Bürgerbrief 85: Juli 2005

Die Walsdorfer Ergebnisse der Landratswahlen vom 13. 2. und 6. 3. 2005

Der Bürgerverein hatte zur Landratswahl 2005, wie es schon Tradition ist, zu einem Parteiengespräch mit den 4 Kandidaten für das Amt des Landrats eingeladen. Die Veranstaltung fand am 18. Januar 2005 im Dorfgemeinschaftshaus statt. Rund hundert Bürgerinnen und Bürger aus Walsdorf und Umgebung waren gekommen, um sich ein Bild von den Kandidaten zu machen und deren Vorstellungen für die nächste Amtsperiode kennen zu lernen. Angesprochen wurden die Wirtschaftspolitik im Kreis, die Haushaltslage, Schulen und Kindertagesstätten, die Verwaltungsvereinfachung und die Ortsumgehung Bad Camberg.
Da im ersten Wahlgang am 13. Februar 2005 keiner der 4 Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hatte, wurde am 6. März eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten erforderlich.

Die Walsdorfer Ergebnisse vom 13. Februar im Vergleich mit denen der Gesamtstadt:

Walsdorf   Idstein 
Wahlberechtigt1.179  17.367 
Wähler  38732,8 %   5.93634,2 %
Briefwähler    61    
Gültige Stimmen  38198,5 %   5.83298,2 %
Ungültige Stimmen      7  1,5 %      104  1,8 %
Bernd Röttger  19150,1 %   2.44842,0 %
Burkhard Albers  15139,6 %   2.68046,0 %
Arno Brandscheid    24  6,3 %      405  6,9 %
Manfred Vogel    15  3,9 %      299     5,1 %

Die Ergebnisse der Stichwahl:

Walsdorf   Idstein 
Wahlberechtigt1.179  17.411 
Wähler   40334,2 %   6.03334,7 %
Briefwähler     59    
Gültige Stimmen   39698,3 %   5.92898,3 %
Ungültige Stimmen       7  1,7 %      105  1,7 %
Bernd Röttger   19449,0 %   2.65544,8 %
Burkhard Albers   20251,0 %   3.27355,2 %

Bemerkenswert am Walsdorfer Ergebnis ist, dass der amtierende Landrat, der im ersten Wahlgang 50,1 % der Stimmen erreicht hatte und 10,5 Punkte vor dem Kandidaten der SPD lag, diesem bei der Stichwahl mit 49,0 % zu 51,0 % unterlag, obwohl die CDU mit Finanzminister Weimar und Landrat Röttger wenige Tage vor der Stichwahl anlässlich des diesjährigen Heringsessen vor zahlreichen Teilnehmern noch einmal für ihren Kandidaten warb.

Die Walsdorfer Ergebnisse weichen bei beiden Wahlen von denen der Gesamtstadt signifikant ab. Am 13. Februar lag Bernd Röttger im Gegensatz zu Walsdorf in Idstein bereits 4 Punkte hinter Burkhard Albers. Auch beim zweiten Wahlgang war sein Rückstand in Idstein mit 10,4 Punkten wesentlich größer als in Walsdorf.

Die Wahlbeteiligung lag bei beiden Wahlgängen sowohl in Walsdorf als auch in der Gesamtstadt zwischen 33 und 35 %.

Helmuth Leichtfuß

Straßen, Wege und Pfade in der Walsdorfer Gemarkung vom 18. bis 20. Jahrhundert

Die diesjährige Frühjahrswanderung des Bürgervereins führte in den Gemarkungsteil östlich der B 8. Unterwegs wurde über Straßen, Wege und Pfade in der Walsdorfer Gemarkung vom 18. bis 20. Jahrhundert informiert.

Die Hohe Straße

Obwohl die Gemarkung am Wörsdorfer Weg nur nahe an die Hohe Straße heranreicht, – die Felder links und rechts des Wörsdofer Weges wurden aber vielfach inoffiziell „an der Hohen Straße“ bezeichnet – , wurde die Hohe Straße wegen ihrer Bedeutung als Teil einer der bedeutendsten Verkehrsadern Europas in die Betrachtung einbezogen. Als Handelsstraße führte sie von Frankfurt über Limburg nach Köln. Sie war Teil einer uralten Handelsstraße, die von Konstantinopel bis nach Brabant und Flandern führte. Sie war eine Höhenstraße und verlief in unserem Raum auf dem Landrücken zwischen dem Wörsbach und dem Emsbach, wo in den dreißiger Jahren auf weite Strecken die Autobahn A 3 gebaut wurde. Kaufleute, die die Frankfurter Messe besuchten, zweigten am Wörsdorfer Gebück ab und fuhren über Esch Richtung Glashütten nach Frankfurt.

Da die Niederungen im frühen Mittelalter meist versumpft waren, wurden die Fernstraßen vor allem auf trockenen Höhenrücken angelegt. Die Fernverkehrswege werden zwar Straßen genannt, sie glichen aber, da sie nicht befestigt waren, eher Feldwegen. Häufig gab es Streit zwischen den einzelnen Landesherrn, über welche Strecken ihre Bewaffneten den Schutz der Kaufleute übernehmen sollten. Das Reisen auf diesen Straßen, die ja nicht planmäßig unterhalten wurden, war beschwerlich und zeitaufwändig. Ochsen, Esel, Maultiere und Pferde wurden als Zug- Trag- und Reittiere benutzt. Mit einem Ochsenkarren konnte man, wenn alles gut lief, 18 km, mit einem Pferdewagen 22 km zurücklegen.
Drei Eintragungen auf einem Plan der Hohen Straße zwischen dem Erbacher und Wörsdorfer Gebück aus dem Jahre 1732 sind für Walsdorfs Geschichte interessant. So wird der Bach, der um Walsdorf herum fließt „bis auf den Grenzsteeg, neben welchem vorzeiten ein heiligen Häusgen gestanden“, als Knell- oder Färberbach bezeichnet. Im Bannbuch von 1788 ist ein „vormaliger Heiligen Weg“ aufgeführt, der von dieser Stelle seinen Ausgang nahm. Neben dem Färberbach verläuft der Idsteiner Pfad. 1825 erwirbt die Gemeinde in der Bauernwiese noch Land für den Fußpfad nach Idstein. Der Pfad nahm übrigens seinen Ausgang in der heutigen Taunusstraße, die bis Ende der 50er Jahre noch Idsteiner Weg hieß.

Die Bundesstraße 8

Ab dem 12. Jahrhundert begann die Rodung und Trockenlegung der Bachauen. Im Spätmittelalter entstand im Goldenen Grund eine Landstraße, die Teil einer Verbindung der Städte Frankfurt und Köln war und auch Fernverkehr an sich zog. Auch diese Straße hatte den Charakter eines Feldweges, denn die ersten Kunststraßen seit den Römern wurden erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich gebaut. Die nach dieser Art dann auch in Deutschland ausgebauten Straßen wurden nicht mehr Straßen sondern Chausseen genannt.

Ab Mitte der 1760er Jahre bis 1780 wurde die heutige B 8 zwischen Limburg und Königstein chausseemäßig ausgebaut. Nach der Wegebauordnung des Kurfürstentums Trier sollte die Straßenbreite 30 oder 40 Schuh (9 bis 12 m) betragen ohne die beiderseits anzulegenden Wassergräben. Die Straßen wurden mit aufrecht stehenden Bruchsteinen gestickt. Auf das Gestick wurden ca. 7 cm Steinschlag aufgebracht, der mit Sand oder Kies eingeschlemmt wurde. Die Bankette wurden mit Bäumen bepflanzt oder mit Leitpfählen versehen, die ein Abrutschen in den Straßengraben verhindern sollten.

Zum Bau der Straße im Goldenen Grund wurden alle Gemeinden in einer Entfernung bis zu drei Stunden von der Straße herangezogen.

Das Walsdorfer Kirchenbuch berichtet von einem Unfall bei Arbeiten an der Landstraße nach Esch im Juli 1767. Der Eintrag hat folgenden Wortlaut: „ 1767 den 27. Juli, den Montag nach dem 6. Sonntag nach Trinitatis des nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr ist Johann Philipp Witt, Einwohner in Bechtheim, welcher nebst anderen aus der Gemeinde Bechtheim im Beisein ihres Schultheißen an der Landstraße nach Esch arbeiten müssen, in der Sandgrube, da der Deckel eingefallen, nebst seinem Sohn erschlagen worden, sind sie heraus gegraben und nach Walsdorf auf das Rathaus gebracht worden, bis der hohe Befehl von Idstein ergangen, dass sie nicht nach Bechtheim sollten verabfolgt, sondern in Walsdorf christlich zur Erde bestattet werden, welches denn auch den 29. Juli geschehen, da sie bei einer zahlreichen Trauerbegleitung ehrlich und christlich zu Grabe gebracht worden, indem jedermann das traurige Schicksal zu Herzen gegangen und die arme Witwe mit 6 Kindern gar sehr bedauert und bejammert worden. Der Mann war alt 48 Jahr und 8 Monat. Der Sohn, welcher mit seinem Vater an einem Ort gestorben, Johann Philipp, und neben seinem Vater begraben worden, war alt 13 Jahr, 9 Monat, drei Wochen und 5 Tage.“

Auch bei dem Bau der Emsbachbrücke in Niederselters 1836 – 1838 wurden Gemeinden aus der Nachbarschaft herangezogen. In einem Rundschreiben vom 21. Juli 1836 wird den Schultheißen von Idstein, Wörsdorf, Walsdorf, Wallrabenstein, Würges, Camberg und Erbach mitgeteilt, dass „ zur Beifuhr der gewöhnlichen Bausteine zu dem neuen Brückenbau über die Emsbach alle Gemeinden, die nicht über drei Stunden von Niederselters entlegen sind, in der Frohnde concurrieren“ müssen. Von „etlichen 50 Gemeinden“ waren 57 Ruthen Steine anzufahren. Wie aus drei Anforderungen des Amtes aus dem Jahre 1837 hervorgeht, mussten die Walsdorfer 3 1/3 Ruthen Steine an die Baustelle liefern.

Bis zum Ersten Weltkrieg hatte die Chaussee, wie sie genannt wurde, noch eine wassergebundene Decke, wie auf einem Foto aus dem Jahre 1913 im Bildband von Walsdorf auf Seite 10 zu sehen ist. Die Bankette waren mit Obstbäumen bepflanzt, und weißgekalkte Basaltsteine markierten den Straßenrand. Bald nach dem Ersten Weltkrieg muss die Straße asphaltiert worden sein. In den 30er Jahren wurde sie in unserem Bereich an mehreren Stellen begradigt. Nach 1950 wurden Steigungen oberhalb der Walkmühle und am Pfingstwäldchen abgeflacht.

Vicinalwege

Vicinalwege sind Gemeindestraßen zu den Nachbargemeinden. Die Straße nach Wörsdorf wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts chaussiert. 1850 wird von der Gemeinde der Antrag gestellt, den Wörsdorfer Weg in die Landeschausseekarte aufzunehmen. Der Wörsdorfer Weg war bis zur zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts der einzige befestigte Verbindungsweg Walsdorfs zu einer Nachbargemeinde. 1841 wurden zwar der Escher- und der Wallrabensdteiner Weg ausgesteckt, sie waren aber lediglich wie auch der Würgeser Weg Feldwege. Inzwischen sind sowohl der Escher Weg wie auch der Würgeser Weg befestigt. Ein durchgehend ausgebauter Weg nach Wallrabenstein besteht aber bis heute nicht. Die Straße von Würges nach Wallrabenstein wurde um 1900 gebaut. So wie nach Wallrabenstein gelangt man von Walsdorf aus nach Steinfischbach auch nur über offizielle Straßen.

Pfade

Neben den Fahrwegen gab es in früheren Jahrhunderten wie heute noch in den Alpen Fußpfade, die in der Regel für Marktbesucher oder Boten die kürzeste und günstigste Verbindung zwischen zwei Orten herstellten. Eine Flurbezeichnung östlich der B 8 an der Gemarkungsgrenze zu Würges, die fälschlicherweise von den Walsdorfern, als die richtige Bezeichnung in Vergessenheit geraten war, „Walsdorfer Pfad“ genannt wurde, erinnert an einen Fußweg zu dem ausgegangenen Dorf Alsdorf östlich von Würges. Sie muss also richtig „Alsdorfer Pfad“ heißen. Weiterhin sind ein Pfad nach Steinfischbach durch den Wald, nach Bermbach ebenfalls durch den Wald und ein Pfad nach Idstein parallel zum Färberbach bekannt.

Auch aus dem Dorf führten bis zur Flurbereinigung Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts mehrere Pfade ins Walsdorfer Feld, so vom Kriegerdenkmal aus den Hang hinunter durch die Wiesen zur Walkmühle und ins Graßfeld, durch „Wagner-Daniels-Älchen“ gegenüber zum Dreschplatz und ins gute Feld, von der Bergstraße zum Friedhof und weiter ins Feld. Im Dorf sorgten die beiden Älchen von der Untergasse zur Blindegasse und von dort in die Klostergasse für möglichst kurze Verbindungen.

Die Feldwege

1788 wurde die Gemarkung Walsdorf zum ersten Mal vermessen. Die Vermessung geschah „auf hochfürstlichen gnädigen Befehl“ im Rahmen der „General-Landmessung der Herrschaft Idstein.“
Vor der Messung wurde nach dem Eintrag des Feldmessers Deimling „der ganze Walsdorfer Bann nach der Possession (Besitz) von dem dasigen Feldgericht abgesteint, so dass nicht nur alle Gewannen, sondern auch jedes einzelne Grundstück durch diese Absteinung separiert“ im Bannbuch enthalten ist. Die Flurkarten, die damals gezeichnet wurden, sind im Ortsarchiv fast vollständige erhalten und machen deutlich, dass zu dieser Zeit die Feldflur nur sehr mangelhaft erschlossen war. Auf dem beigefügten Plan ist zu sehen, dass es nur ganz wenige Feldwege gab. Das hatte zur Folge, dass vom Feldgericht der Ablauf von Aussaat und Ernte geregelt werden musste, damit keine Schäden auf bereits bestellten oder noch nicht abgeernteten Feldern durch Überfahren entstanden. Kein Bauer konnte also mit der Aussaat oder Ernte da beginnen, wo er wollte, sondern musste sich an die Anordnungen des Feldgerichts halten.
Rund hundert Jahre später wurde die Flur neu geordnet. Durch die 1874 eingeleitete Güterkonsolidation sollten die Hauptmängel der bestehenden Agrarstruktur beseitigt werden. Diese bestanden in der starken Zersplitterung der Grundstücke, die häufig auch eine für die Bearbeitung unzweckmäßige Form hatten, und vor allem in der fehlenden Erschließung der Grundstücke durch ein Netz von Feldwegen. Jede Parzelle sollte wenigstens von einer Seite von einem Feldweg her zu erreichen und die Normalparzelle Ackerland einen halben Morgen (12,5 a) groß sein. Betrug die Gesamtfläche für Wege und Viehdriften 1788 ca. 13,7 ha, waren es 1875 mehr als doppelt so viel, nämlich ca. 28,7 ha. Es war also vieles besser geworden. Allerdings gab es, weil die Grundstücke nur an einer Seite an einen Weg grenzten, noch so genannte blinde Gewannen, die beim Wenden weiterhin Probleme bereiteten und Anlass für viele Streitigkeiten waren.

Die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts vorgenommene Neugestaltung der Flur hielt bis zur Flurbereinigung Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Wegen der zunehmenden Technisierung der Landwirtschaft, des Einsatzes von Traktoren und großer Maschinen war die Ausweisung wesentlich größerer Flächen erforderlich geworden. Alle Grundstücke waren jetzt durch Wege auf beiden Seiten erschlossen. Erstmals wurden auch die wichtigsten Feldwege straßenmäßig befestigt. Die Gesamtfläche für Wege und Straßen erhöhte sich nochmals beträchtlich. Rund 59 ha wurden dafür verbraucht.
Werner Janzing hatte Gemarkungskarten von 1788, 1875 und 1959 mit den jeweiligen Wegenetzen vervielfältigt, die beim zweiten Halt an die Teilnehmer verteilt wurden. So konnte er am Beispiel der Fluren Großes Graß und Laubach die Verhältnisse zu den jeweiligen Daten erläutern. Für die Beilage zu diesem Bürgerbrief hat er die Gemarkungskarte von 1788 mit den Flurnamen erarbeitet.

Helmuth Leichtfuß

Die Flurnamen in der Gemarkung Walsdorf

Viele Flurnamen sind durch die Flurbereinigungen bzw. Zusammenlegungen in den Niederschriften aktueller Vermessungen nicht mehr zu finden. Auch verlieren sich im heutigen Sprachgebrauch viele Flurnamen, da die Orte nicht mehr erkennbar sind, z.B „hinter dem Bierhaus“ oder „am Heiligen Haus“ im Gegensatz zum „Großen Garten“ oder „hinter dem Thurm“. Auch werden Flurnamen in den Karten und Liegenschaftsbüchern verfälscht oder gar falsch geschrieben.

Der Walsdorfer Pfad ehemals Alsdorfer Pfad oder die Blindengasse früher Blinde Gasse sind hierfür beispielhaft. In Diesem und den folgenden Bürgerbriefen wird eine Karte  mit Findliste beigelegt, die die Flurnamen aus den Vermessungen der Jahre 1788, 1875 und 1957 enthalten. Die Unterlagen dieser  Vermessungen bestehen aus Bann-, Lager – oder Liegenschaftsbüchern als Güterverzeichnisse, was heute als Zahlenwerk bezeichnet wird, sowie den dazugehörigen Karten, dem Kartenwerk. Die im Ortsarchiv vorliegenden Güterverzeichnisse kann man in zwei Bereiche einteilen. 

  1. Den der Klostergüter (1608 1, 1669 2, 1707 2, 1757 3 und 1860 3)
  2. Den der Bürger von Walsdorf (1788 3, 1875 3 und 1957 3)

Die Güterverzeichnisse der Klostergüter von 1608, 1669 und 1707 beschreiben die liegenden Güter als Ganzes, die von 1757 und 1860 als verteilte unter den Walsdorfer Bürgern, wobei uns aus dem Jahre 1860 zum Teil Karten vorliegen. Die Klostergüter wurden seit dem Erbleihvertrag 1707 von Walsdorfer Bürgern bewirtschaftet.

Bei der Generalrenovatur des Fürstentums Nassau-Saarbrücken wurden für alle Gemarkungen sogenannte Bann- oder Lagerbücher erstellt (in Walsdorf 1788). Es wurden sämtliche Flurstücke vermessen und die dazugehörigen Tractuskarten/ Flurkarten erstellt. Aus diesen Karten sind unter anderem die Lage der Klostergüter sowie alle anderen Flurstücke ersichtlich, ebenfalls die in der Gemarkung befindlichen Verkehrswege. 

Die Konsolidation 1875 brachte eine völlige Umgestaltung der Walsdorfer Gemarkung mit sich. Einen großzügigen Ausbau des Wegenetzes, aber nur eine bedingte Zusammenlegung der Flurstücke. Die Klostergüter sind in der Konsolidationsmasse aufgegangen.

Die Flurbereinigung im Jahre 1957 brachte im  Zuge der Mechanisierung (Traktoren, Erntegeräte usw.) und der damit verbundenen Forderung nach größeren zusammenhängenden Anbauflächen eine echte Zusammenlegung und Produktionssteigerung mit sich.

Auf Grund der Zusammenlegung hat sich die Anzahl der Flurstücke in der Gemeinde Walsdorf von ca. 10000 im Jahre 1788 auf ca. 1500 im Jahre 1957 verringert, was gleichzeitig bei der Anzahl der Flurnamen Auswirkungen zeigte. So sind 1788 noch 233 Flurnamen in den Lagerbüchern und Karten verzeichnet hingegen nach der Flurbereinigung 1957 nur noch ca.70.

Die vorliegende Karte wurde aus den im Ortsarchiv befindlichen Originalkarten aus dem Jahr 1788 und aus den Karten, die im Hessischen Hauptstaatsarchiv lagern, erstellt. Durch die Papierstruktur sind die Originalkarten in Länge und Breite unterschiedlich geschrumpft. Infolgedessen ließen sich die einzelnen Karten nicht exakt aneinander montieren, so dass in der Feldlage nur eine Genauigkeit von ± 20 m erreicht werden konnte.

Um den Ortskern herum befand sich überwiegend Gartenland. An den Bachläufen entlang Grünland (Emsbach, Knallbach oder Färberbach, Laubach und Helkhofenbach). An Ackerland sind im Uhrzeigersinn zu nennen, östlich der Köln-Frankfurter Straße das Graßfeld, zwischen Emsbach und dem Viehtrieb zum Bürgerwald das Escherwegfeld, zwischen Viehtrieb zum Bürgerwald und Knallbach das Rittelfeld, zwischen Knallbach und Wörsdorfer Weg das Mittelfeld und zwischen dem Wörsdorfer Weg und der Gemarkungsgrenze zu Würges das Gute Feld.

Flächenverteilung  1788

Hofflächen ca.     3 ha
Ackerland  ca. 461 ha
Grünland  ca.   97 ha
Wald   ca. 243 ha
HiervonUnland (Weidflächen)ca. 104 ha
 Wege ca.   19 ha
Gesamt   ca. 823 ha
HiervonKlosterbestände ca. 125 ha

Quellen: Struck S.256 Nr. 1891; Wi HHStAW Abt. 93 Nr. 113; Wa

Werner Janzing

Walsdorfs Engagement für den Bau einer Taunusquerbahn

Die Bemühungen der Taunusgemeinden, ihre wirtschaftliche und verkehrstechnische Lage durch den Bau einer Taunusquerbahn von Bad Nauheim oder Butzbach über Usingen, Tenne, Idstein, Bad Schwalbach nach Lorch am Rhein zu verbessern, gehen in die Zeit vor 1900 zurück. Eine Verbindung der Rheinbahn mit der Main- und Weserbahn wäre dadurch möglich geworden, was aus wirtschaftlicher und auch strategischer Sicht von den Betroffenen als sehr vorteilhaft angesehen wurde.

Wie aus einer Eingabe der Gemeinde Walsdorf aus dem Jahre 1905 an das Verkehrsministerium hervorgeht, war die geplante Strecke 1899 wegen der hohen Kosten über den Taunus besonders durch das Emstal zurückgestellt worden. „Wir sind so frei“, heißt es weiter, „und schlagen dem Herrn Minister eine andere Strecke vor, bei welcher das Taunusgebirge sich leichter übergehen lässt, nur die Hälfte der Baukosten verlangt und eine viel größere Rentabilität aufweist. Der Staatsplan bleibt bis in die Nähe der Tenne bestehen. Von da soll sich die Strecke … durch ein felsen- und sumpffreies Tal nach Würges ziehen, dann südlich nach Idstein sich wenden. … Was die Rentabilität betrifft, so ist zu bemerken, dass Würges und Walsdorf sehr fruchtbares Ackerland besitzen und so bedeutenden Bahnverkehr haben. Walsdorf hat 900 Einwohner. Unter diesen befinden sich viele Geschäftsleute: 6 Drechsler, 6 Schreiner, 4 Wagner, 6 Schuhmacher, 1 Holzwarenfabrikant, 1 Holzmaßgeschäft, 2 Sattler, 5 Tüncher, 2 Glaser, 2 Metzger, 4 Kolonialwarengeschäfte, 2 Schlosser, 1 Farbwarengeschäft, 1 Bergwerksbetrieb auf Ocker, 1 bedeutende Molkerei und noch viele Zimmerleute und Maurer. Die Gewerbetreibenden haben eine jährliche Ausfuhr von 60 Waggon, an Warenpaketen 5.800 Stück, an Einfuhr 8.200 Stück. Die Landwirtschaft: Einfuhr 85 Waggon, Ausfuhr 145 Waggon und ca. 1.400 Stück Warenpakete. Der Personenverkehr beträgt täglich ca. 25. Der Paketverkehr der Post beträgt im Jahr 1.800 Stück. Zeitungen täglich 140, Briefe 150. Geldumsatz ca.100 – 120.000 M.“ Die erwähnte Molkerei bezog Milch von Riedelbach, Reichenbach, Steinfischbach und Esch jeden Morgen. Nach erfolgter Kühlung wurde die Milch jeden Tag an die Bahn nach Camberg gefahren.

Auch zu diesem Zeitpunkt fiel keine Entscheidung. 1912 wurde die Gemeinde erneut aktiv. Nach Zeitungsberichten sollte im preußischen Landtag ein Plan für den Bau einer Bahnlinie Niedernhausen Reifenberg beraten werden. In einer Eingabe an den Landtagsabgeordneten Bantling richten die Walsdorfer die dringende Bitte, „nachdrücklichst dafür einzutreten, dass das von uns erstrebte Projekt einer Taunusquerbahn ebenfalls geprüft wird, bevor ein endgültiger Beschluss gefasst wird.“
Alle Gründe, die gegen eine Bahn von Niedernhausen nach Reifenberg sprechen und für die Taunusquerbahn an Walsdorf vorbei, werden noch einmal in Erinnerung gerufen.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 verhinderte, dass das Projekt weiter verfolgt wurde. 1928 wurde die Frage aber noch einmal akut. Da der Bau einer Taunusbahn Niedernhausen – Schmitten im Gespräch war, „hielt es der Gewerbeverein Walsdorf für nötig, dass auch das alte Projekt einer Taunusquerbahn wieder aufgegriffen würde.“ Die Walsdorfer ergriffen die Initiative. Sie luden die Interessenten für die Herstellung einer Bahnverbindung Idstein – Usingen zu einer Versammlung ins Gasthaus Schauß ein, an der auch Bürgermeister Holstein von Idstein teilnahm. Es wurde beschlossen, für Ende Januar eine Versammlung auf der Tenne einzuberufen. Hauptlehrer Jacob und Stadtobersekretär i. R. Hirtes sollten die Einladungen an die betroffenen Reichstags- und Landtagsabgeordneten, die Landräte und Bürgermeister vorbereiten. An dieser Versammlung nahmen ca. 300 Personen teil. Die Vertreter der östlichsten Gemeinde und der Landrat von Usingen hatten Vorbehalte, weil sie befürchteten, damit könnte auch das Projekt Niedernhausen Schmitten scheitern.. Die große Mehrheit sprach sich aber für das Projekt aus. Die Versammlung wählte einen erweiterten Ausschuss, dem auch Bürgermeister Lehmann aus Walsdorf als Beisitzer angehörte, und beschloss einstimmig die folgende Resolution: „Die heute in großer Zahl – ca. 300 – erschienen Vertreter der einzelnen Taunusgemeinden bitten die Reichsbahngesellschaft, die Verhandlungen über die seit 30 Jahren gestellten Anträge zur Erbauung einer Eisenbahn Nauheim-Usingen-Idstein-Bad Schwalbach nach dem Rhein wieder aufzunehmen und in einer Prüfung der damaligen Vorschläge unter Berücksichtigung der heutigen wirtschaftlichen und technischen Verhältnisse einzutreten. Reichsverkehrsministerium, Reichs- und Landtagsabgeordnete werden gebeten, eine Entschließung über andere Taunusbahnprojekte vor Prüfung des obigen Projekts nicht zu treffen.“

Alle Bemühungen der Walsdorfer Bürgermeister und des Gewerbevereins, mit dem Bau einer Taunusquerbahn einen Bahnhof in unmittelbarer Nähe des Dorfes zu erhalten, hatten keinen Erfolg. Die Strecke wurde nicht gebaut. Nicht nur, weil es viele differierende Auffassungen unter den betroffenen Gemeinden gab, sondern hauptsächlich, weil nach 1900 die große Zeit des Eisenbahnbaus vorbei war. Mehr und mehr wurde der Lastwagen ein Konkurrent der Bahn, und heute führt die Bahn einen Kampf, wieder mehr Güter auf die Schiene zu bringen.

Helmuth Leichtfuß

Der Verein berichtet

Danksagung

Für die reiche Kuchenspende zum Gassenfest am 19.06.05 bedankt sich der Vorstand des Bürgervereins Walsdorf e.V. ganz herzlich bei den Spenderinnen und  ebenso bei der Kaffeespenderin. Es war eine Freude, die Vielfalt der über 30 Kuchen und Torten anzuschauen die z.T. ungefragt gespendet wurden.
Doch in Folge der großen Hitze wurde leider nicht so viel Kuchen verzehrt wie in den zurückliegenden Jahren, und so blieben etliche Stücke übrig, die die Spenderinnen wieder mit nach Hause nehmen konnten. Wir haben das sehr bedauert, aber wir wollten nicht, dass die guten Kuchen verderben.
Wir hoffen aber, dass dies die Spendenfreude in Zukunft nicht mindern wird. Auch der Kaffeekonsum ließ sehr zu wünschen übrig. Man bevorzugte kalte Getränke, was verständlich ist.
Unser Dank gilt aber auch Herrn Thöne, der uns seine großen „ Kaffeemaschinen“ zur Verfügung stellte, die das Kaffeekochen erleichterten.

Monika Kiesau

Aktuelle Mitteilung des Vereins

Dank einer Neuauflage der Broschüre „Walsdorf im 2 Weltkrieg“ ist dieses wichtige Zeitdokument wieder erhältlich. Die Lehrerin Frau Lietz berichtet authentisch über die Verhältnisse im Bereich der Schule, vom Alltagsleben, den Gefallenen bis zum Heilkräuter Sammeln und dem Schutzsuchen vor Tieffliegerangriffen bei Turnstunden auf dem Sportplatz und im Luftschutzkeller.
Das Buch ist Preis von 4 € bei Herrn Leichtfuß oder Herrn Gruber zum zu erhalten.