr im Einsatz.1907 standen in 63 bäuerlichen Betrieben 67 Pferde. Ihre Zahl nahm in den nächsten 30 Jahren noch zu. Durchschnittlich gab es in den 20er und 30 Jahren 85 Pferde. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg ihre Zahl für einige Jahre noch einmal merklich an auf durchschnittlich 95 Stück. Nach 1954 aber, als noch 64 Bauern 76 Pferde im Stall hatten, ging die Zahl der Halter und auch der Tiere ständig zurück. Wie die Entwicklung im einzelnen verlief, zeigt die folgende Tabelle.
Jahr | Halter | Pferde |
1959 | 44 | 49 |
1964 | 20 | 22 |
1969 | 10 | 12 |
Im Laufe der 70er Jahre schafften dann alle Bauern bis auf den einen oder anderen Pferdeliebhaber ihre Zugpferde ab. Ganz ist das Pferd aber nicht aus dem Dorf verschwunden; es fand nämlich als Reittier eine neue Verwendung.
Schweine
Solange sich der weitaus größte Teil der Dorfbevölkerung weitgehend selbst versorgte, spielte das Schwein für ihre Fleischversorgung die Hauptrolle. Rindfleisch und Geflügel spielten nur eine untergeordnete Rolle. Jede Familie, die ein wenig Land besaß, um das nötige Getreide und Kartoffeln und Rüben zu ziehen, hielt sich möglichst ein Schwein. Bis zum Zweiten Weltkrieg verfügten fast ausnahmslos alle Anwesen über einen Stall. Die Betrachtung der Entwicklung in diesem Sektor geht wieder vom Jahr 1907 aus. In 145 Haushaltungen wurden zusammen 420 Schweine gezählt. Kaum mehr, nämlich 446 Stück gab es 1946. Für die Jahre dazwischen fehlen entsprechende Daten. Von 1947 bis 1999 liegen sie aber vor. Die folgende Tabelle verdeutlicht die Entwicklung:
Jahr | Halter | Schweine | Zuchtschweine | Durchschnitt |
1947 | 446 | |||
1952 | 851 | |||
1957 | 1036 | 57 | ||
1962 | 92 | 1067 | 73 | 12 |
1967 | 76 | 1457 | 64 | 20 |
1970 | 57 | 1165 | 55 | 21,4 |
1987 | 16 | 347 | 13 | 22,5 |
1991 | 12 | 281 | 23,4 | |
1995 | 6 | 280 | 46,6 | |
1999 | 1 | 150 |
Bei der Schweinehaltung kann man die gleiche Beobachtung machen wie bei der Rindviehhaltung. Sowohl die Zahl der Tierhalter als auch der Tiere steigt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erst noch einmal an und tendiert dann nahezu gegen Null.
Ziegen und Schafe
Oft wurde die Ziege als Kuh des kleinen Mannes apostrophiert. Tatsächlich versorgte sie eine beträchtliche Zahl von Haushalten mit Milch und Butter. Wenn die eigene Futterbasis nicht ausreichte, ersteigerte man notfalls zum Heumachen das Gras in den gemeindeeigenen Gewannenwegen. Nach der Grummeternte im September ging die Ziegenherde für einige Wochen in den Walsdorfer Wiesen auf die Weide. Der Ziegenhirte sammelte mit der sog. „Geißenklapper“ die Herde um die Mittagszeit zur Ausfahrt. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Ziegenweide üblich. Die Schafhaltung hatte andere Gründe. Sie diente der Wollgewinnung. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde selbstgesponnene Wolle noch häufig für gestrickte Strümpfe, Fausthandschuhe, Kopfschützer oder sog. „gestrickte Wämse“ verarbeitet. Die hiesigen Schafherden waren nicht sehr groß, da die nötigen Weideplätze fehlten, als der Wald als Schafweide nicht mehr zur Verfügung stand. An den häufigen Strafmandaten lässt sich ablesen, wie schwer es der Schäfer hatte, seine Tiere satt zu kriegen. Die Zahlen für Ziegen und Schafe sind teilweise unterschiedlichen Quellen entnommen. Bei der Viehzählung wurden die Ziegen von 1931 an erfasst, die Schafe aber erst seit 1947. In den Gemeinderechnungen von 1901 bis 1921 sind dagegen die Schafhalter und die Zahl der Tiere verzeichnet, weil für jedes Tier eine Abgabe an die Gemeinde von 10 Pfg. geleistet werden musste. Auch hier die entsprechende Übersicht.
Jahr | Halter | Ziegen | Halter | Schafe |
1901 | 166 | |||
1905 | 27 | 149 | ||
1907 | 73 | |||
1912 | 31 | 138 | ||
1916 | 31 | 155 | ||
1921 | 51 | 231 | ||
1931 | 159 | |||
1938 | 132 | |||
1947 | 155 | 216 | ||
1950 | 150 | 43 | ||
1955 | 48 | 66 | 1 | |
1960 | 16 | 22 | ||
1965 | 6 | 7 | 7 | |
1970 | 2 | 4 | 21 |
Dass die Zahl der Schafe wieder leicht angestiegen ist, erklärt sich damit, dass mehrere Grundstücksbesitzer dazu übergegangen sind, beschwerlich zu mähende Grasflächen von Schafen abweiden zu lassen.
Geflügel
Hier liegen Zahlen von 1947 bis 1987 vor. 1954 gab es 150 Halter; d.h. dass in 82 % aller Gehöfte Hühner gehalten wurden. Die Durchschnittszahl betrug 13. 2751 Hühner war die höchste Zahl, die in Walsdorf 1965 erreicht wurde. 1987 waren es immerhin noch 1005, die bei 18 Haltern gezählt wurden. Die Haltung von Gänsen, Enten und Truthühnern war in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg von einiger Bedeutung. Immerhin gab es 1947 bzw. 1948 29 Enten, 15 Truthühner und 77 Gänse. Aber auch diese Tierarten wurden immer weniger und spielen heuten kaum noch eine Rolle.
Viehhandel und Verkauf
Der Erlös aus dem Verkauf von Schlachtvieh und Schweinen deckte zum großen Teil den Kapitalbedarf der bäuerlichen Betriebe. Beliefert wurden die Metzger am Ort oder in der näheren Umgebung und die Schlachthöfe der benachbarten Großstädte. Neben Einzel- und Großhändlern beteiligten sich auch Viehverwertungsgenossenschaften am Markt. Bis zur Mitte der 30er Jahre spielten in unserem Raum traditionsgemäß die Camberger und Escher Juden beim Viehhandel eine bedeutende Rolle. Sie kauften Tiere an oder tauschten junge tragende Rinder oder frischmelkende Kühe gegen schlachtreife Tiere. In weitem Umkreis waren sie ständig unterwegs, erkundeten die Wünsche ihrer Kundschaft oder boten ein in ihren Augen für den Handelspartner günstiges Tauschgeschäft an. Man sah sie oft mit einem oder mehreren Tieren über die Land- und Dorfstraßen ziehen. Die Geschäfte wurden per Handschlag geschlossen. Ende der dreißiger Jahre wurde den jüdischen Viehhändlern vom Staat die Zulassung zum Viehhandel entzogen. Soweit sie nicht emigrieren konnten, wurden sie in KZ-Lager abtransportiert, wo sie teilweise umkamen. Kleinvieh und Schweine wurden vor dem Einsatz von Viehautos in offenen, mit einem Netz überspannten Kastenwagen transportiert. Großvieh wurde zum Metzger oder zum Verladen in einen Viehwagon getrieben. Ich erinnere mich daran, wie ein abgängiger Gemeindebulle mit Sichtblende und Stricken an den beiden Vorderbeinen von drei Männern an den Camberger Bahnhof geführt wurde. Auch zum Verladen von Schweinen waren drei Personen erforderlich, die die Tiere auf die Laderampe hoben. Die Transportwege waren im Vergleich zu heute kurz. Es wurden die Viehmärkte und die Schlachthöfe in der Region beliefert. Eine ungefähre Vorstellung vom Umfang des Verkaufs von Schlachtvieh kann man sich machen, wenn man sich die Zahlen der auf der Gemeindewaage gewogenen Tiere ansieht; denn die gewogenen Tiere wurden nahezu vollständig verkauft. Entsprechende Angaben finden sich in den gebundenen Jahresrechnungen von 1902 bis 1918, in den beiden Wiegebüchern von 1930 bis 1963 und den Jahresrechnungen bis 1970. Von 1902 bis 1918 wurden jährlich durchschnittlich 506 Stück Kleinvieh und 64 Stück Großvieh gewogen. Die Durchschnittszahlen für die Jahre 1930 bis 1938 betragen für Schweine und Kälber 869 und für Kühe, Rinder oder Bullen 140. Für die Kriegsjahre mit der Zwangsablieferung liegen keine aussagekräftigen Zahlen vor, weil das Schlachtvieh in den Schlachthöfen gewogen wurde bzw. nach Schlachtgewicht bezahlt wurde. Für die fünfziger Jahre liegen die Zahlen etwa in gleicher Höhe wie vor dem Zweiten Weltkrieg; durchschnittlich 854 Stück Kleinvieh und 127 Stück Großvieh wurden zwischen 1952 und 1959 auf der Gemeindewaage gewogen. Die für die sechziger Jahre verzeichneten Zahlen sind zunehmend weniger identisch mit der Zahl der verkauften Tiere; denn beim Viehkauf bildeten sich mit dem erheblich gewachsenen Angebot andere Strukturen heraus. Die Viehverwertungsgenossenschaft vergrößerte gegenüber den ortsansässigen Metzgern und Viehhändlern ihren Marktanteil erheblich. Immer weniger Tiere wurden vor Ort gewogen und immer mehr nach Schlachtgewicht bezahlt.
Helmuth Leichtfuß
Die Walsdorfer Ergebnisse zur Bürgermeisterwahl
Der Bürgerverein hatte die drei Bürgermeister – Kandidaten Gerhard Krum, Inga Rossow und Dr. Walter Wallmann am 7. August 2001 ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen, um ihnen Gelegenheit zu geben, interessierten Besuchern ihre Zielvorstellungen zur Entwicklung Idsteins und ihr Politikverständnis vorzutragen. Andererseits sollten die Bürgerinnen und Bürger die Chance erhalten, sich ein Bild von der Persönlichkeit der Bewerber zu machen. Da im ersten Wahlgang am 2. September keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erreichte, musste am 16. September eine Stichwahl zwischen Gerhard Krum und Dr. Walter Wallmann stattfinden, die beim ersten Durchgang die meisten Stimmen erreicht hatten.
In den beiden Wahlen haben die Walsdorfer wie folgt abgestimmt:
Wahltag | Wahlberechtigte | Gültige Stimmen | Dr. W. Wallmann | G. Krum | I. Rossow |
02.09.01 | 1155 | 466 = 40,3 % | 206 =45,0 % | 132 = 28,8 % | 120 = 26,2 % |
16.09.01 | 382 = 33,1 % | 199 = 52.1 % | 183 = 47,9 % | ||
Zum Vergleich die entsprechenden Zahlen der Gesamtstadt: | |||||
Wahltag | Wahlberechtigte | Gültige Stimmen | Dr. W. Wallmann | G. Krum | . Rossow |
02.09.01 | 16916 | 8479 = 50,5 % | 3603 = 42,5 % | 2511= 29,6% | 2365 = 27,9 % |
16.09.02 | 7546 = 45,2 % | 3732 = 49,5 % | 3814 = 50,5 % |
Die Gegenüberstellung des Wählerverhaltens ergibt folgendes Ergebnis:
Die Wahlbeteiligung in Walsdorf war erheblich niedriger als in der Gesamtstadt. Der Kandidat der CDU hat in beiden Wahlgängen in Walsdorf einen höheren Stimmenanteil errungen als in der Gesamtstadt. Dementsprechend lag der Stimmenanteil der beiden anderen Kandidaten niedriger als in Gesamtidstein.
Helmuth Leichtfuß
Veranstaltungstermine 2002 in Idstein Walsdorf
Termin: | Veranstaltung: | Verein / Körperschaft: | Örtlichkeit: |
Januar: 05.01. 06.01. 12.01. 12.-13.01. 18.01. 26.01. 26.01. | Generalversammlung Hans Schmidt Ged. Turnier Christbäume sammeln Tischtennis-Stadtmeisterschaft Generalversammlung Jahreshauptversammlung Kartenvorverkauf Kappensitzung | FFW TTC FFW TTC LFW MGVW SVW + TTC | Feuerwehrgerätehaus Dorfgemeinschaftshaus In Walsdorf Dorfgemeinschaftshaus Ev. Gemeindehaus Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus |
Februar: 02.02. 09.02. 10.02. 13.02. 14.02. 16.02. 16.02. | 1. Kappensitzung 2. Kappensitzung Kindermaskenball Aschermittwochwanderung Heringsessen Jahreshauptversammlung Jahreshaupversammlung | SVW + TTC SVW + TTC SVW + TTC LFW CDU VDK MVW | Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Treff: Brunnenplatz Dorfgemeinschaftshaus Gaststätte Leichtfuß Dorfgemeinschaftshaus |
März: 01.03. 09.03. 15.03. 16.03. 22.03. 23.03. 28.03. 31.03. | Weltgebetstag Disco Jahreshauptversammlung Spezialitäten-Essen Jahreshauptversammlung Gemütlicher Abend Vorstellung der Konfirmanden Gottesdienst zur Osternacht 6:00 | Ev. KG FFW EFCHA BVW SVW FFW Ev. KG Ev. KG | Christuskirche Dorfgemeinschaftshaus Gaststätte Walkmühle Ev. Gemeindehaus Gaststätte Leichtfuß Dorfgemeinschaftshaus Christuskirche Christuskirche |
April: 13.04. 14.04. 25.04. | Oldiesnacht Konfirmation Halbtagesfahrt | EFCHA Ev. KG AWo | Dorfgemeinschaftshaus Christuskirche – |
Mai: 01.05. 01.05. 04.-05.05. 09.-12.05. 19.05. 23.05. 26.05. 30.05. | Maiwanderung Tag der offenen Tür Saisonabschlussfeier Ausflug Pfingstmarkt Generalversammlung Kinderfest Fronleichnam Wanderung | MBVW SFVW EFCHA MGVW Ev. KG TTC SPD LFW | – Teichanlage Dombach Gaststätte Walkmühle – An der Christuskirche Dorfgemeinschaftshaus Spielplatz Treffpunkt Brunnen |
Juni: 09.06. 29.-06.07. 29.06. | Gassenfest Zeltlager Grillabend | BVW FFW OBV + LFW | Untergasse – Grillplatz |
Juli: 05.07. 07.07. 26.07. 27.-28.07. | Sommermarkt Gottesdienst zur Namensgebung Abendwanderung Fischerfest | MGVW Ev. KG LFW SFVW | Klosterplatz Christuskirche – Grillplatz |
August: 17.-18.08. 24.08. 31.08. | Hutturmfest Tagesfahrt Ausflug | FFW LFW TTC | Am Hutturm – – |
September: 01.09. 12.09. 13.09. 14.-15.09. 27.09. 28.09. | Kirchenfest Tagesausflug Ernte-Sträuße binden Probenwochenende Aufbau Oktoberfest / Herbstkonzert Oktoberfest / Herbstkonzert | Ev. KG + FCW AWo LFW MVW MVW MVW | Christuskirche – bei Ilse Ochs Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus |
Oktober: 06.10. 25.10. 26.-27.10. 28.10. | Familiengottesdienst Erntedank Kerbedisco Kerb Kerbeausklang | MGVW FFW FFW FFW | Christuskirche Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Feuerwehrgerätehaus |
November: 02.-03.11. 09.11. 11.11. 13.11. 14.11. 16.-23.11. 17.11. 23.11. 30.11. | IVV Wanderung Versammlung Martinszug Dekoration 20:00 Generalversammlung 14:00 25 Jahre Bürgerverein Jubiläumsfeier Volkstrauertag Kranzniederlegung Familienabend Jahresabschlussfeier | SVW LFW FFW LFW LFW + Bezirksvertr. Bad Schwalbach BVW VDK + OBR TTC SVW | Dorfgemeinschaftshaus Ev. Gemeindehaus Brunnenplatz Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Ehrenmal Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus |
Dezember: 06.12. 07.12. 08.12. 13.12. 14.12. 14.12. 14.12. 15.12. 24.12. 28.12. | Weihnachtsfeier Weihnachtsfeier Weihnachtsfeier für ältere Mitbürger Weihnachtsfeier Jahresabschlussfeier Weihnachtsfeier Weihnachtsfeier Adventsingen Gottesdienst 15:30; 17:00; 22:00 Jahreshauptversammlung | EFCHA MGVW OBR LFW FFW FCW MVW MGVW Ev. KG OBV | Gaststätte Walkmühle Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Dorfgemeinschaftshaus Feuerwehrgerätehaus Dorfgemeinschaftshaus Gaststätte Walkmühle Klosterplatz Christuskirche Feuerwehrgerätehaus |
Legende:
AWo | Arbeiterwohlfahrt |
BVW | Bürgerverein Walsdorf |
CDU | Christlich Demokratische Union |
Ev. KG | Evangelische Kirchengemeinde |
EFCHA | Eintrachtfanclub Hutturmadler |
FFW | Freiwillige Feuerwehr Walsdorf |
FCW | Frauenchor Walsdorf |
LFW | Landfrauen Walsdorf |
MGVW | Männergesangverein Walsdorf |
MVW | Musikverein Walsdorf |
OBV | Ortsbauernverband |
OBR | Ortsbeirat |
SFVW | Sportfischerverein Walsdorf |
SVW | Sportverein |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschland |
TTC | Tischtennisclub |
VDK | Verband der Kriegshinterbliebenen |
Redaktion:
Monika Kiesau, Helmuth Leichtfuß, Manfred Wetzel