Bürgerbrief 8: März 1980

Was bringt der Haushaltsplan 1980 für Walsdorf?

Zur Aufstellung des Haushaltsplanes 1980 wurden vom Ortsbeirat Walsdorf bereits Anfang Juni 1979 die Wünsche und Anregungen der Verwaltung Idstein gemeldet.

Am 29. Oktober 1979 hat der Magistrat der Stadt Idstein den Entwurf des Haushaltsplanes für das Haushaltsjahr 198o festgestellt und an die Stadtverordnetenversammlung zur 1. Lesung (Beratung) weitergeleitet.

Auch die Ortsbeiräte erhielten diese Haushaltsunterlagen zur Stellungnahme übersandt. Unter Berücksichtigung der Wünsche und der im Planentwurf enthaltenen Ansätze hat der Walsdorfer Ortsbeirat in seiner Sitzung am 27. November 1979 einstimmig dem Haushalt 1980 zugestimmt.

Nach der ersten Lesung durch die Stadtverordnetenversammlung am 22. November 1979 wurde der Haushaltsplanentwurf dem Haupt- und Finanzausschuß zur Beratung überwiesen. Nach dessen Beratungen am 29. November und 13. Dezember 1979 hat die Stadtverordentenversammlung ebenfalls am 13. Dezember 1979 die Haushaltssatzung mit -plan und Anlagen für 1980 in 2. Lesung beschlossen.
Nach diesem Beschluß sind im Verwaltungshaushalt in Einnahmen und Ausgaben je 24.954.600,– DM und im Vermögenshaushalt in Einnahmen und Ausgaben je 12.358.400,– DM für Idstein einschließlich der Stadtteile vorgesehen. Dies ist gegenüber den Vorjahr eine Steigerung des Gesamthaushaltes (Verwaltungs- und Vermögenshaushalt) um 1.960.100,– DM oder 5,50 %

Für Walsdorf sind im Verwaltungshaushalt folgende Ausgaben vorgesehen:

10.000,– DM für Reparaturen und Unterhaltungsarbeiten am Kindergarten,
3. 500,– DM zum Neukauf von Spielsachen, Lehrmaterial und Kleingeräten für den Kindergarten,
ca. 1.700,– DM zur Gestaltung der jährlichen Weihnachtsfeier für ältere Bürger,
65.000,– DM für Umlagenzahlung an den Abwasserverband „Mittlere Ems“ in Camberg ,
1.500,– DM zur Renovierung der Friedhofshalle,
25.000,– DM für die Reparatur des schadhaften Daches am Dorfgemeinschaftshaus.

Desweiteren ergeben sich im Verwaltungshaushalt noch Ausgaben in den Bereichen des Feuerlöschwesens, der Kindergärten, der Abwasserbeseitigung, der Dorfgemeinschaftshäuser, der Wasserversorgung und der Vereinsförderung. Hierbei handelt es sich überwiegend um Personal-, Bewirtschaftungs- und Unterhaltungskosten sowie um Zuschüsse, die aufgrund der Gesamthaushaltsaufstellung nicht erkennen lassen, welcher Betrag für Walsdorf vorgesehen ist. Wegen der in Walsdorf vorhandenen größeren Gemeinschaftsobjekte wie Kindergarten, Sportplatz und Dorfgemeinschaftshaus dürfte hier noch eine Summe von über 100.000,- DM anfallen.

Nun zu den Investitionsausgaben im Vermögenshaushalt. Es sind im einzelnen:

25.000,– DM zum Ankauf eines VW-Busses für die Freiwillige Feuerwehr,
42.000,– DM für den Bau des schon seit Jahren im Gespräch befindlichen Kinderspielplatzes,
l00.000,– DM als weitere Rate für die Ortskernsanierung, und zwar für die Renovierung der alten Siedlungsrandmauer (Stadtmauer),
85.000,- DM für den Fahrbahn- und Gehwegausbau der Ortsstraße „Am Untertor“,
600.000,- DM weitere Mittel für den Bau des Hauptsammlers nach Würges zum Anschluss an die Verbandskläranlage Mittlere Ems“,
10.000,– DM zum Ankauf eines Elektroherdes sowie Stühlen und Tischen für das Dorfgemeinschaftshaus.

Aus diesen vorgenannten Investitionsmaßnahmen geht auch 1980 klar hervor, daß – wie im Vorjahr- die Ortskernsanierung und die Abwasserbeseitigung vorrangig angesehen werden.

In der Zukunft sind somit für Walsdorf die Weichen gestellt, d.h. weitere Vorhaben im Rahmen der Ortskernsanierung in den nächsten Jahren, die Fertigstellung einer dem Umweltschutz entsprechenden Abwasserbeseitigung und als neuer Schwerpunkt die Sicherstellung der Wasserversorgung mit dem Bau eines neuen Hochbehälters.

Abschließend sei noch erwähnt, daß mit den im Haushaltsplan 1980 veranschlagten Maßnahmen ein großer Teil der Wünsche des Walsdorfer Ortsbeirates realisiert wird, wobei es verständlich ist, daß die zur Verfügung stehenden Mittel so verteilt worden sind, damit auch die anderen Stadtteile und Idstein-Kern entsprechend der Dringlichkeit ihrer angemeldeten Vorhaben berücksichtigt werden konnten.

Karl-Heinz Wendelmuth

Der Obstbau in Walsdorf

Schon in der Wiederaufbauzeit nach dem 30-jährigen Krieg bestand die landesherrliche Anordnung, daß jeder junge Bauer, der heiraten wollte, nachweisen mußte, daß er eine bestimmte Anzahl junger Obstbäume verschiedener Art, und die Frauen Beerensträucher gepflanzt hatten. Baumfrevel und Obstdiebstahl wurden schon im Mittelalter schwer, ja man kann sagen grausam bestraft. Der Obstbau hatte nicht nur große selbstversorgerische, sondern auch marktwirtschaftliche Bedeutung. Die Arbeit, die besonders Klöster zu seiner Förderung leisteten, ist bekannt. Auch hier in Walsdorf führten die Stachelbeeren den Namen Klosterbeeren.

Eine Regierungsverordnung von 1811 verfügte, daß entlang den „Chausseen“ und auf den angrenzenden Grundstücken Obstbäume zu pflanzen sind. Durch ein Edikt vom Januar 1812 wurde die Anordnung auf die Vicinalwege (Verbindungswege von Dorf zu Dorf, in Walsdorf z. B. der Wörsdorfer Weg) ausgedehnt. Ferner wurde der Gemeinde die Verpflichtung auferlegt, auf einem geeigneten Grundstück eine Obstbaumpflanzung und eine Obstbaumschule anzulegen. Zur Pflanzung, Veredelung und Pflege der jungen Obstbäume war der Lehrer mit den drei obersten Jahrgängen seiner Schule verpflichtet. Dafür stand ihm die Hälfte des Erlöses aus der Baumschule zu. Auch in Walsdorf war das der Fall. „In der Baumschule“ ist heute noch ein Begriff für das Flurstück zwischen Läusküppel, Heuweg und den Färberbachwiesen.

Viele bedeutende deutsche Baumschulgebiete verdanken solchen Lehrerbaumschulen ihren Ursprung (z..B. Siebengebirge, Vorgebirge, Holstein). In 1/4-jährigen Lehrgängen, zuerst in Idstein und Wiesbaden und ab 1872 in Geisenheim, wurden die jungen Lehrer auf diese Tätigkeit und den entsprechenden Unterricht in der ländlichen Fortbildungsschule vorbereitet. Außerdem bemühte sich sowohl die nassauische Landwirtschaftskammer durch den von ihr betreuten Nassauischen Verein für Obst- und Gartenbau und die von ihm angestellten Obst- und Gartenbau-Wanderlehrer (z. B. der in Walsdorf sehr bekannte Gartenbaudirektor Georg Kerz), als auch die von ihm herausgegebene Monatsschrift „Geisenheimer Mitteilungen“ für Obst- und Gartenbau um ständige Unterweisung und Förderung. Auch hier in Walsdorf fanden regelmäßige Lehrgänge in Obstbaumpflege und Obstveredelung statt.

Wie sah es nun diesbezüglich hier in Walsdorf aus? Schon in einem früheren Artikel habe ich einmal gesagt: Der Hügel, der Alt-Walsdorf trägt, ragte aus einem ausgedehnten Wald von Obstbäumen hervor. Der Walsdorfer Obstbau hatte, vielleicht schon aus seiner klösterlichen Vergangenheit, einen beträchtlichen Umfang. Das herbstliche Od, das Landschaft und Dorf überlagerte, bestand aus dem Rauch der Kartoffelfeuer und dem Geruch frischen und gekelterten Obstes.

Kartoffel-, Rüben- und Obsternte bestimmten in diesen Tagen und Wochen den Rhythmus des dörflichen Arbeitslebens, und sie waren eine der größten Arbeitsspitzen des Jahres. Doch praktisch begann die Obsternte schon im Juni mit den ersten Kirschen, deren Reife sich sortenbedingt bis Anfang August hinzog, aber nur den eigenen Bedarf deckte oder nur im engen Kreis verkauft wurde. Die Kirsche war die bedeutendste Nachfolgepflanze des Weinstocks, und so standen die meisten Kirschbäume auf den das Dorf umgebenden und an sie anschließenden Abhängen.

An die Kirschernte schlossen sich in den Gärten am Burgberg, Hain und Bruderberg Mirabellen, Pflaumen (the Zar) und Reineclauden an. Auch ihre Bedeutung ging nicht über die Selbstversorgung hinaus. Das gleiche gilt für Erdbeeren, Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren, wobei letztere nicht nur zu Gelee und Marmelade, sondern auch, j e nach häuslichem Können, zu vorzüglichem Beerenwein verarbeitet wurden, der manchen gründlichen Rausch nach sich zog. (Ich fühle mich davon nicht ausgeschlossen.)

Zum Himbeeren-, Erdbeeren- und Brombeerenpflücken ging man sogar in den Wald oder zum Heidelbeerpflücken bis in die „Obere Ems“.

Von weit größerer Bedeutung war die herbstliche Zwetschenernte. Die Zwetschenbäume, in nicht unerheblicher Zahl, bildeten gewissermaßen im Zuge des Bergfußes den 2. Ring um den Ort. Ihrer Zahl entsprechend groß war auch die Ernte. Nicht nur, daß zum Wochenende der Duft nach Zwetschenkuchen das Dorf durchströmte, der, zu Hause bereitet, auf großen Backblechen, eins auf dem Kopf und je eins unterm Arm in die Hüfte gestemmt, zum Abbacken ins „Backes“ getragen wurde. Die Zwetschen wurden als Essigzwetschen mit Zucker und Zimt in Steintöpfe eingemacht, körbeweise im kupfernen Waschkessel zu Mus, genannt Zwetschenkraut, verkocht. Die Zwetschen wurden abends zuvor in nachbarlicher Hilfe hauptsächlich von der weiblichen Jugend .entkernt. Das Einkochen geschah unter ständigem Rühren bei mäßigem Feuer und dauerte fast einen Tag. Gesüßt wurde durch Zusatz von Zuckerrüben- oder Birnensaft.

Von ebensolcher Qualität und Bedeutung war das aus Birnensaft und einem Zusatz von geschälten Birnen bereitete Latwerge. In Walsdorf sagte man „Lerqueie“. Auch es diente dem täglichen Brotaufstrich, war aber trotz seiner Alltäglichkeit eine Köstlichkeit.

Eine große Bedeutung für die häusliche Ernährung hatte das im eigenen Haushalt hergestellte Trockenobst. So wurden körbeweise Zwetschen, Apfelschnitze, ja auch Feigen- oder Hutzelbirnen und Quittenbrot hergestellt. Sie fügten sich nicht nur zu den Mehlspeisen in den wöchentlichen Speiseplan ein, sondern die letzten beiden Dinge fanden sich auch als besondere Zugabe auf dem Weihnachtstisch.
Der beträchtliche Überschuß der Zwetschenernte wurde von Obstweinbrennern des Vordertaunus zu meist guten Preisen aufgekauft. Die Birnen, die übrigens zum Teil auch der Obstweinbereitung und der Schnapsbrennerei dienten, stammten zum großen Teil von großen alten, über die ganze Gemarkung verstreuten bzw. in andere Pflanzungen eingestreuten Bäumen. Sie waren Massenträger und brachten wagenvoll eine nicht einheitliche, mittelgroße gewürzige Birne, ähnlich der rheinischen Speckbirne. Da man die Schweine in die nicht geernteten Früchte trieb, nannte man sie auch Säubirn.

Wie schon oben gesagt, bildeten die aus Walsdorf hinaus führenden Straßen nach Wörsdorf, Esch, Wallrabenstein, Würges richtige Obstbaumallee, die heute aber fast verschwunden sind, an die aber, wie auch an die Bestände im übrigen Feld, einige Reste erinnern. Der Schwerpunkt, der geschlossenen Obstpflanzungen, in Walsdorf nannte man das Baumstücker, lag zunächst im Großen und Kleinen Grass. Es ist das Feld jenseits der B8 (der „Chausse“) und erstreckte sich von der Würgeser Grenze bis zur Laubach.

Gustav Lehmann

Das untergegangene Dorf Elkhofen

Die diesjährige Grenzbegehung des Bürgervereins führt in eine Gegend, die bis vor 200 Jahren zu Walsdorf gehört hat: den Helckoben. Dieses Gebiet erhielt seinen Namen von dem Dorf Elkhofen, das es hier früher einmal gab. Aus der Zeit seiner Existenz sind nur fünf schriftliche Belege erhalten. Um so umfangreicher sind die Akten aus der Zeit, als das Dorf untergegangen war und sich Walsdorf und Steinfischbach um die Nutzung dieses Bezirkes stritten. Viele hundert Blätter berichten von diesen Auseinandersetzungen vom Beginn des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Da die Geschichte dieses Dorfes noch nicht systematisch erforscht worden ist, kann bei dieser Quellenlage hier zunächst nur der Versuch gemacht werden, einige Fakten und Überlegungen über Elkhofen zusammenzustellen. Erschwert wird alles noch durch die Tatsache, daß an einem noch unbekannten Ort in diesem Tal bis ins 15. Jahrhundert außerdem das Dorf Quadenfischbach existierte.

Die erste Nachricht von Elkhofen stammt aus dem Jahre 1361, als Peter, Pastor zu Steinfischbach, dem Kaplan Heinrich Priol vom Limburger Stift gegen eine Zahlung von 7o Mark verspricht, jährlich 7 Malter Korn (= 1015 kg) von seinem Gut zu Elkhofen zu liefern. Er hatte dort neben Hof, Haus, Scheuer, Garten und Wiese 58 Morgen Ackerland, welches in 22 Parzellen gestückelt war. Damit besaß er einen beträchtlichen Teil der Fläche dieses Dorfes. Nach der ersten Messung (1629) betrug sie 600 Morgen, sie kann aber früher etwas größer gewesen sein. Unklar ist, inwieweit diese Hofgröße typisch war; denn dann wäre man in der Lage, etwas über die Größe des Dorfes zu sagen. Sehr viele Hofreiten wird es wohl nicht gehabt haben. In der Urkunde werden fünf Einwohner von Elkhofen mit Namen genannt.

Es war aber so groß, daß es einen eigenen Schultheißen und ein eigenes Gericht hatte. Politisch gehörte es zur Herrschaft Altweilnau, die Teil der Grafschaft Diez war. Ihr Korn mußten die Elkhöfer seit 1364 in den Walsdorfer Klostermühlen zu Würges, Walsdorf und „Morche“ mahlen. Sie waren Ausmärker der Würgeser Mark, d.h. sie waren neben anderen Ge­meinden (jedoch nicht Walsdorf) berechtigt, den Würgeser Wald zu nutzen. Eine Grenzbeschreibung des Helckhöfer Bezirkes liegt aus dem Jahre 1543 vor, als sich Walsdorf und Steinfischhach über seine Nutzung einigten. Nimmt man zur Grenzbestimmung die Flurnamen von 1361 (soweit lokalisierbar) hinzu, dann scheint sich Elkhofen auch auf die östliche Ausbuchtung in der Karte (zwischen Elkhöfer Bach und heutiger Landstraße) erstreckt zu haben. Andererseits ist noch zu bedenken, daß auch das untergegangene Dorf Quadenfischbach als Teil des später Helcköfer Bezirk genannten Gebiets bezeichnet wird.

So kann die folgende Karte nur eine erste Vorstellung von der Gemarkung Elkhofen geben. 

Um die Lage des Dorfes herauszufinden, sind wir vor allem auf die Flurnamen angewiesen, Nach ihnen scheint es bei dem Übergang über den Elkhöfer Bach gelegen zu haben, der den heutigen „Kohlplatz“ mit der Steinfischbacher Waldecke am Escher Feld verbindet. Hier wurde früher das Vieh herübergetrieben, und er heißt daher der „Trieb“. Er trennt den Ober- und Unter-Helckoben genannten Wiesengrund. Der Kohlplatz führt auf einer Karte des 18. Jahrhunderts den Namen „am Dörfgen“, und für den westlich anschließenden Wald ist seit 1629 die Bezeichnung „auf dem Dorf/Dörfgen“ belegt. Hier wäre also möglicherweise das Dorf zu suchen. Für diese Annahme spricht außerdem, dass bis gegen 1800 nur ein Übergang über den Elkhöfer Bach existierte (der doch wohl in Ortsnähe gewesen sein müßte), die geschützte Lage zwischen zwei tiefen Gräben und der für eine Bebauung günstige, sanfte Hang. Noch heute kann man deutlich erkennen, daß dieser Hang einmal terrassiert worden ist. Allerdings kann es sich auch um Ackerterrassen handeln, wie sie sich auch an­derswo, vor allem von hier bis zur B8 finden.

Da die Urkunden nichts über das Alter des Dorfes sagen und außerdem Funde noch nicht gemacht worden sind, bleibt als einziger Anhaltspunkt der Ortsname, Die ältesten Formen sind Elkoben (1361), Elkobin (1373), Eylkoben (1421) und Eylnckoben (1464). A. Bach vermutet in seinem grundlegenden Werk über die Siedlungsnamen des Taunusgebietes,daß der Name sieh von Personennamen Alo herleiten könnte. Als mögliche Urformen nennt er Aling- bzw. Elinghofen, also „die Höfe der Leute des Alo“. Sollte diese Annahme zutreffen, dann könnte nach den Ergebnissen der Ortsnamenforschung Elkhofen ein ähnlich hohes Alter haben wie Walsdorf. Seine Gründung ginge dann in das frühe Mittelalter zurück.

Auch das Ende dieses Dorfes ist unklar, läßt sich aber zeitlich genauer bestimmen. 1421 wird es als Ausmärker der Mark Würges genannt, was auf die weitere Existenz des Dorfes hindeutet. 1464 heißt es jedoch in der Jahresrechnung der Kellerei Altweilnau: „Von der Weide zu Elkhofen, welche die von Walsdorf nutzen, 4 Turnosen 9 Heller.“ Der Textzusammenhang legt die Vermutung nahe, daß die Gemeinde Walsdorf das Weiderecht zu Elkhofen hatte. Diese Abgabe ist recht niedrig; ein Camberger muß für die Nutzung einer Wiese dort das 5 1 /2fache bezahlen (2 Gulden). Doch Walsdorfs Abgaben nehmen zu, wohl weil die Nutzung auch intensiver wird. 153o müssen die Walsdorfer liefern: 14 Gulden 2 Albus, einen Goldgulden für zwei Weidhammel und 9 Malter Hafer. In verschiedener Form tauchen diese Abgaben später immer wieder auf, wobei vier Weidhammel regelmäßig genannt werden.

Damit haben wir einen Anhaltspunkt für das Ende von Elkhofen: die Nutzung des Bodens geht in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an Walsdorf über, und es muß an den Landesherrn dafür zahlen.
Einen zweiten liefern die Streitigkeiten mit Steinfischbach über die Nutzung des Helcköfer Bezirks, die etwa 300 Jahre gedauert haben und natürlich erst nach dem Untergang des Dorfes beginnen konnten. Eine erste Nachricht stammt aus dem Jahre 1514. Es ist eine Einladung des Grafen Philipp von Nassau-ldstein an den Amtmann Heinrich Ridesel zu Altweilnau, zur Beilegung der „Irrungen“ zwischen Walsdorf und Steinfischbach sich mit ihm zu treffen. Das Ergebnis ist unbekannt, aber viel scheint nicht herausgekommen zu sein; denn alle paar Jahre wieder hören wir erneut vom Streit um Holz und Weide. Erst im Jahre 1543 kommt es zu einer grundsätzlichen Einigung, deren Pergamenturkunde noch vorhanden ist und auf die man sich in der Folgezeit immer wieder beruft.

Damit haben wir für den Untergang von Elkhofen ein Datum gefunden, das weit vor dem von A. Deißmann in seiner Klostergeschichte (S. 155) genannten Jahr 1629 liegt. Das Ende liegt auf jeden Fall nach 1421 und vor 1514, vielleicht sogar vor 1464.

Viele Dörfer sind in dieser Zeit und den vorhergehenden Jahrzehnten aus den verschiedensten Gründen untergegangen. Für Elkhofens Ende hat sich bis jetzt nur ein Hinweis finden lassen. In einem Schreiben der Gemeinde Walsdorf heißt es 1550, daß die Steinfischbacher sie „in, unserm Geprauch der zwein Dörfer, die uf uns ererbt und erstorben sein“ hinderten. Sollte diese Darstellung zutreffen, dann könnte man annehmen, daß die Elkhöfer und Quadenfischbacher in das zu „Walstat“ aufgestiegene Walsdorf umgesiedelt sind und nun als Neu-Walsdorfer zusammen mit den Alt-Walsdorfern ihr Erbe gegen die Steinfischbacher verteidigen.

Quellen:
Walsdorfer Urkundenbuch, Band I. Walsdorfer Gerichtsbuch, 16o1 – 1654. Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden: 133 Walsdorf 5, 6, 39; 3o11/875, 1031, 1105. K.E. Demandt, Regesten Katzelnbogen, Bd. 111. 1956.
W.H. Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster, Bd. 1 u. 4, 1956ff

Gerhard Buck

Der tanzende Geißbock

 Es war anfangs der dreißiger Jahre. In den evangelischen Dörfern unserer Gegend wurde die Fastnacht noch längst nicht so ausgiebig gefeiert wie heute; vor allem standen nicht schon Wochen vorher die Wochenenden im Zeichen des närrischen Geschehens.

Anders war es am Fastnachtsdienstag. Da wurden Kreppel gebacken, gab es Fastnachtsbrezel, und ein Teil der Kinder zog maskiert durch die Dorfstraßen und ersang sich vor den Haustüren mit dem Lied: “Ho, ho, ho, die Fassenocht is do, dieFassenocht es werrer kumme, hot die Schou (Schuhe) met  Witt (Wiete) gebunne, ho, ho, ho, die Fassenocht es do“ ein paar Kreppel und ein paar Pfennige. Mehrere Jahre hintereinander fand sich auch – es war die Zeit der großen Arbeitslosigkeit – eine Gruppe junger Burschen, die einen Fastnachtswagen ausrichteten und ein auffälliges Ereignis des zurückliegenden Jahres, das einmal Dorfgespräch war, auf die Schippe nahmen. Am Abend wurde in den Gastwirtschaften weiter gefeiert und nicht selten ging es hoch her.

So war es auch an jenem Abend, als K. Thiel zu Hause den Gemeinde-Geißbock holte. Die Wirtsstube der Gastwirtschaft Weygand war wie gewöhnlich brechend voll, wie mir Augenzeugen des Geschehens berichteten. Der Alkohol war schon reichlich geflossen, und die Leute waren in der richtigen Stimmung, die Attraktion des Abends zu genießen. Thiel brachte den zottigen Geißbock herein, richtete ihn auf, packte dessen Vorderbeine und tanzte mit ihm durch die Wirtstube. Die Vorführung wurde begeistert gefeiert und reichlich belohnt. Der Bock und sein Tänzer erhielten soviel Bier und Branntwein, daß sie nach dem Schauspiel nur mit großer Mühe heil die eiserne Treppe unter dem Hoftor herunter- und nach Hause kamen.

Wohl nie vorher oder nachher hat ein Walsdorfer Geißbock für ein größeres Gaudi gesorgt wie beim Tanz in „Weyernds ihrer Wertstubb“.

Text: Helmuth Leichtfuß

Zeichnung: Herbert Teige