Bürgerbrief 91: Mai 2008

650 Jahre Stadt und Freiflecken Walsdorf 1358 – 2008
Walsdorfs Freiheitsrechte, das Jahresthema 2008 des Bürgervereins

 In drei Freiheitsbriefen zwischen 1358 und 1393 verliehen die Grafen von Idstein den Walsdorfern ihre Freiheitsrechte und das Recht, ihre Stadt zu befestigen. Im ersten Brief vom 26. Juli 1358 erhielten sie das Weiderecht für ihr sämtliches Vieh im „Breidenloh“. Da die Walsdorfer nur wenig Waldanteil hatten, wurden ihre Rechte im zweiten Brief vom 30. März 1375 dahin erweitert, dass jeder Haushalt einmal in der Woche einen Wagen voll Holz im „Breidenloh“ holen durfte. Im dritten Freiheitsbrief vom 23. Juni 1393 schließlich wird „zum Nutzen und Frommen eine ewige Freiheit unsern Bürgern von Walstadt“ gegeben und das Recht, jeden Donnerstag einen „ewigen freien Markt“ zu halten. Näheres ist der Broschüre „Walsdorfs Freiheitsrechte“ von Gerhard Buck zu entnehmen.

Restexemplare sind beim Bürgerverein erhältlich.

Das für die Geschichte unseres Dorfes wichtige Datum 1358 nimmt der Bürgerverein zum Anlass, seine jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen daran zu orientieren, und im Herbst eine auf das Ereignis bezogene Ausstellung auszurichten.

Begonnen wurde mit dem Spezialitäten-Essen am Samstag, 8. März „Schlemmen und schmausen wie im Mittelalter“. „Man spricht und das ist wahr, dass die Kocherei die beste Arzenei sei. Wo die Küche gut ist, bedarf es kaum der Doktoren und Apotheker“ heißt es in einem mittelalterlichen Kochbuch. Gemüse (das mittelhochdeutsche Wort „Gemuos“ bedeutet zu Mus gekochte Speise) kam nur gekocht auf den Tisch. Die richtige Würze war entscheidend, um die Körpersäfte im Gleichgewicht zu halten.

Über Tischsitten dichtet Sebastian Brant:

Mancher beträuft Tischtuch und Kleid,
legt auf die Schüssel wieder breit,
was ihm ungeschickt ist entfallen.
Unlust bringt es den Gästen allen.
Etliche sind so naseweise,
sie riechen vorher an der Speise
und machen sie den andern Leuten
zuwider, die sie sonst nicht scheuten.

Die Speisenfolge und die Rezepte sind inzwischen auf den Seiten des Bürgervereins im Internet unter www.walsdorf-taunus.de nach zu lesen.

Am Sonntag, 25. Mai geht es mit der Frühjahrswanderung ins „Breidenloh“. Geplant ist, dass der Förster den Teilnehmern Informationen über den Bürgerwald gibt.

Für den 14. Sept. 08 ist im Feuerwehrgerätehaus eine Ausstellung geplant, auf der alte Dokumente, Karten und neu erstelltes Material einen Ein- bzw. Überblick über die räumliche Veränderung des Ortes bis hin zur speziellen Wandlung einzelner Häuser im Ortskern geben. Originalkarten von 1630 – 1650, von 1760 – 1780 und von 1830 – 1850 verdeutlichen die räumliche Lage und jeweilige Gemarkungszugehörigkeit von Walsdorf. Ausdrucke der Vermessungen von 1788, 1889 und 2002 veranschaulichen die innerörtlichen Veränderungen. Exemplarisch wird der Ausdruck aus dem „Häuserbuch“ die Veränderungen eines Hauses in der Untergasse, bezogen auf dessen Nutzung und Besitzerwechsel (z.B. Erbfälle, Verkäufe) aufzeigen. Gezeigt werden auch Bestätigungen der Freiheitsbriefe im Original.

Sogar das traditionelle Spanferkelessen als Jahresabschluss für die Vereinsmitglieder passt in diesem Jahr thematisch hervorragend zum zeitlichen Rahmen des Jahresthemas.

Werner Janzing

Aufzeichnungen Adolf Lehmanns über August Wald, den Gründer des MGV „Germania“ 1838 Walsdorf

Zur Hundertjahrfeier des Männergesangvereins Germania im Jahre 1938 hat sich der in Walsdorf geborene und seit seiner Pensionierung hier lebende Mittelschullehrer Adolf Lehmann mit dem Gründer des Vereins, dem Lehrer August Wald,  eingehend beschäftigt  und durch vielfältige Kontakte mit noch lebenden Nachkommen Walds manches Wissenswerte über ihn zusammengetragen.

Er schreibt: Lehrer Karl August Wald wurde am 29.11.1801 in Staffel geboren. Sein Vater Johann Wald war von 1798 – 1817 Lehrer in Staffel und ist auch dort am 25. 9. 1864 gestorben. Auch dessen Vater und Großvater waren schon Lehrer. Seinen Jugendunterricht genoss Wald teils in der Schule seines Vaters, teils privat bei Herrn Pfarrer Tecklenburg. Zeitweise, in seinem 12 Jahr, besuchte er die Lateinschule in Diez unter Rektor Kretzer. Unterricht im Klavierspielen erteilte ihm Lehrer Trögel zu Aul. Im Herbst 1818 wurde er ins Seminar in Idstein aufgenommen und nach 2 ½ Jahren daraus entlassen. (3.4.1821) Doch lassen wir ihn selber reden: „Im Oktober erst wurde ich zu meiner großen Freude dekretmäßig als Gehilfe an der Elementarschule in Schierstein angestellt. Nur 2 Jahre, 7 Monate habe ich dort gestanden. Da wurde ich durch Dekret vom 21. 5. 1824 zum Elementarlehrer in Cleeberg ernannt mit 200 fl Besoldung.
Dort verweilte ich 7 Jahre. Im Mai 1831 wurde mein schulischer Wunsch, in eine angenehmere Gegend versetzt zu werden, erfüllt.

Mit dem 1. Juni wurde ich hier angestellt und schon am 5. d. M. zog ich hier ein.“ Nach der Bestallungsurkunde im Besitz des Generals Wald betrug das Gehalt jährlich 135 fl, dazu freie Wohnung im Anschlag von 20 fl, für die Benutzung des Schulgutes 15 fl. Organistenbesoldung 30 fl, im ganzen 200 fl. Wald hatte ein ausgeprägtes Standesbewusstsein. 1843 verfügte Hohe Landesregierung, dass vom 1. 4. ab der Glöcknerdienst von der Lehrerstelle getrennt sein solle. Wald selbst hatte darum angesucht. Von seiner Besoldung trat er 12 fl an den Glöckner ab. Später, 1858, wurde auch der Küsterdienst von der Lehrerstelle getrennt. Die 40 Gulden aus der Kirchenkasse bezog er fortan nur noch als Organist und Vorsänger. „Dank, innigen Dank dafür dargebracht unserem allergnädigsten Herzog und Herrn.“

Im Jahre 1862 verlor Wald seine Frau. „Das Jahr 1862 war für mich ein sehr trauriges und verhängnisvolles. Es gefiel nämlich dem lieben Gott, mir meine treue, ewig unvergessliche  Lebensgefährtin, meine liebe treue Frau durch den Tod zu nehmen. Der Verlust trifft mich schwer, sehr schwer.“ Wald erkrankte. Sein Substitut (Vertreter) berichtet, Lehrer Wald sei auf sein Ansuchen vom 1. 8. 1863 bis 1. Februar 1864 von seinem Schulamt entbunden und sodann nach Freiendiez versetzt worden.
Wald war über 32 Jahre am hiesigen Ort Lehrer und wird als tüchtiger, gewissenhafter Mann in seinem Beruf gerühmt. Leider wurde er in letzter Zeit durch den Tod seiner Frau so gebeugt und aus der Fassung gebracht, dass er nicht mehr mit dem gewohnten Eifer und der früheren Umsicht sein Amt verwalten konnte. Gestorben ist Wald am 10. Januar 1885 auf dem Eichberg bei Kiedrich. Beerdigt wurde er am 14. 1. 1885 in Walsdorf. Ich kann mich noch entsinnen, dass der Sarg im Walsdorfer Schulhaus – im Rathaussaal stand. Pfarrer Albert hielt ihm die Grabrede.

Es ist sicher keine alltägliche Erscheinung, dass die persönlichen Beziehungen zu dem Wirkungsort eines Mannes so lange weiter wirken, wie das bei Wald der Fall ist. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Walsdorf hat für Wald etwas bedeutet, und Wald hatte etwas zu bedeuten für Walsdorf. Die Hundertjahrfeier hat das einmal offensichtlich werden lassen. Wir freuen uns, dass unser „Singverein Germania“  ein lebendiger Zeuge seines Wirkens und insbesondere seiner vaterländischen Denkungsart geblieben ist.

Von Walds Verbundenheit mit Walsdorf zeugt das Gedicht:

Nachruf an Walsdorf

Wie ich vor längst entschwundenen Tagen von Osten hergezogen bin,
Wollt ich der Zukunft Siegel fragen, doch tief verschlossen blieb ihr Sinn.
Gleichviel!, zog ich doch gottergeben in Walsdorfs Mauern fröhlich ein.
Ich wollt ja Kraft und Mut und Leben und Liebe seinen Kindern weihn.
Und wahrlich! Ich durfts nicht bereuen, mein guter Stern hat mich geführt.
Noch heute kann ich mich des freuen, es hat mich oft sehr tief gerührt.
In Walsdorf fand ich treue Liebe, es hing an mir der Kinder Schar.
Und ihres Herzens schönste Triebe, sie wuchsen noch von Jahr zu Jahr.
Selbst aus der Jugend lustgen Kreisen, aus ernster Männer kräftgem Chor
Stieg oft in heitern Sangesweisen der Liebe Flut zu mir empor.
Denkt ihr daran, ihr frohen Scharen, wie wir vereint im Bürgerwald
Ein Herz und eine Seele waren, wie freudig wogte jung und alt.

O denkt daran, ihr meine Lieben, vergesst der schönen Stunden nicht
Nichts darf der Freundschaft Flamme trüben, sie bleibe warm wie Sonnenlicht.
Ihr denkt daran, und meinen Glauben an eure Liebe halt ich bei.
Nichts soll euch meine Liebe rauben, auch ich verbleib euch ewig treu.
Denkt ihr daran, ich bitt euch herzlich, vergesst, was ich nicht recht getan,
Der Abschied wird mir schwer und schmerzlich, wenn ich nicht friedlich scheiden kann.

Ich denke dran, wie all das Gute, was ich empfing von eurer Hand,
Ich dank es euch mit warmem Blute, ihr habt mein Herz zum Unterpfand.
Ich denk auch noch an jene Tage, wo mich betrübt ein bittrer Tod,
Wie eurer Liebe Trauerklage mich tröstete in meiner Not.
Ich denke nicht daran, nein, ganz vergessen, was man Übles mir getan.
Einst misst uns Gott, wie wir gemessen, hoch über aller Sternen Bahn.

Und so muss ich denn endlich scheiden von Walsdorfs heitern grünen Höhn,
Doch lass ich hier all meine Freuden, allein muss ich von dannen gehen.
Ihr Fluren mit den frischen Gründen, du Friedhof in dem Emsbachtal,
wo ich dereinst wollt Ruhe finden, heut fleh ich hier zum letzten Mal.
Lebt wohl, ihr lang gewohnten Gassen, ihr stillen Häuser, lebet wohl!
Ich muss euch alle nun verlassen, des ist mein Herz so schwer und voll.
Lebt wohl, ich wünsch euch Gottes Segen, ganz Walsdorf sei stets freudenreich,
Gott führe euch auf Weg und Stegen, lebt ewig wohl, und Gott mit euch!

August Wald, nunmehr Lehrer in Freiendiez.
(Mitgeteilt von General Alfred Wald, Stuttgart September 1938)

Die Walsdorfer Ergebnisse zur Landtagswahl vom 27. Januar 2008

Da bei dieser Wahl nicht einmal ein ganzer Monat für den Wahlkampf zur Verfügung stand, gelang es dem Bürgerverein nicht, einen Termin zu finden, an dem die Direktkandidaten der vier größeren Parteien an dem schon traditionell in Walsdorf stattfindenden Parteiengespräch hätten teilnehmen können. Leider hatten die Bürger deswegen keine Gelegenheit, sich von den Kandidaten ein persönliches Bild zu machen.

Die Ergebnisse von 2008 und 2003 im Vergleich

 2008%2003%
Wahlberechtigte1128 1140 
Wähler72764,577167,6
Briefwähler78  92
Gesamtzahl der Wähler80571,486375,7
Gültige Erststimmen704   
Gültige Zweitstimmen708   
 Erst-
stimme
Zweit-
stimme
Erst-
stimme
Zweit-
stimme
CDU47,3 %45,9 %54,1 %51,4 %
SPD36,2 %31,9 %33,0 %30,2 %
B90/Grüne5,7 %7,8 %8,8 %10,3 %
FDP5,4 %7,6 %4,1 %5,9 %
REP2,3 %1,1 %0,4 %
Die Linke1,7 %3,0 %
Sonstige1,4 %2,7%1,8 %
Ungültig3,2 %2,6 %1,0 %0,8 %

Betrachtung der Erststimmenergebnisse:

Beide Kandidaten, die die Chance hatten, das Direktmandat in unserem Wahlkreis zu gewinnen, erreichten mehr Stimmen als für ihre Parteien abgegeben wurden.
Peter Beuth von der CDU 1,4 % und Marius Weiß von der SPD 4,3 %.
Die übrigen 5 Direktkandidaten kamen zusammen nur auf 16,5 %.

Auch dieses Mal hatten wieder rund 100 Wähler ihre Stimme gesplittet. 9 Wähler des CDU – Kandidaten und 29 Wähler des SPD – Kandidaten gaben ihre Zweitstimme für eine andere Partei ab. Die FDP erhielt 16 Zweitstimmen mehr als Erststimmen, B90/Die Grünen15 und Die Linke 9.

Wenn man das Wahlverhalten der Walsdorfer Bürger bei dieser Wahl mit dem bei der Bürgermeisterwahl vom 2. September 2007 vergleicht, bei der Bürgermeister
G. Krum von der SPD 69,2% der Stimmen erreichte und Th. Zarda von der CDU
22,2 %, wird deutlich, dass die Bürgermeisterwahl eine reine Personenwahl war, während bei der Landtagswahl die Wahl einer Partei wieder eindeutig im Vordergrund stand.
Die Direktkandidaten schnitten, wie oben schon gezeigt, nur geringfügig besser ab als ihre Parteien.

Betrachtung der Zweitstimmenergebnisse:

Die CDU und B90/Die Grünen verloren gegenüber 2003 an Stimmen, die CDU
5,5 % und B90/Die Grünen 2,5 %. Die SPD und die FDP gewannen jeweils 1,7 %.
Die Linke, die zum ersten Mal für den Landtag kandidierte erreichte 3,0 %.
Die übrigen Parteien kamen zusammen nur auf 3,8 % der abgegebenen Stimmen.

Vergleich der Walsdorfer Ergebnisse mit denen der Gesamtstadt:

Die CDU schnitt bei den Zweitstimmen 5 % besser und die SPD 2,3 % schlechter ab als in Idstein. B90/Die Grünen lagen 0,4 % und die FDP 2,1 % unter dem Idsteiner Ergebnis. Die REP waren 0,5 % stärker und Die Linke 0,3 % schwächer als in
Idstein.

Helmuth Leichtfuß

Markante Bäume in Walsdorf

Der Bürgerverein erinnert im Laufe des Jahres in verschiedenen Veranstaltungen an die Verleihung  der Stadtrechte durch Graf Adolf von Nassau an Walsdorf vor 650 Jahren im Jahre 1358. Da es wahrscheinlich einer Reihe von Walsdorfern gar nicht bekannt ist, dass der Bürgerverein vor 25 Jahren  in Erinnerung an die Verleihung der Stadtrechte vor 625 Jahren neben der Veröffentlichung von „Walsdorfs Freiheitsrechten“ und einer Ausstellung in der ehemaligen Schule auch auf dem Grillplatz eine Eiche pflanzen ließ, benutze ich die Gelegenheit, zusammen mit dem Hinweis auf dieses Ereignis auch über andere markante Bäume in unserem Dorf zu berichten.

Die Roteiche am Grillplatz

Von der Pflanzaktion der Eiche brachte die Idsteiner Zeitung am 6. 12. 1983 ein Bild und folgenden Bericht: „Eine Roteiche, 7,70 Meter groß und 20 Jahre alt, ließ der Bürgerverein Walsdorf auf dem Grillplatz  pflanzen. Sie soll daran erinnern, dass im Jahre 1358 – also vor 625 Jahren – Walsdorf Stadtrechte erhielt. Der Bürgerverein hofft, dass der schon jetzt stattliche Baum einmal weithin sichtbar das Landschaftsbild prägen wird. Er steht auf einem Platz mit historischer Tradition. Der Flurnahme „Auf der Warth“ erinnert daran, dass vor dem Bau des Walsdorfer Hutturms hier einmal ein Wartturm stand. Zusammen mit einem Gebück, das von Wörsdorf her kam, sicherte er die Grenze zwischen den Grafschaften Idstein und Diez. Dieser Baum ist die zweite Stiftung des Bürgervereins zum „Stadt“-Jubiläum. Zu dem aus diesem Anlass gerade erschienenen Buch über „Walsdorfs Freiheitsrechte“ von Gerhard Buck gab der Verein einen erheblichen Zuschuss, um den Preis erschwinglich zu halten.“

Kaiser Wilhelm-Linde im Kirchgarten rechts vom Treppenaufgang.

Die Schulchronik enthält für das Jahr 1897 neben den üblichen Angaben über das schulische Leben auch den folgenden Bericht über den Anlass und die Veranstaltungen zur Pflanzung der Linde.

„Der 100jährige Geburtstag Kaiser Wilhelms I wurde auch dahier festlich begangen und zwar wie folgt:

Urkunde

Heute Mittag ¼ vor 2 Uhr sind es hundert Jahre, dass unser Heldenkaiser Wilhelm I, der Gründer des Deutschen Reiches, geboren wurde. Von seinem Enkel, unserem jetzigen Kaiser Wilhelm II ist eine dreitägige Centenarfeier (Jahrhundertfeier) angeordnet worden. Dieselbe wurde in Walsdorf auf folgende Weise gefeiert.
Sonntag, den 21 März, morgens 10 Uhr Zug zur Kirche unter Beteiligung der Schulkinder, des Gesang- Krieger- und Turnvereins und Festgottesdienst. Abends fand ein Fackelzug statt, Gesang und Ansprache am Kriegerdenkmal und Kommers in verschiedenen Lokalitäten.
Montag, den 22 März Schulfeier um 9 Uhr und nachmittags 2 Uhr Pflanzung einer Kaiserlinde, woran wieder sämtliche Vereine und die Schulkinder teilnahmen.
An der Stelle, wo die neue Linde gepflanzt wurde, stand eine Linde, welche ein Alter von mehreren Jahrhunderten hatte. Dieselbe wurde von einem heftigen Sturm am Donnerstag 18. März 1897 umgeworfen. Diese Gelegenheit wurde benutzt, um eine Kaiserlinde zu pflanzen. Sie erhält zu Ehren unseres innigst geliebten Heldenkaisers den Namen Kaiser Wilhelms-Linde.

Dieses Schreiben wurde mit der Unterschrift der Ortsbehörde in einer Flasche bei der Pflanzung mit eingelegt.

Herr Pfarrer Huth hielt eine entsprechende Ansprache, der Gesangverein und die Schüler trugen passende Lieder vor. Alsdann begaben sich der Ortsvorstand, die Schüler und der Gesangverein in das Lokal des Gastwirts Stubig. Hier erhielten die Schüler vom Ortsvorstand Bier und jeder einen Bretzel. Unter Gesang, Deklamationen und Ansprachen wurden hier einige recht frohe Stunden verlebt“

Der Bürgerverein plant im Laufe des Jahres an beiden Bäumen entsprechende Informationstafeln anbringen. 

Naturdenkmal „Weißfleckenulme“

Die Weißfleckenulme auf dem Friedhof in Walsdorf wurde 1994 auf Antrag der Stadt Idstein als Naturdenkmal ausgewiesen. Es handelt sich um den ersten Baum im vorderen Gräberfeld an der Friedhofsmauer entlang des Escherweges. Er ist durch ein  Informationsschild gekennzeichnet. Bei diesem Baum handelt es sich um eines von nur noch zwei im Kreisgebiet vom Ulmensterben bisher verschonten Naturdenkmäler dieser Baumart und zudem um eine seltene gärtnerische Variation (panaschierte Blätter). Die Schutzwürdigkeit ist entsprechend hoch.

Da am Stamm eine Faulstelle existiert, wird die Standfestigkeit des Baumes von der unteren Naturschutzbehörde regelmäßig überprüft. Durch Schnittmaßnahmen im Kronenbereich zur Reduzierung von deren Gewicht soll die Vitalität des Baumes unterstützt werden. Außerdem wird der Platz im Traufbereich der Ulme nicht mehr durch Gräber belegt, um eine weitere Belastung des Baumes durch Schachtschäden und Wurzelverlust zu vermeiden.

Vermutlich wurde die Ulme schon vor 1885 gepflanzt, denn am 30. November 1885 hat die Gemeindevertretung beschlossen, dass die hohen Ulmen und die Tannenbäume auf dem hinteren Totenhof abgehauen und durch Ahornbäume ersetzt werden sollen. Danach könnte die Ulme auf dem vorderen Teil des Friedhofs stehen geblieben sein.

Linden am Untertor und am Friedhof

Die Linden an der Einmündung des Dammwegs am Untertor und vor der Kirchhofsmauer am Aufgang zum Friedhof hat Hauptlehrer Jacob mit den Schülern der Oberstufe im Jahre 1936 gesetzt. Einen besonderen Anlass zur Pflanzung gab es nicht. Um die Linde am Untertor zimmerten die Schüler mit ihrem Lehrer eine fünfeckige Bank, auf der Leute, die aus dem Großen Garten oder aus dem Feld kamen, ausruhen und den Blick in den Goldenen Grund genießen konnten, denn die Straße am Untertor war damals noch nicht bebaut.

Scherers Eiche, Michelsbaum und andere Flurnamen

Die heute noch bekannten Flurbezeichnungen Scherers Eiche, Michelsbaum, Kühlbaum, Bäumchen und Fichten sind mehrere hundert Jahre alt. In den Lagerbüchern von 1788 werden außerdem Glasers Baum und Kilians Bäum genannt. (Vergleiche die von Werner Janzing bearbeiteten Flurkarten von 1788 und 1875, Bürgerbriefe  Nr. 85 mit Beilage und 87).

Ein markanter Baum, die Geländeverhältnisse (z. B. Schlehengraben, Berg), Besonderheiten (z.B. Osterlazey, Sauerwiesen) oder Nutzungen (z. B. Eselsweide, Gänsweide) dienten häufig zur genauen Bestimmung einzelner Gemarkungsteile.

„Scherers Eiche“, diese Bezeichnung geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Sippe Scherer zurück, die schon in der Bürgerliste von 1563 verzeichnet ist und in Walsdorf bis 1687 im Mannesstamm vertreten war. Nach der Schatzung von 1622 besaß Jakob Scherer 24 Morgen Land, erntete 3 ½ Wagen Heu und hatte 3 Kühe, 1 Schwein und 1 Pferd. Johann Scherer besaß 21 Morgen Land, erntete 3 Wagen Heu und hatte 5 Kühe, 3 Schweine und 1 Pferd. Das Ackerland östlich der Bürgerwaldspitze trug den Namen Scherers Eiche. (F6 der Flurkarte von 1788 von W. Janzing).

Als Namensgeber für Michelsbaum (C7) kommt wahrscheinlich Michael Höltzer in Frage, der 1690 von Fackenhofen, einem gegen Ende des 17. Jahrhunderts ausgegangenen Dorf an der Stelle des heutigen Hofgutes Henriettenthal, in Walsdorf einheiratete. Der Name Michael kommt außerdem nur noch bei dem Zimmermann Michel Herzog vor, der ab 1652 beim Wiederaufbau der Kirche beschäftigt war. Mit dem Straßennamen Am Michelsbaum wird die Erinnerung an die alte Flurbezeichnung wach gehalten.
Die Bezeichnung Kilians Bäum (E7) geht sicher auf ein Mitglied der Sippe Kilian zurück, die von 1668 bis 1792 in drei Generationen  hier ansässig war.

Für die Herkunft der Flurbezeichnungen Kühlbaum (F8) Bäumchen (C8), Fichten  (A7) und Glasers Baum (C8) lassen sich keine genauen Angaben machen.

Helmuth Leichtfuß

Ortsübliche Familiennamen

Da Jahrhunderte lang viele alteingesessene Walsdorfer Familien wie Baum, Hohl, Jeckel, Lehmann, Leichtfuß, Ochs, Roth, Seyberth, Scheid oder auch Zeiger gleichzeitig mit mehreren Linien vertreten und die Menschen in der Auswahl der Vornamen wenig variabel waren, war es in vielen Fällen schwierig, sich mittels des Familien- und Vornamens zweifelsfrei über eine Person zu verständigen. So war beispielsweise Ende der dreißiger Jahre der Name Karl Baum sechs Mal vertreten, Karl Schmidt fünf Mal, Karl und Heinrich Hohl je vier Mal, Adolf und Ferdinand Lehmann je drei Mal und Adolf und Karl Leichtfuß je drei Mal. Zur Verständigung benutzte man die ortsüblichen Familienbezeichnungen, die meist über mehrere Generationen Personen oder auch Häusern anhafteten.

An diesen Verhältnissen hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg viel geändert. Es sind nicht nur mehrere hundert neue Einwohner nach Walsdorf gekommen und damit auch neue Familiennamen. Auch die Ansprechformen sind heute anders. Herr und Frau wurde jetzt für die direkte Anrede gebraucht, während bis dahin Jüngere alle älteren Personen mit „Geht“ (Gote) und „Petter“ (Pate) anredeten. Zur internen Verständigung werden im Dialekt aber auch jetzt noch die alten Formen benutzt, z. B. „de Wolf un die Wolfen“, de „Parrer un die Parrerchen“.

In den folgenden Bürgerbriefen sollen sukzessive für alle Walsdorfer Familien bzw. Häuser die ortsüblichen Bezeichnungen, wie sie 1939 gebraucht wurden, festgehalten werden. Begonnen wird mit der Untergasse nach der heutigen Nummerierung. Zum besseren Verständnis wird der Dialektfassung der Begriffe erforderlichenfalls das hochdeutsche Wort in Klammern beigefügt. Das typische Walsdorfer kurze O statt A (z. B. Sollersch statt Sattlers) wird in den Dialektwörtern als offenes O gesprochen wie in „doch“. Das U vor R wird ebenfalls als offenes O gesprochen (z.B. „Borket statt Burkhard“)
Bei den angeführten Personen ist in Klammern die entsprechende Nummer des Ortssippenbuches  angegeben.

Untergasse

Nr.Besitzer  Bezeichnung  Herkunft der Bezeichnung
1G. Leichtfuß (922)Wertschade  Schwiegersohn des Wirts  G. Scheid  (1432); Wirtschaft in der 4. Generation.
3 L. Ochs (1142) Ochse Lui     –
5W. Schmidt (1555) Stuwis  Schwiegersohn des Gastwirts und  Schmieds K. Stubig (1745) 
7A. Wicht (1922)   Wichte oder  Ammedrehrsch verheiratet mit der Pflegetochter des Drehers A. Leichtfuß (918). Dessen Großmutter war Hebamme und der Großvater Dreher 889)
9H. Lehmann (841) Sollersch  H. Lehmann ist Sattler (841)
11H. Leichtfuß (925)Herzchreste Herkunft nicht aufzuklären.
13H. Leichtfuß (933)  Schmidtchreste  
Herrmann
Urgroßvater  Schmied Ph. Chris. L. (910)
 Die Kinder behalten den Herkunftsnamen der Mutter: Sollermina (aus 841)
15A. Lehmann (849) BeimosterschDer Vater Heinrich L. war Bürgermeister
17O. Weygand (1918)  Wonerotto Der Großvater war Wagner (1911)
19F. Lehmann ( 837) Bäckerferdnand Vater und Großvater waren Bäcker
21 G. Volkmar (1828)Volkemersch Schwiegersohn des Bauern L. Hedwig (435)

Knappe Gasse

Nr.Besitzer  Bezeichnung  Herkunft der Bezeichnung
1W. Eyrich (262) Eyrichs   Schwiegersohn von Karl Deusinger (203)
3H. Sturm (1751)Rupperts Urgroßvater mütterlicherseits Schuhmacher
Joh. Phil. Ruppert (1295)

Der Verein lädt ein: Frühjahrswanderung 2008

Wie bereits auf S. 3 geschrieben, planen wir für Sonntag, den 25. Mai, unsere alljährliche Frühjahrswanderung. Wir freuen uns schon auf alle Interessierten, die mit uns diesen Sonntagmorgen im Wald erleben wollen.

Treffpunkt wie immer um 10:00 Uhr am Brunnen.

Wir werden diesmal ins „Breidenloh“ wandern. Unter Führung von Herrn Bördner, der als Förster zuständig für den Walsdorfer Wald war und über dessen Bedeutung gut informiert ist, werden interessante Ausführungen über unseren Bürgerwald und die Lohgewinnung zu erhalten sein.

Zum Abschluss ist ein herzhafter „später Frühstücks-Schmaus“ mitten im Wald eingeplant, zu dem dann alle Teilnehmer genauso herzlich willkommen sind.

Redaktion:
Monika Kiesau  Helmuth Leichtfuß Manfred Wetzel